Nick und Aaron Carter tragen Streit ins Netz
Immer wieder geraten in den USA ehemalige Kinderstars auf die schiefe Bahn. Im neuesten Fall gibt der traurige Streit zwischen Nick und Aaron Carter Einblick in das Leben zweier Brüder, die mal weltberühmt waren.
Das Wichtigste in Kürze
- Es ist ein wenig wie im Zoo, wenn die Besucher an die Scheiben vom Gehege hämmern, damit das Spektakel drinnen weitergeht.
Der Tierpark des 21. Jahrhunderts, das sind in diesem Fall die sozialen Medien - und die Augen richten sich auf zwei bekannte Brüder: Nick und Aaron Carter.
Einst weltbekannte Teeniestars - Millionen Mädchen waren in sie verliebt. Ihre besten Zeiten haben beide Sänger allerdings inzwischen hinter sich. Vielleicht fehlt ihnen auch deshalb jede Scheu, ihren bizarren Familienstreit öffentlich auszutragen.
Während Nick noch immer bei den Backstreet Boys singt, produziert Aaron schon seit längerem fast nur noch negative Schlagzeilen. Etwa nach einer Festnahme im Jahr 2017, da machte er dem grossen Bruder Vorwürfe, sich nicht aufrichtig um seine Gesundheit zu sorgen. Nun ist der Streit wieder entbrannt - schlimmer denn je.
Es begann mit einem Tweet. Mitte September teilte Nick Carter (39) der Welt mit, dass er sich um ein gerichtliches Kontaktverbot für den 31-jährigen Aaron bemühe. Dieser hätte zuvor angeblich erklärt, Gedanken in sich zu tragen, Nicks schwangere Frau und das gemeinsame ungeborene Kind umzubringen, schrieb der ältere Carter. Er schloss damit, seinen Bruder zu lieben, und wünschte ihm die Hilfe, die er brauche, bevor er sich selbst oder jemand anderem Schaden zufüge.
Nun lässt sich darüber streiten, wie weit Nick es tatsächlich ernst meinte mit seiner Liebeserklärung. Schliesslich hatte er gerade seinen Bruder in der Öffentlichkeit als psychisch krank gebrandmarkt und damit Stimmung gegen Aaron gemacht.
Es ist aber nicht so, dass Aaron Carters Zustand vorher Privatsache gewesen wäre. Er selbst hatte in der TV-Show «The Doctors» medienwirksam preisgegeben, er leide unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie und akuter Angst. Ausserdem sei er manisch-depressiv. Dabei zeigte Aaron eine durchsichtige Plastiktüte mit Medikamentenpackungen, um den Zuschauern zu demonstrieren, wie viele Tabletten er täglich einnehmen müsse. «Ich habe nichts zu verstecken.»
Und tatsächlich scheint der jüngere Carter auch die jüngste Aufmerksamkeit als Erfolg zu feiern. Auf Twitter streitet er täglich mit Nutzern, die ihn provozieren und sich über ihn und seine Krankheit - oder sein neues Gesichtstattoo - lustig machen. Einen der Nutzer konterte er damit, dass er in nur sieben Tagen 200.000 neue Follower gesammelt habe: «Mir geht's gut.»
Das Muster der Carterschen Probleme ist dabei nicht neu. Es existiert, seitdem es Kinderstars gibt. Als Aaron Carter mit Pop-Hits wie «Crush On You» Erfolge feierte, war er gerade mal zehn Jahre alt. Angefangen bei Judy Garland in den 30er Jahren über Macaulay Culkin («Kevin allein zu Haus») bis hin zu Popstar Britney Spears oder Jungschauspielerin Lindsay Lohan: Für sie alle kam irgendwann der grosse Knick, Alkohol- oder Drogensucht, Entziehungskur oder Festnahme.
Experten weisen immer wieder auf den hohen Druck hin, denen Kinder und Jugendliche vor allem in der US-Unterhaltungsindustrie ausgesetzt sind. Zu den Kameras und Mikrofonen, die ständig auf die jungen Prominenten gerichtet sind, kamen in den vergangenen zehn Jahren auch noch verstärkt die sozialen Medien und das Internet. Die Kinder-Idole müssen nur nach ihrem Namen suchen, um in die aggressiv brodelnde Gerüchteküche um ihr Privatleben einzutauchen.
In Foren diskutieren sogenannte Fans dort über alles, was sie in die Finger bekommen. Es geht von Kleidung und angeblichen Liebeleien bis hin zu erwachsenen Männern, die sich über die Körper von Teenie-Schauspielerinnen austauschen. Und wenn die Jungstars Twitter oder Instagram öffnen, sind da eben nicht nur Fans und Verehrer, sondern auch Stalker und Beleidigungen von Internet-Trollen.
Wie es im Streit der Carters weitergeht, wird sich wohl am 16. Oktober entscheiden. Dann soll es laut US-Medienberichten eine Anhörung in dem Fall geben. In der Zwischenzeit wird auch das Spektakel in den sozialen Medien weitergehen. Dort rief Aaron kürzlich um Hilfe und bat darum, in Ruhe gelassen zu werden: «Alles, was ich will, ist Liebe.»