«Tootsie» mit Dustin Hoffman in Frauenkleidern
In Zeiten wie diesen sehnen wir uns nach Ablenkung. Wie gut, dass es dafür jede Menge passende Filme gibt! Zum Beispiel diese witzige und geistreiche Verkleidungs-Komödie.
Das Wichtigste in Kürze
- Quirliges Leben in den Strassen von New York: Arbeitslose Schauspieler jobben als Kellner in vollen Lokalen, in den Fernseh-Studios laufen die Dreharbeiten auf Hochtouren.
Davon kann man mitten in der Corona-Pandemie nur träumen.
Für Michael Dorsey in «Tootsie» ist das 1982 eine frustrierende Realität. Der Mitt-Vierziger Dustin Hoffman mimt den erfolglosen Schauspieler, der einfach keine Rolle findet. Sein genervter Agent George (Sydney Pollack, der bei dem Kassenschlager auch Regie führte) weiss warum: Michael ist starrsinnig und zu wählerisch.
Auch Schauspielkollegin Sandy (Teri Garr) hat beim Vorsprechen für die Fernseh-Seifenoper «Southwest General» wieder einmal Pech, es wird ein anderer Frauentyp gesucht. Da wittert Michael seine Chance. Mit Lockenperücke, riesiger Brille, Blümchenkleid, Absätzen und viel Schminke wird er zu Dorothy Michaels. Nicht attraktiv genug, denkt Macho-Regisseur Ron, doch mit Säuselstimme und frechem Auftreten setzt sich Dorothy durch.
Hoffmans weibliche Tour de Force ist knapp 40 Jahre später äusserst witzig und überraschend zeitgemäss. Dorothy klopft dem aufdringlichen Soap-Oberarzt, mit dem vielsagenden Spitznamen «Die Zunge», auf die Finger. Sie staucht den sexistischen Regisseur zusammen, der ausgerechnet mit der hübschen TV-Krankenschwester Julie (Jessica Lange) liiert ist.
Ist es heutzutage nicht schwierig eine Frau zu sein, seufzt Julie im vertraulichen Gespräch mit Dorothy. Der blonde Seifenoper-Star fühlt sich zu der vermeintlichen Kollegin schnell hingezogen. Michael erwidert die Gefühle, kann sich aber nicht als Mann outen. Es wird noch komplizierter, als sich Julies verwitweter Vater nichts ahnend in Dorothy verliebt, die durch ihre forsche Art auch noch zum neuen Star der TV-Show avanciert.
Der Spass ist perfekt, dabei ist «Tootsie» weder albern noch oberflächlich, dank frecher Seitenhiebe auf das Showbusiness und den entlarvenden Blick auf Geschlechterrollen und Gesellschaftsnormen - viele Jahrzehnte vor der MeToo-Bewegung. Die Komödie war ein Kassenschlager und holte 1983 zehn Oscar-Nominierungen, am Ende gewann Jessica Lange die Trophäe als beste Nebendarstellerin.
Star-Regisseur Pollock («Out of Africa») traf mit seiner Besetzung voll ins Schwarze. Herrlich auch die junge Geena Davis in ihrer ersten kleinen Spielfilmrolle und Bill Murray als Michaels mürrischer Mitbewohner, der von einer Karriere als Drehbuchautor träumt.