Stimme der Armen: Befreiungstheologe Gutiérrez gestorben

Befreiungstheologie-Mitbegründer Gustavo Gutiérrez ist im Alter von 96 Jahren gestorben.

Gustavo Gutiérrez, Mitbegründer der Befreiungstheologie, ist gestorben. (Symbolbild) - Depositphotos

Der Peruaner Gustavo Gutiérrez, Mitbegründer der lateinamerikanischen Befreiungstheologie, ist tot. Er starb am Dienstag. Dies teilte die peruanische Sektion des Dominikaner-Ordens mit.

International bekannt geworden war er mit dem 1971 erschienenen Buch «Teología de la Liberación» (Theologie der Befreiung), das der theologischen Richtung den Namen gab. Die Befreiungstheologie verstand sich als «Stimme der Armen». Sie kämpfte gegen Armut, Ausbeutung und Entrechtung auf dem lateinamerikanischen Subkontinent.

Zu ihren bekanntesten Vertretern zählten neben Gutiérrez der brasilianische Theologe Leonardo Boff (geb. 1938), der 1980 ermordete Erzbischof von San Salvador Óscar Romero oder der nicaraguanische Priester und Dichter und zeitweilige Kulturminister Ernesto Cárdenal (1925–2020).

Konflikt mit dem Vatikan

Unter anderem wegen ihrer mutmasslichen Nähe zum Marxismus wurde die Befreiungstheologie vom Vatikan erbittert bekämpft. 1983 kam es zu einem Eklat, als Papst Johannes Paul II. bei einem Besuch im von den linken Sandinisten regierten Nicaragua Cárdenal öffentlich massregelte.

Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger – der spätere Papst Benedikt XVI. – befand die Befreiungstheologie als nicht mit der katholischen Lehre vereinbar. Leonardo Boff erhielt 1985 ein Lehrverbot.

Gutiérrez wurde 1928 in Lima geboren. Er studierte in Lyon, Löwen, Rom und Paris Medizin, Kunst, Philosophie, Psychologie und Theologie. Er lehrte als Professor für Theologie und Sozialwissenschaften an der Katholischen Universität von Peru in Lima. In Spanien wurde er 2003 mit dem Prinz-von-Asturien-Preis ausgezeichnet.