Kühe und Ziegen sollen ihre Hörner behalten dürfen
Am 25. November stimmt die Schweiz über die Hornkuh-Initiative ab: Sie fordert, dass Kühe und Ziegen ihr Hörner behalten dürfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hornkuh-Initiative kommt Ende November zur Abstimmung.
- Die Initianten fordern Subventionen für behornte Tiere.
Einmal mehr darf sich das Stimmvolk zur Landwirtschaft äussern. Doch diesmal geht es nicht um das grosse Ganze, sondern um ein pointiertes Anliegen: Die Hornkuh-Initiative, die am 25. November zur Abstimmung kommt, verlangt Subventionen für Tiere mit Hörnern.
Bei einer Annahme müsste der Bund Beiträge bezahlen für Kühe, Zuchtstiere, Ziegen und Ziegenböcke, die Hörner tragen. Die Initiative «Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere» (Hornkuh-Initiative) nennt keinen konkreten Betrag.
Den Initianten schweben jährlich 190 Franken pro Kuh vor und pro Ziege 38 Franken. Das würde den Bund rund 15 Millionen Franken kosten. Geld sollen aber nur jene Bauern erhalten, die ihre Tiere regelmässig ins Freie lassen. Niemand soll gezwungen werden, Tiere mit Hörnern zu halten, es soll sich aber finanziell lohnen.
Wider die Natur
Den Initianten geht es um naturnahe Haltung. Die Natur habe die Kühe mit Hörnern geschaffen, sagte Bergbauer Armin Capaul, als er Anfang Oktober bärtig, mit Mütze und Strickweste vor die Bundeshausmedien trat. Der Mensch habe kein Recht, die Tiere zu verstümmeln. «Das kommt auf uns zurück. Was man sät, das erntet man.»
Die Initianten sind überzeugt, dass die Milch von Hornkühen verträglicher und gesünder ist. Sie verweisen auch auf die Funktion des Horns als Sinnes- und Stoffwechselorgan.
Ein weiteres Argument ist das Leid der Tiere. Die Initianten weisen darauf hin, dass das Verstümmeln von Haustieren nicht mehr erlaubt ist. Den jungen Kühen und Ziegen aber werden die Hornanlagen mit glühenden Eisen ausgebrannt. Die Befürworter der Initiative sind überzeugt, dass viele Tiere deswegen dauerhaft unter Schmerzen leiden.
«Eigengoal für Tierwohl»
Landwirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann bestreitet das. «Enthornung schadet den Tieren nicht», ist der Tierarztsohn überzeugt. Dafür gebe es keinen wissenschaftlichen Beweis. Hingegen ist Schneider-Ammann sicher, dass die Annahme der Initiative den Tieren schaden würde.
Heute werden immer mehr Kühe in Freilaufställen gehalten, was vom Bund mit Subventionen gefördert wird. Tiere mit Hörnern jedoch werden wegen der Verletzungsgefahr in der Regel in Anbindeställen gehalten. Diese Haltungsform könnte wegen der Hornkuh-Initiative wieder zunehmen, warnt Schneider-Ammann. «Die Initiative wäre in Bezug auf das Tierwohl ein Eigengoal.»
Der Landwirtschaftsminister sorgt sich auch um die Bauern. Er befürchtet, dass deren unternehmerische Freiheit eingeschränkt werden könnte. Zudem müssten die Subventionen für horntragende Tiere andernorts eingespart werden.
Sympathisches Anliegen
National- und Ständerat haben sich klar gegen die Initiative ausgesprochen. Das Anliegen stiess aber auf viel Sympathie, vor allem im Nationalrat. Am Ende hiess es dennoch Nein, ohne Gegenvorschlag. Man wolle nicht die eine Haltungsform gegen die andere ausspielen, sagte Bauernverbands-Präsident Markus Ritter (CVP/SG). Der Bauernverband hat Stimmfreigabe beschlossen.
CVP, SVP, FDP und BDP lehnen die Initiative ab. Ein Nein-Komitee ist aber bisher nicht auf den Plan getreten. Die SP, die Grünen und die GLP sagen Ja, zusammen mit Bio Suisse, Tierschutz, Kleinbauern und Pro Natura. Bisher hatten die Befürworter die Mehrheit der Stimmberechtigten auf ihrer Seite. Gemäss einer Umfrage im Auftrag der SRG hätten in der ersten Oktoberhälfte 58 Prozent Ja gesagt zur Initiative. Die Tamedia-Umfrage von Ende Oktober ergab eine Zustimmung von 51 Prozent.
Dauerbrenner Landwirtschaft
Die Hornkuh-Initiative ist eines von vielen Volksbegehren zum Thema Landwirtschaft, das in den letzten Jahren lanciert worden ist. Der Gegenentwurf zur Ernährungssicherheits-Initiative des Bauernverbands ist 2017 klar angenommen worden.
Die Fair-Food- und die Ernährungssouveränitäts-Initiative scheiterten im September. Die Zersiedelungsinitiative der Jungen Grünen kommt am 10. Februar 2019 zur Abstimmung. Die Pestizid-Verbotsinitiative und die Trinkwasserinitiative sind noch hängig. Für die Initiative zur Abschaffung der Massentierhaltung werden derzeit Unterschriften gesammelt.