Das Wichtigste zur Biodiversitätsinitiative in Kürze

Am 22. September entscheidet die Schweiz über die Biodiversitätsinitiative. Sie fordert, dass Bund und Kantone mehr für den Schutz der Artenvielfalt tun.

Der Aargauer Regierungsrat plant, das seit 1996 bestehende Naturschutzprogramm Wald fortzusetzen. - sda - KEYSTONE/GAETAN BALLY

Am 22. September stimmen Volk und Stände über die Biodiversitätsinitiative ab. Das von Umwelt- und Landschaftsschutzorganisationen getragene Begehren verlangt von Bund und Kantonen, mehr für die Artenvielfalt zu tun. Nachfolgend das Wichtigste zur Vorlage in Kürze.

Die biologische Vielfalt in der Schweiz hat seit 1900 abgenommen. Wissenschaft und Verwaltung, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und auch die Europäische Umweltagentur halten die heutigen Schweizer Mittel für den Erhalt der Artenvielfalt zwar für teilweise erfolgreich, wie der Bund schreibt. Doch sie genügten nicht.

Bundesrat und Parlament empfehlen Ablehnung

Zur Biodiversitätsinitiative hätte sich der Bundesrat deshalb einen indirekten Gegenvorschlag gewünscht. Dieser hätte unter anderem 17 statt wie derzeit 13,4 Prozent der Fläche für Tiere und Pflanzen zur Verfügung stellen wollen. Auch hätten Städte und Gemeinden mehr für den Schutz der Artenvielfalt unternehmen müssen. Allerdings scheiterte der Gegenvorschlag im Parlament, am Widerstand des Ständerates.

Die Initiative selbst empfehlen Bundesrat und Parlament zur Ablehnung. Die Initiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft (Biodiversitätsinitiative)» wurde Anfang September 2020 vom Trägerverein «Ja zu mehr Natur, Landschaft und Baukultur» eingereicht. Der Trägerverein wäre bereit gewesen, sein Begehren zurückzuziehen, hätte das Parlament den indirekten Gegenvorschlag des Bundesrates angenommen.

«Schützen, was wir brauchen»

Die Initiative will Bund und Kantone verpflichten, die Artenvielfalt, die Landschaft und das baukulturelle Erbe besser zu schützen. Sie fordert für den Erhalt der Biodiversität mehr Flächen und mehr Gelder der öffentlichen Hand. Zahlengrössen nennt sie dabei nicht.

Schutzgebiete von gesamtschweizerischer Bedeutung müsste der Bund festlegen und kantonale Schutzgebiete die Kantone. Ausserdem verlangt die Initiative, die Natur, vielfältige Landschaften und schöne Ortsbilder auch ausserhalb von Schutzgebieten zu schonen.

«Schützen, was wir brauchen»: Das Ja-Komitee argumentiert, dass Biodiversität eine Lebensgrundlage und für die Wirtschaft und die Gesundheit der Menschen wichtig sei. Die Landwirtschaft sei zum Beispiel auf bestäubende Insekten angewiesen und auf dank Lebewesen in der Erde fruchtbare Böden. Und viele Touristinnen und Touristen kämen der schönen Landschaften und Ortschaften wegen in die Schweiz. Schützen und Nutzen könnten Hand in Hand gehen.

Nein-Komitee: Landwirtschaft tue schon viel für die Biodiversität

Die Schweiz tue heute zu wenig für ihre Natur und ihre Landschaften, der Handlungsbedarf sei aber dringend, macht das Initiativkomitee geltend. Zahlenmässige Vorgaben will es nicht machen. Denn der Erhalt der Biodiversität hänge nicht von einer bestimmten Fläche ab, sondern von der Qualität der Pflege und des Schutzes.

Hinter der Volksinitiative stehen sieben Trägerorganisationen, über sechzig Partnerorganisationen, 24 kantonale Komitees und über 150 lokale Gruppierungen. Nach Ansicht des Nein-Komitees würde die Biodiversitätsinitiative die Lebensmittelproduktion stark einschränken. 30 Prozent der Landesfläche würden praktisch unantastbar, befürchtet es. Diese Zahl werde zwar in der Initiative nicht genannt, sei als Zielgrösse der Initianten aber eindeutig.

Die Landwirtschaft tue schon viel für die Biodiversität. Weiter gibt das Gegenkomitee zu bedenken, dass die Energieproduktion eingeschränkt würde und ebenso die Wald- und Holzwirtschaft. Das Gegenkomitee besteht aus Vertretern von Landwirtschaft, Energie- und Bauwirtschaft, Wald- und Holzwirtschaft, Wirtschaftsverbänden sowie Vertreterinnen und Vertretern von SVP, FDP und Mitte.