Netflix führt in Der dunkle Kristall ein opulentes Puppentheater auf
Die aufwendige Serie «Ära des Widerstands» erzählt auf Netflix die Vorgeschichte zum Film «Der dunkle Kristall». Dabei spielen abermals Puppen die Hauptrollen.
Das Wichtigste in Kürze
- «Ära des Widerstands» ist vor dem Film «Der dunkle Kristall» angesiedelt.
- Die Netflix-Serie bietet prächtige Szenerien und hochkarätige Sprecher im Originalton.
- Die Handlung fällt dagegen weniger stimmig aus.
Die Welt von Thra ist im Wandel. Die Skekse herrschen im Kristallschloss über den Planeten. Sie sind streitsüchtige Gesellen und streben nach dem ewigen Leben.
Dies soll mithilfe des Kristalls der Wahrheit bewerkstelligt werden. Dafür benötigen sie die Gelflinge, ein friedfertiges Völkchen.
Um ihr Ziel zu erreichen, saugen die Skekse mittels einer Maschine die verjüngende Essenz der Gelflinge aus. Die Palastwache Rian (Taron Egerton) wird zufällig Zeuge des Vorgangs und versucht, die sieben Clans seiner Artgenossen zu warnen.
Was sind Gelflinge und Skekse überhaupt? Erstere sind kleine Gestalten, deren Aussehen ein wenig an Elfen erinnern. Letztere hingegen kommen in Form einer Kreuzung aus Raubvögeln und Reptilien daher.
«Ära des Widerstands»: Prequel statt Fortsetzung
Beide Spezies haben bereits 1982 im Kinofilm «Der dunkle Kristall» von Jim Henson und Frank Oz ihren Auftritt gehabt. Rund 37 Jahre später präsentiert Netflix mit «Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands» eine Serie als Vorgeschichte. Damals wie heute stehen dabei nicht Menschen, sondern Puppen im Fokus.
Henson gehörte zu den erfolgreichsten kreativen Köpfen des Puppenspiels. So schuf er unter anderem die «Muppets» und «Sesamstrasse». In «Der dunkle Kristall» wichen Henson und seine Mitarbeiter etwas von der fröhlichen Unterhaltung ab.
Stattdessen setzte der Film auf eine düstere Fantasy-Geschichte und ein Universum mit Potenzial für weitere Umsetzungen. Der finanzielle Erfolg an den Kassen hielt sich allerdings in Grenzen, sodass eventuelle Zukunftspläne erstmal im Sand verliefen. Henson starb am 16. Mai 1990.
Sein «Dunkler Kristall» hat inzwischen eine Heimat bei Netflix gefunden. Hensons Tochter Lisa fungiert bei «Ära des Widerstands» als ausführende Produzentin. Die Serie dient als Vorgeschichte.
Im Geist des Originals
Es geht darum, Thra aus den Klauen der Skekse zu retten. Vorab haben die Macher in Werbematerialien betont, dass man den Geist des Originals unbedingt beibehalten wolle.
Verantwortlich für die Gestaltung der Puppen und Kostüme ist erneut Brian Froud. Der Franzose Louis Leterrier («The Transporter») hat bei allen zehn Folgen Regie geführt. Netflix verfügt über die alleinigen Vertriebsrechte.
«Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands» besitzt ähnliche Stärken und Schwächen wie die filmische Vorlage. Die Geschichte über den Kampf von Gut gegen Böse haut weder als Kinofilm noch in Serienform auf Netflix vom Hocker. Das Tempo der Erzählung ist zwar anno 2019 rasanter geraten, holprige Abschnitte sind dennoch vorhanden.
Wesentlich überzeugender kommt das Herzstück daher: Die Technik. Statt Effekten aus dem Rechner werden überwiegend handgemachte Puppen, opulente Szenerien und Animatronics eingesetzt.
Ganz ohne digitale Hilfe geht es doch nicht. Die Puppenspieler werden mittels Greenscreen nachträglich unsichtbar gemacht. Ein paar Details, darunter manche Einzelbilder im Hintergrund, stammen ebenfalls aus dem PC.
Ein weiteres Sahnehäubchen sind die Sprecher im Originalton. Bekannte Schauspieler wie Helena Bonham Carter, Alicia Vikander, Mark Hamill oder Simon Pegg geben den Figuren ihre Stimme. Dabei rattern sie ihre Texte nicht lustlos herunter, sondern variieren unter anderem mit Tonhöhen.
Netflix bietet Ergänzungsmaterial zu «Der dunkle Kristall»
Trotz der glatt polierten Oberfläche eignet sich die Sendung nicht für alle Altersklassen. Das düstere Aussehen der Skekse wird nicht jedem Zuschauer gefallen. Auch mit dem Thema Tod geht die Serie des öfteren brutal um.
Zur Ergänzung sei empfohlen, sich «Der dunkle Kristall» anzuschauen. Netflix hat den Film derzeit im Angebot. Damit nicht genug: Ein Making-Of zur Serie offeriert weitere Einblicke hinter die Kulissen. Dort geben nicht nur Produzenten und Drehbuchautoren Auskunft, der Zuschauer wird zusätzlich über die Arbeit der Beteiligten informiert.
Fazit
Netflix zelebriert das klassische Handwerk. «Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands» zeigt auf beeindruckende Weise, dass heutzutage neben Computereffekten auch die Kunst des Handgemachten einen Platz hat.
Die zahlreichen Kulissen und Charaktere sind detailreich gestaltet. Im Originalton verleihen viele Schauspieler den Figuren stimmliches Leben.
Im Gegensatz dazu fällt die langgezogene Handlung weniger überzeugend aus. Im Verlauf der zehn Folgen schleichen sich kleine erzählerische Hänger ein. Für Kinder unter sechs Jahren ist die Serie aufgrund ihres düsteren Untertons nicht geeignet. Trotzdem lohnt sich dieses liebevoll gestaltete Puppenspiel.
Die serielle Umsetzung von «Der dunkle Kristall» ist seit dem 30. August 2019 auf Netflix zu sehen.