Abbau bei der SDA: Martin Candinas (CVP) fordert Bundesrat zum Handeln auf
Dutzende Journalisten der Schweizerischen Depeschenagentur sollen entlassen werden. Nun wollen Politiker den Bundesrat in die Pflicht nehmen. Sie sehen die Grundversorgung mit Information in Gefahr.
SP-Aebischer will «sofortigen Marschhalt»
Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Schweizerischen Depeschenagentur SDA sollen dutzende Journalisten entlassen werden.
- Die Politik fürchtet um die Qualität der Berichterstattung im Land.
- Matthias Aebischer (SP) und Martin Candinas (CVP) fordern den Bundesrat zum Handeln auf.
Es ist ein Spruch, den Journalisten immer wieder zu hören bekommen: «Hey, diese SDA ist ziemlich produktiv.» Tatsächlich erscheinen in Zeitungen und auf Online-Portalen täglich hunderte Beiträge unter diesem Kürzel. Es steht für die Schweizerische Depeschen-Agentur. Seit 1895 versorgt sie die Redaktionen der Schweiz mit nüchternen Meldungen aus Politik, Justiz und Wirtschaft.
Doch diese Dienstleistung ist nun in Frage gestellt. Innert Kürze sollen 40 der 150 Journalisten-Stellen gestrichen werden. Gemäss dem Twitter-Leak-Account «Inside SDA» seien alle über 61-jährigen Mitarbeiter betroffen.
Entlassungen «demokratiepolitisch schlimm»
Weil durch die Fusion mit der Fotoagentur Keystone neue Eigentümer an Bord sind, sollen auch Dividenden ausgeschüttet werden. Im Dunst der No Billag-Schlacht sorgte diese Nachricht in der Branche für Bestürzung - und ruft die Politik auf den Plan. CVP-Nationalrat Martin Candinas, der sich an vorderster Front für den Service public einsetzt, sagt: «Der Personalabbau bei der SDA ist demokratiepolitisch schlimm.»
Denn die Agentur leiste «Service public in Reinkultur» und stelle die «Grundversorgung der Informationen an die Presse» sicher. Deshalb müsse nun der Bundesrat eingreifen, fordert er. Die Regierung solle deshalb «prüfen», welche Optionen ihr zur Verfügung stehen. Damit unterstützt der prominente Medienpolitiker eine Forderung von SP-Nationalrat Matthias Aebischer.
Im «SonntagsBlick» kündete der Berner einen Vorstoss an, der den Bundesrat in die Pflicht nehmen soll. Er verlangt einen «sofortigen Marschhalt» vom Bundesrat. Denn zusätzlich zu den Abogebühren kämen künftig dank zwei zusätzlichen Millionen aus den Radio- und TV-Gebühren zehn Prozent des SDA-Budgets vom Bund. Diesen Einfluss gelte es einzubringen.
Wie Aebischer findet es auch Candinas «zentral, dass die Qualität zumindest auf dem heutigen Niveau gehalten werden kann». Wie es weitergeht, werden die nächsten Tage zeigen. Bereits heute fand eine Diskussion zwischen der Chefetage und der Redaktionskommission statt.