Marina Carobbio ist neue Nationalratspräsidentin

Die Tessiner SP-Nationalrätin Marina Carobbio ist Nationalratspräsidentin. Die grosse Kammer hat die 52-Jährige zu Beginn der Wintersession gewählt.

Der abtretende Nationalratspräsident Dominique de Buman, (CVP/FR), posiert mit seiner Nachfolgerin Marina Carobbio, (SP/TI), zu ihrer Wahl, am ersten Tag der Wintersession der Eidgenoessischen Räte. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Tessinerin Marina Carobbio (SP) ist Nationalratspräsidentin.
  • Sie erhielt 154 von 172 gültigen Stimmen.

Die Tessiner SP-Nationalrätin Marina Carobbio ist höchste Schweizerin. Der Nationalrat hat die 52-Jährige zu Beginn der Wintersession zur 198. Präsidentin gewählt. Nach elf Jahren im Parlament nimmt sie nun für ein Jahr auf dem grössten Sessel des Nationalratsaals Platz.

Auf Carobbio entfielen heute Montag 154 von 172 gültigen Stimmen. Ihr Vorgänger, der Freiburger CVP-Nationalrat Dominique de Buman, kam vor einem Jahr auf 160 von 179 gültigen Stimmen. Den Rekord hält SVP-Politiker Hansjörg Walter (TG), der 2011 mit 185 Stimmen gewählt worden war.

Vor einem Jahr wurde der Freiburger Dominique de Buman (CVP) Nationalratspräsident. - Keystone

Carobbio ist die 24. SP-Politikerin und die achte Vertreterin des Kantons Tessin auf dem Stuhl des Nationalratspräsidenten. Die letzte Tessiner Vertreterin im Amt war Chiara Simoneschi-Cortesi 2008/2009.

Bis zum Beginn der Wintersession 2019 leitet Carobbio nun die Sitzungen der grossen Kammer, legt im Rahmen der Sessionsplanung die Tagesordnung des Rates fest, leitet das Ratsbüro und vertritt den Rat gegen aussen. Der Nationalratspräsident wird häufig als höchster Schweizer bezeichnet, besetzt jedoch in der vom Bundesrat festgelegten offiziellen protokollarischen Rangordnung nur den vierten Rang.

Erfolglose Bundesratskandidatur

Carobbio ist seit über elf Jahren Mitglied der grossen Kammer. 2007 rutschte sie für Franco Cavalli in den Nationalrat nach. Vor sieben Jahren bewarb sie sich in ihrer Partei erfolglos um die Nachfolge von Micheline Calmy-Rey im Bundesrat. Auf dem Ticket landeten schliesslich Pierre-Yves Maillard und Alain Berset.

Obwohl Carobbio seit 2007 im Nationalrat sitzt, hat sie sich daneben auch ein normales Berufsleben bewahrt. Zusammen mit Bekannten teilt sie sich eine Arztpraxis in Roveredo in den Bündner Südtälern. Dort nimmt sie nun eine Auszeit bis Ende 2019, weil die Belastung mit dem Präsidialjahr in Bern sonst doch zu gross würde.

Als Nationalratspräsidentin will sich Carobbio vor allem für die Anliegen von Frauen und Minderheiten stark machen. Weiter möchte sie auch das Bild ihres Heimatkantons Tessin besser nach aussen tragen.