So erlebte Opfer von Schweden-Fritzl die Tage im Bunker

Im Jahr 2015 wurde Isabel Eriksson von einem Arzt entführt und in einem schwedischen Bunker gefangen gehalten. Heute spricht sie über das Erlebte.

Isabel Eriksson lebt heute unter einer neuen Identität an einem anderen Ort. - Instagram /@isabeleriksson_

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor neun Jahren wurde eine junge Escortdame von einem schwedischen Arzt entführt.
  • Er sperrte sie tagelang in einem schalldichten Bunker ein.
  • Dass sie freikam, war reines Glück.

2015 wurde zum Horror-Jahr für die damalige Escortdame Isabel Eriksson (heute 39). In ihrer Wohnung in der schwedischen Hauptstadt Stockholm empfing sie den Arzt Martin Trenneborg (heute 47).

Wie im Escortservice üblich, brachte er ihr Geschenke mit, darunter auch Champagner und Orangensaft. Die Getränke hatte er jedoch mit K.O.-Tropfen und Schlafmitteln versehen.

Eriksson verlor das Bewusstsein. Trenneborg lud sie in einen Rollstuhl, anschliessend in seinen Wagen und fuhr mit ihr nach Südschweden.

Eriksson war schon in mehreren TV-Shows zu Gast. - Instagram

Was dann geschah, erinnert stark an den Fall des verurteilten österreichischen Straftäters Josef Fritzl (89). Er hielt seine eigene Tochter 24 Jahre lang in einem Kellerraum gefangen und zeugte mit ihr sieben Kinder.

Das Ziel: Ein schalldichter Bunker

Auf der 600 Kilometer langen Fahrt wachte sein Entführungsopfer auf. Sie erzählt in der TV-Doku «The Bunker»: «Ich begriff sehr schnell, dass ich mich in einer extrem gefährlichen Situation befand. Die Angst war überwältigend.»

Doch eine vom Täter gelegte Infusion brachte sie zurück in die Bewusstlosigkeit. Eriksson erwachte erst in einem schalldichten Bunker wieder, den der Arzt eigens für sein Opfer gebaut hatte.

Bei dem linken Haus handelt es sich um den schalldichten Bunker, den Trenneborg für sein Entführungsopfer gebaut hatte. (Archivbild) - keystone

Dort besuchte Trenneborg sie, drohte ihr tägliche mehrfache Vergewaltigung an und setzte eine Maske auf. Mit dem gruseligen Gummi-Gesicht erschien er ihr als alter Mann, wollte sein Opfer einschüchtern und sich tarnen.

«Manchmal setzte er sie auf und tat so, als wäre er jemand anders. Mich hat das verwirrt, aber er fand es lustig», äusserte sich Eriksson vor Gericht.

Umfrage

Kennst du Josef Fritzl noch?

Ja.
95%
Nein.
5%

«Er sagte, ich könne so viel schreien, wie ich will. Der Bunker sei absolut schalldicht. Keiner würde mich hören», berichtet die Entführte heute.

«Ich bekam die totale Panik. Alles wirkte so unwirklich. Ich fühlte mich machtlos, und ich hatte überhaupt keine Kontrolle über die Situation.»

In diesem Zimmer verbrachte Isabel Eriksson sechs Tage. (Archivbild) - keystone

Sechs Tage lang blieb Eriksson im Bunker eingesperrt. Nach Plan des Täters hätte sie Jahre bleiben sollen.

Entführer gerät in Panik

Dass sie freikam, lag einzig daran, dass der Arzt in Panik geriet: Er ging davon aus, dass eine Escortdame nicht vermisst werden würde. Doch es kam anders.

Erikssons Mutter meldete ihre Tochter als vermisst. Überall wurden Suchplakate aufgehängt – und Trenneborg verlor die Nerven.

«Er nahm mein Handy und meine Schlüssel und fuhr mich zur Polizei», sagt die Schwedin. Der Arzt wurde daraufhin verhaftet und zu achtjähriger Haft verurteilt.

Täter mittlerweile wieder frei

Mittlerweile ist er wieder frei und lebt unter neuem Namen in Schweden. Auch Isabell Eriksson hat eine neue Identität angenommen und ist umgezogen. Aber die posttraumatische Belastungsstörung bleibt.

Trotz der posttraumatischen Belastungsstörung hat Eriksson das Bestmögliche aus ihrem Leben gemacht. - Instagram /@isabeleriksson_

Dass ihr Entführer schon wieder auf freiem Fuss ist, findet sie falsch: «Er hätte eine längere Strafe bekommen müssen.»