«Apollo 11»: So war die Mondlandung noch nicht zu sehen

Ein halbes Jahrhundert nach der wahnwitzigsten Weltraum-Mission des Menschen zeichnet nun eine Dokumentation die Mondlandung 1969 nach. Der atemberaubende Film kommt komplett ohne einordnende Erzähler aus und hat nur eine winzige Schwäche.

Fünfzig Jahre ist die Mondlandung her. Nun kommt mit «Apollo 11» ein Dokumentarfilm in die Kinos. Foto: Dokumentation APOLLO 11 - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Um es kurz zu machen: Diese Dokumentation raubt den Zuschauern von der ersten Einstellung an den Atem.

Da laufen winzige Menschen neben den gigantischen Raupen einer riesigen Maschine. Da steht senkrecht eine Rakete, die ausschaut wie ein Spielzeug, aber in Wahrheit mehrere Häuser hoch ist.

Da folgt ein Schnitt und eine einzige Frau sitzt zwischen langen Reihen von Männern in weissen Hemden vor einem Modell dieses Raketenaufbaus. Da ist eine wie auf einer Showbühne blau beleuchtete Rakete in der Nacht zu sehen. Und schliesslich eine kleine weisse Einblendung vor schwarzem Hintergrund, während eine Stimme aus dem Off feststellt: «July 16, 1969 - It’s three hours and 32 minutes until men begins the greatest adventure in his history.» Dreieinhalb Stunden bis zum Start des grössten Abenteuers in der Geschichte der Menschheit!

Fünfzig Jahre ist es her, dass Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins auf ihren Flug zum Mond geschickt wurden. Nun kommt mit «Apollo 11» ein Dokumentarfilm in die Kinos, der den Zuschauern diese Mission näher bringt als je zuvor: Regisseur Douglas Miller hat dafür in jahrelanger Fleissarbeit Aufnahmen ausgesucht, die teils so noch nie gezeigt wurden. Doch selbst wenn die Ausschnitte bekannt sind wie der tapsende Astronaut Armstrong bei seinen ersten Schritten auf dem Mond am 21. Juli 1969, lösen sie beim Publikum ein überwältigend-staunendes Gefühl aus - es ist wie das erste Mal Zirkus als Kind.

Miller setzt während der 93-minütigen Doku im kinotauglichen 70-mm-Format ausschliesslich auf historische Filmaufnahmen. Die ergänzt er um die in jahrelanger Kleinstarbeit ausgewerteten Audiokommentare aus rund 11 000 Stunden Material von 60 wichtigen Mitgliedern der einwöchigen Mission - man hat das Gefühl, live mit dabei zu sein. Dafür greift Miller zurück auf Originalaufnahmen der NASA. Einordnende Erläuterungen der Astronauten aus Studio-Interviews im Nachhinein gibt es genauso wenig wie eine Erzählstimme - alles erklärt sich durch Bilder, Tonaufnahmen und einige wenige Animationen.

Dabei findet Miller auch Zeit für das Alltägliche: Zu sehen sind beispielsweise die Zuschauer auf einem Parkplatz in der Nähe der NASA-Basis in Houston, genauso wie Aufnahmen aus der Quarantäne der Astronauten nach der erfolgreichen Landung auf der Erde. Nachträglich ergänzt wurde eine orchestrale Filmmusik von Matt Morton, die mit langgezogenem Grollen für Dramatik sorgt. Selbst hier zeigt sich der Anspruch dieses Werks, denn die Macher haben laut Abspann nur auf Instrumente zurückgegriffen, die es bereits 1969 gab.

Wenn die Gesichter der Ingenieure am Boden zu sehen sind, irgendwo zwischen Stolz und Unglauben, dass diese wahnwitzige Mission nach jahrelanger harter Arbeit geglückt ist, dann rührt das auch ein halbes Jahrhundert später noch zu Tränen. Wer das im Kino erleben will, muss sich aber beeilen, denn meist wird der Film als Event nur an wenigen Tagen gezeigt (meist am 7. und 14. Juli).

Am Ende bleibt damit nur ein Kritikpunkt an dieser durch und durch ungewöhnlichen Dokumentation: Sie ist so gestochen realistisch, dass sie all jenen Verschwörungstheoretikern neue Munition liefert, die behaupten, dass die Amerikaner niemals auf dem Mond waren.

Apollo 11, USA 2019, 93 Min., FSK ab 0, von Todd Douglas Miller