«hot stuff – Archäologie des Alltags» in Hamburg
Wie bedient man ein Telefon mit Wählscheibe? Im Zeitalter des Smartphones eine berechtigte Frage. Im Archäologischen Museum Hamburg können Besucher dem «hot stuff» vergangener Zeiten nachspüren.
Das Wichtigste in Kürze
- Wer kennt noch Walkman, Kassettenrekorder oder gelbe Telefonhäuschen, die früher an jeder Ecke standen? Was heute angesagt ist, kann morgen schon als Relikt aus der Technik-Steinzeit gelten.
Mit der Ausstellung «hot stuff – Archäologie des Alltags» zeigt das Archäologische Museum Hamburg bis 26. April Dinge, die noch vor 30 Jahren zum Alltag gehörten, inzwischen aber fast in Vergessenheit geraten sind.
«Mit der Schau wollen wir ein Lebensgefühl vermitteln, an das sich zumindest die Älteren noch erinnern», sagte Direktor Rainer-Maria Weiss am Dienstag. Viele Stationen laden zum Anfassen, Ausprobieren und Lauschen ein.
«Das Bestreben, immer das Neueste haben zu wollen, hat es schon immer gegeben», erklärte Weiss. So wurde das Schwert in der Bronzezeit zum Prestigeobjekt. Als «hot stuff» war es so begehrenswert, dass es um 1600 v. Chr. sogar aus Holz mit Klingen aus Flintstein nachgeahmt wurde, wie ein Schwert aus Dänemark zeigt. «Die Neugierde, immer Neues zu entwickeln, ist der Motor der Menschheit», meinte Weiss. Nur drehe sich das Trendkarussell heutzutage immer schneller. Nach Hamburg soll die vom Archäologischen Museum konzipierte Ausstellung noch in anderen deutschen Städten zu sehen sein.
In Vitrinen können die Besucher die Entwicklung in der Musik und Telekommunikation verfolgen: Vom Stern-Recorder, der 1972 in der DDR hergestellt wurde und 800 Ost-Mark kostete, über den Ghettoblaster bis hin zum ersten iPhone, das die Welt revolutionierte. Das erste Handy von Motorola, genannt «der Knochen», war 1992 noch riesengross, nicht wirklich schick, über ein Pfund schwer - aber absoluter «hot stuff», da man mit ihm zum ersten Mal überall telefonieren konnte. An die gelben Telefonhäuschen, die früher an jeder Ecke standen, können sich junge Leute kaum noch erinnern, dabei erleben sie in Start-ups gerade ein Revival - um in Ruhe mit dem Handy telefonieren zu können.
Im Arbeitsbereich ist ein Büro der 1980er Jahre nachgebaut - mit Telefon mit Drehscheibe und Schreibmaschine zum Ausprobieren. Im Wohnzimmer mit schicker Fototapete, Plattenspieler und Minifernseher, steht noch ein Brockhaus-Lexikon im Regal - damals 9000 D-Mark teuer und der Stolz des Bürgertums, heute nur noch gut fürs Altpapier. Im Jugendzimmer können sich die Besucher in verschiedene Zeitzonen versetzen lassen: mit Poesie-Album, Monchhichi und Kassettenrekorder in die 80er Jahre, mit Röhrenbildschirm und Tamagotchi in die 90er Jahre. Heute brauchen die Jugendlichen nur noch einen Sitzsack und eine Steckdose für ihr iPhone.
«Manche Dinge sind hot stuff und werden es auch wieder», sagt der Berliner Caspar Pichner, der das Ausstellungsdesign entworfen hat. So sei der Game-Boy bei einigen DJs wieder angesagt, um Musik zu machen. Und manche Dinge erfreuen alle Generationen - egal, ob auf Kassette oder als Hörbuch - wie die 40-jährige Erfolgsgeschichte der «Drei ???» beweist. Auch in die Zukunft blickt die Ausstellung: Mit einer Virtual-Reality-Brille können sich die Besucher in einem künstlichen Wald mit Vogelgezwitscher entspannen.