Musiker Gil vor Gericht: Wurde Video manipuliert?

Im Prozess gegen Gil Ofarim werfen seine Verteidiger dem Hotel vor, die Videos manipuliert zu haben. Ein Techniker widerspricht.

Gil Ofarim steht wegen Verleumdung vor Gericht. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen des Vorwurfs des Antisemitismus steht Gil Ofarim wegen Verleumdung vor Gericht.
  • Seine Verteidiger werfen dem Hotel vor, die Aufnahmen manipuliert zu haben.
  • Ein Forensiker sagte aus, dass die Davidstern-Kette nicht zu sehen sei.

Es war ein Antisemitismus-Skandal: Musiker Gil Ofarim wurde vor rund zwei Jahren in einem Hotel in Leipzig gebeten, seine Davidstern-Kette einzupacken. So zumindest schilderte er es auf Instagram. Der Hotelmitarbeiter dementierte die Vorwürfe und klagte Ofarim wegen Verleumdung an. Der Prozess läuft im Moment, die deutsche «Bild» berichtet darüber.

Eine der Hauptfragen ist, ob der Musiker die Kette mit dem Davidstern überhaupt sichtbar getragen hatte. Wichtige Beweismittel, um die Frage zu klären, sind Überwachungsvideos des Hotels. Auf diesen ist aber nicht klar ersichtlich, ob der Stern sichtbar ist oder nicht.

Vor Gericht trägt Gil Ofarim die Davidstern-Kette gut sichtbar. Doch tat er dasselbe auch am 4. Oktober 2021? - keystone

Ofarims Anwalt weist darauf hin, dass die Kette an einer Stelle gut zu erkennen war, an anderen aber nicht. Doch sein Mandat habe sie getragen, das beweise das Instagram-Video. Dieses nahm er kurz nach dem Vorfall vor dem Hotel auf.

Die Anwälte des Musikers werfen die Frage auf, ob die Überwachungsvideos nicht manipuliert worden seien. Grund dafür sind Aufnahmen von der Hotel-Bar: Zu sehen ist ein Kellner, der plötzlich aus dem Bild verschwindet. Auch die Zeitanzeige springt um zwei Sekunden vor.

Gil Ofarim trägt den Davidstern bei einem Konzert. - keystone

«Der Verdacht liegt nahe, dass die Aufnahmen manipuliert worden sind», sagt einer der Verteidiger. Ein andere ergänzt: «Wer sagt uns denn, dass nicht auch die anderen Videos manipuliert worden sind?»

Ein Sicherheitstechniker sagt aus, dass eine Manipulation «nicht denkbar» sei. Er habe auf Anweisung der Polizei wenige Tage nach dem Vorfall die Originaldaten aus dem System übernommen.

Forensiker: Davidstern nicht zu erkennen

Digitalforensiker Dirk Labudde hat die Aufnahmen Bild für Bild aufgebessert und analysiert. Einen Davidstern habe er nicht hochauflösend erkennen können, es sei nicht registrierbar. Erst als Ofarim nach dem Vorfall vor dem Hotel war, sei die Kette sichtbar gewesen.

Auch die Person, die Ofarim zum Hotel gefahren hat, sagte vor Gericht aus. Sie könne sich nicht an eine silberne Kette erinnern, gab sie zu Protokoll.

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Ofarim betrat am 4. Oktober 2021 das Hotel «The Westin» und wollte einchecken. Von der Réception ging er zur Bar und zurück an die Réception. Auf den Überwachungsbildern ist zu sehen, dass zwei Stammgäste ihre Zimmerkarte schneller erhielten als der Musiker.

Er regte sich darüber auf und stritt sich anschliessend mit dem Manager. Dabei soll es zu dem antisemitischen Vorfall gekommen sein. Kurz darauf verliess Ofarim das Hotel, setzte sich davor auf den Boden und drehte das Video mit den Anschuldigungen.