Krankenkasse soll neu auch Psychotherapie bezahlen
Einfacher und schneller zur Therapie: Künftig soll auch die Psychotherapie durch einen Psychologen von der Krankenkasse übernommen werden.
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Nau - Interview mit Gesundheitsminister Alain Berset zum Systemwechsel bei der Psychotherapie, bei der neu auch Psychologen via Krankenkassen abrechnen können.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch Psychologen sollen künftig von der obligatorischen Krankenkasse vergütet werden.
- Der Bundesrat will so den Zugang zur Psychotherapie vereinfachen.
- Die Mehrkosten sollen sich auf rund 100 Millionen Franken belaufen.
Insbesondere Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene in Krisensituationen sollen nach dem Willen des Bundesrats schneller und einfacher eine Psychotherapie erhalten. Er schlägt deshalb einen Systemwechsel vor.
Bislang können Psychologen nur unter Aufsicht eines Arztes oder bei vorgängiger Konsultation bei einem Psychiater via obligatorische Krankenkasse abrechnen.
«Die Idee ist, dass Psychologen jetzt selbstständig arbeiten können mit Anordnung eines Arztes», erklärt Gesundheitsminister Alain Berset. «Es gibt allen, die eine Grundversicherung haben, einen einfachen Zugang zu Psychologen.»
Die erhöhten Kosten sind für Berset kein Problem: «Wir sprechen hier von 100 Millionen Franken. Das hört sich nach sehr viel an. Aber gegen die 30 Milliarden Franken des Gesamtsystems der obligatorischen Versicherung ist es nicht so viel. Es ist tragbar, vor allem weil es einen besseren Zugang erlaubt.»
Psychotherapie neu wie Physiotherapie
Es brauche eine angemessene Versorgung und einen einfacheren Zugang zu psychotherapeutischen Leistungen, findet nun der Bundesrat. Deshalb soll, analog zur Physiotherapie, künftig auch der Hausarzt einfach eine Psychotherapie anordnen können. So sollen Engpässe bei den oben erwähnten Patientengruppen, den psychisch Kranken, vermieden werden.
Das bisherige Modell sei nämlich als Übergangslösung gedacht gewesen. Doch seit 2013 habe man gesetzlich eine national harmonisierte Aus- und Weiterbildung der Psychologen geregelt. Damit sei ein Systemwechsel gerechtfertigt, den psychische Störungen seien sehr häufig und sehr einschränkend. Bis zu einem Drittel der Bevölkerung sei davon betroffen und sei psychisch Krank.
Mehrkosten für Krankenkasse von 100 Millionen Franken
Für die obligatorische Krankenkasse entstehen mit dieser Änderung laut Berechnungen des Bundes Mehrkosten von ungefähr 100 Millionen Franken pro Jahr.
Verschiedene Faktoren Faktoren beeinflussen diese Prognose. So verlagert sich ein Teil der Kosten schlicht von den Zusatzversicherungen zur obligatorischen Versicherung.
Es könne auch sein, dass rund 20 Prozent der Patienten die Psychotherapie nicht bei der Krankenkasse melden. Dies betreffe vornehmlich psychisch Kranke mit genügend Geld, die nicht wollten, dass die Krankenkasse über ihre psychische Erkrankung Bescheid wisse.
Kosteneinsparungen werden auch erwartet, weil chronische Erkrankungen vermieden und medikamentöse Therapien vermindert werden können.