Coronavirus: SP-Barrile schliesst Maskenpflicht im ÖV nicht aus
SP-Nationalrat und Arzt Angelo Barrile sieht im Kampf gegen das Coronavirus ein Dilemma zwischen Nutzen und Durchführbarkeit einer Masken-Tragpflicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Für den ÖV gilt momentan eine Masken-Empfehlung, aber nur, wenn es zu eng ist.
- Könnte eine Maskenpflicht helfen, die Menschen ans Tragen zu gewöhnen?
- Angelo Barrile sagt, man werde möglicherweise gar nicht um eine Pflicht herumkommen.
Schutzmasken wirken. Nur wenn sie richtig angewendet werden und die Tragenden eine hohe Selbstdisziplin haben, aber sie wirken. Da nun in der Schweiz genug Masken vorhanden sind, um die ganze Bevölkerung damit zu versorgen, ist eine Diskussion darum entbrannt, ob eine Maskenpflicht nötig und sinnvoll ist.
Schutz vor dem Coronavirus für die anderen
Denn klar ist: Wer eine Maske trägt, schützt in erster Linie die anderen. Um das Virus zu bekämpfen, sollten also möglichst viele Menschen Masken tragen. Besonders im öffentlichen Verkehr, wo es besonders schwierig ist, Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten.
Das Schutzkonzept des Bundes, in Zusammenarbeit mit SBB und Postauto entwickelt, sieht trotzdem keine Maskenpflicht vor. «Falls die Abstandsregel von zwei Metern nicht eingehalten werden kann, wird gemäss den Vorgaben des BAG das Tragen einer Hygienemaske dringend empfohlen», teilt SBB-Sprecher Reto Schärli auf Anfrage mit.
SBB sieht Möglichkeiten, das Konzept anzupassen
«Das Schutzkonzept setzt analog den Vorgaben des Bundes auf Eigenverantwortung und Solidarität. Es wird angepasst, wenn die Strategie des Bundesrats dies erfordert oder wenn es während der Umsetzung nötig wird», so Schärli weiter. Denkbar wäre eine Maskenpflicht im ÖV also, sollte sie sich als notwendig entpuppen.
Das Dilemma von Nutzen und Umsetzbarkeit
Angelo Barrile, SP-Nationalrat und Arzt, ist bezüglich der Masken momentan in einem Dilemma zwischen Nutzen und Umsetzbarkeit. «Grundsätzlich ist es zu begrüssen, wenn möglichst viele Menschen eine Schutzmaske tragen», sagt er zu Nau.ch.
«Ich bin aber gegen eine Maskenpflicht. Nur schon, weil sie von der Umsetzbarkeit her schwierig ist. Das muss dann ja überprüft werden, was mehr Personalaufwand bedeutet. Und ich hätte Mühe, wenn Leute gebüsst würden, weil sie keine Maske tragen.»
Richtige Anwendung ist essenziell
Nicht nur bei der Überprüfung sieht Barrile Schwierigkeiten, sondern auch bei der richtigen Anwendung: «Wenn man die Maske falsch trägt, kann das gefährlicher sein als ohne Maske. Ich sehe das dauernd, Leute schieben sie unter die Nase, fassen sie an.
Das steigert die Infektionsgefahr sogar noch. Schutzmasken darf man nur zum An- und Ausziehen anfassen, und vorher und nachher sollten die Hände gewaschen oder desinfiziert werden», betont der Hausarzt weiter.
Wird die Maskenpflicht doch noch Realität?
Wer momentan im Zug, Bus oder Tram unterwegs ist, sieht wenige Menschen, die eine Maske tragen. Weil es ungewohnt ist, eine Maske im Gesicht zu haben, kommen sich die Leute komisch vor. Gerade, weil, je nach Kanton und dessen Fallzahlen, noch nicht viele mit Maske unterwegs sind. Das ergaben auch SRF-Umfragen in Basel und Genf.
Könnte eine Tragepflicht das Anziehen einer Maske für die Menschen vereinfachen, normaler machen? Barrile bejaht. «Es ist wichtig, dass wir uns daran gewöhnen. Es gibt Leute, die haben zwar ihre Masken dabei, tragen sie aber nicht, weil sie sich schämen, weil sie die einzigen wären.»
«Wir müssen uns bewusst sein, dass das Maskentragen in der Öffentlichkeit für die nächste Zeit Normalität werden wird. Möglicherweise werden wir irgendwann nicht um eine Maskenpflicht im ÖV herumkommen. »