Ein Feuer erlischt - «Firestarter»-Sänger Keith Flint tot

Von Underground-Raves auf die grossen Bühnen der Welt: Keith Flint brachte es mit der britischen Band The Prodigy zu weltweitem Erfolg. Eine ganze Generation erinnert sich an seinen Auftritt als Teufel.

Keith Flint, Sänger der britischen Band The Prodigy, ist tot. Foto: Timo Toivanen/Lehtikuva - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Punk-Frisur, schwarzer Kajal um die Augen und Piercings: Kritiker haben Keith Flint oft als Ikone der harten elektronischen Musik bezeichnet.

In den 90ern stürmte er mit seinen Band-Kollegen von The Prodigy die Charts.

«Ich bin wie ein Haus mit einem Flur», hat Flint einmal über sich geschrieben. «Du denkst, Du seiest schon drinnen, doch dann muss man für das echte Ich noch eine Tür öffnen - und das kann zu etwas Gutem oder Schlechtem führen.» Am Montag ist der britische Sänger tot gefunden worden. Er wurde 49 Jahre alt.

The Prodigy, die im englischen Braintree zusammenfanden, sahen zwar aus wie Punks - allen voran Flint mit damals an grüne Teufelshörner erinnernder Frisur. Sie setzten aber nicht auf Gitarre und Schlagzeug, sondern auf Samples. Es entstand eine Musikrichtung irgendwo zwischen Hardcore, Techno und Rock. «Ich bin wie der Kerl, der bei einem Auftritt aus dem Publikum auf die Bühne springt und sich nicht vertreiben lässt», beschrieb es Flint. «Auch für diesen Kerl spielen wir.»

Eigentlich war Flint als Tänzer zu der Gruppe gestossen. Später übernahm er aber dazu Gesang und Rap. Auch sein Text machte den Song «Firestarter» zu einem Meilenstein. Sein Auftritt als verrückt umherzappelnder Teufel im dazugehörigen Schwarz-Weiss-Musikvideo blieb in den Köpfen einer Generation hängen.

Brachialer Klang, heftige Videos und als anstössig empfundene harsche Wortwahl brachte der Band Kritik, aber eben auch viel Aufmerksamkeit und Erfolg ein. Flint wurde mit seinen energiegeladenen Auftritten zum Gesicht der Gruppe. In einem Beitrag für die Zeitung «The Guardian» schrieb er über sich selbst: «Die Leute denken oft, dass dieses ganze Energiegeladene nur für die Bühne ist, aber das bin einfach ich.» Seiner punkigen Art wegen sei er schon von der Schule geflogen.

Flint war nicht nur Motorradfahrer. Dem Adrenalinjunkie gehörte auch ein Motorsport-Team, mit dem er sogar einige Siege verbuchen konnte. «Ich kann recht selbstzerstörerisch sein, wenn man mich allein lässt, darauf muss ich achten», schrieb er für den «Guardian». Er sei immer durstig nach mehr - würde er nichts tun, er würde explodieren.

Erst im Oktober war das siebte Album von The Prodigy erschienen. Für dieses Jahr standen weltweit schon zahlreiche Konzerttermine an, darunter etwa beim Deichbrand-Festival in Cuxhaven. Am Montag schrieb dann Band-Kollege Liam Howlett auf Instagram: «Ich stehe unter Schock, bin verdammt wütend, verwirrt und todtraurig.»

Auch auf Twitter waren vielen Reaktionen auf den Tod Flints zu lesen. Ed Simons vom Elektronik-Duo Chemical Brothers zeigte sich betroffen vom Tod Flints. «Mein Gott, so traurig von Keith Flint zu hören», schrieb Simons auf Twitter. «Grossartiger Mann». Das früher vor allem für Post-Punk-Musik bekannte Londoner Label Rough Trade schrieb: «Ikone, furchtlos, Firestarter. Ruhe in Frieden Keith Flint.»

Flint wurde Berichten zufolge am Morgen leblos in seinem Haus in der englischen Grafschaft Essex gefunden. Die Todesursache war zunächst nicht bekannt. Von einem Verbrechen wird aber nicht ausgegangen.