Mass-Voll-Präsident bezeichnet «Junge Tat» als «nicht rechtsextrem»

Der Bewegung Mass-Voll wird vorgeworfen, sie stehe Rechtsextremen zu nahe. Ihr Präsident sagt, es seien keine Rechtsextreme. Ein Experte widerspricht jedoch.

Nicolas Rimoldi, Präsident von «Mass-voll». - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mass-Voll-Präsident Nicolas Rimoldi hat immer wieder Kontakt zu Rechtsextremisten.
  • Er findet aber, diese Personen würden zu Unrecht als rechtsextrem eingestuft.
  • Experten im Gebiet Extremismus widersprechen jedoch vehement.

Nicolas Rimoldi, Präsident der Bewegung Mass-Voll, war vor zwei Wochen am «Freedom Festival» dabei. Organisiert wurde der Polit-Event von einem deutschen Rechtslibertären in Volketswil ZH: Dort sollten freiheitliche, liberale und libertäre Stimmen miteinander ins Gespräch kommen.

Eine Podiumsdiskussion am «Freedom Festival», mit Mass-Voll-Präsident Nicolas Rimoldi (zweiter von rechts). - X/@narimoldi

Anwesend sind aber auch klar rechtsradikale Personen oder Verschwörungstheoretiker: Wie «SRF» berichtet, fielen während einer Podiumsdiskussionen Sätze wie: «Es gab nie eine Pandemie – es war alles inszeniert».

Anwesend sind nicht nur liberale, bürgerliche Personen, sondern auch Rechtsradikale. Zwei Aushängeschilder der Neonazi-Gruppierung «Junge Tat» helfen mit, kommen mit Anwesenden ins Gespräch. Auch mit Nicolas Rimoldi.

Rimoldi: Mitglieder der «Jungen Tat» werden «diffamiert»

Dieser sagt zu SRF, er habe den Austausch mit ihnen gesucht. Sie würden nämlich als Nazis und rechtsextrem «diffamiert», so der ehemalige FDPler. Für ihn sei die Organisation aber nicht rechtsextrem. Sowieso scheint der Mass-Voll-Nationalratskandidat nicht damit einverstanden zu sein, was von Fachpersonen als rechtsextrem eingestuft wird.

So war er in Österreich an einer Kundgebung, wo für «Remigration» demonstriert wurde. Dort machte er ein Selfie mit Martin Sellner, einer bekannten Figur in der Identitären Bewegung Europas. Sellner vertritt islamophobische, antisemitische und allgemein xenophobische Ansichten.

Zudem machte Rimoldi Pause in Hitlers Geburtsort, Braunau (A). Die symbolische Wirkung des Stopps im vielbedeutenden Ort will er nicht sehen: Er habe nicht gewusst, dass Hitler dort geboren wurde. Es sei «ein schönes Dorf wie jedes andere».

Ein Stein erinnert an die Millionen Opfer des Holocaust in Braunau (A) vor dem Geburtshaus von Adolf Hitler. - keystone

Nicolas Rimoldi bleibt aber dabei, dass Mass-Voll «weder links noch rechts» sei. Zudem ziehe er eine Linie, sobald es um «Gewalt, Fremdenhass, Ausgrenzung, Diffamierung … allem, was anderen Menschen Grundrechte aberkennt» gehe.

Der Fremdenhass der Jungen Tat oder von Martin Sellner scheint ihn aber nicht zu stören. Und die Homophobie der EDU, mit welcher Mass-Voll Listenverbindungen für die Wahlen 2023 eingegangen ist, auch nicht.

Dirk Baier, ein Extremismusforscher, hält fest: «Die Junge Tat ist klar rechtsradikal und neofaschistisch.» Es sei problematisch, dass sich Mass-Voll – eine Bewegung, die sich vermeintlich für Bürgerrechte einsetze – mit dieser Organisationen vermische. Damit könnten faschistische Ansichten salonfähig gemacht werden.