Klassik Stiftung findet rechtmässige Erbin von NS-Raubgut

Die Provenienzforschung hat sich gelohnt: Nach längerer Suche wurde die rechtmässige Erbin von 189 Büchern aus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar gefunden. Es wurde ein Rückkauf vereinbart.

Klassik Stiftung findet rechtmässige Erben von NS-Raubgut. (Archivbild) Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Klassik Stiftung Weimar hat einen bekannten Fall von während der Nazi-Zeit unrechtmässig erworbenen Kulturgütern abgeschlossen.

Nach längerer Suche konnten Mitarbeiter die rechtmässige Erbin von 189 Büchern ausfindig machen, teilte die Stiftung am Donnerstag mit.

Gemeinsam mit der Goethe-Gesellschaft vereinbarte die Stiftung mit der Frau direkt einen Rückkauf. So könnten die Bücher, die für die Weimarer Bestände von Bedeutung seien, weiter in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek verwahrt werden.

Hintergrund ist das Schicksal von Susanne Türck (1905–1976). Die Lehrerin war die Tochter des Weimarer Literaturwissenschaftlers Hermann Türck. Unter den Nazis durfte sie ab 1933 ihren Beruf wegen der jüdischen Herkunft ihres Vaters nicht mehr ausüben und wanderte nach Grossbritannien aus, um weiterer Verfolgung zu entgehen. Aus Sicht der Stiftungsexperten ist es wahrscheinlich, dass sie zuvor die Privatbibliothek ihres Vaters gezwungenermassen an ein Antiquariat verkaufte, um ihre Emigration zu finanzieren. Später kaufte eine Vorgängereinrichtung der Anna Amalia Bibliothek die Bücher.

Die Suche nach rechtmässigen Erben der Bücher stellte sich als Herausforderung dar, hiess es. Über das 2019 in Grossbritannien aufgefundene Testament von Türck sei es dann geglückt, die rechtmässige Erbin - eine Verwandte einer engen Freundin der kinderlos gebliebenen Türck - ausfindig zu machen. Die Klassik Stiftung hat ein eigenes Team für die sogenannte Provenienzforschung. Dieses durchforstet die Bestände der Stiftung nach Gütern, die unrechtmässig in die Sammlungen gelangten.