Politik schimpft über das WEF: «Treffen von Selbstdarstellern»
Ein weiteres Treffen der Mächtigen in Davos ist passé. Mittlerweile kritisieren nicht nur Linke das WEF, sondern sogar Politiker aus den bürgerlichen Reihen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Meetings und Reden am WEF soll dazu beitragen, den Wohlstand in der Welt zu steigern.
- Doch eigentlich gehe es den Teilnehmern nur um Selbstdarstellung.
- Diese Kritik kommt ausgerechnet von einem prominenten Vertreter der Wirtschaftspartei FDP.
Ein Treffen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das war vor 50 Jahren die Grundidee von Initiator Klaus Schwab, als er in Davos das Weltwirtschaftsforum WEF gründete. Seither ist viel Wasser die Landwasser hinuntergeflossen.
In jüngster Zeit hat sich das Treffen der Reichen und Mächtigen vermehrt Kritik anhören müssen. Zwar gab es immer Kritik von Kapitalismus-Gegnern und Freihandels-Pessimisten. Nun hagelt es allerdings ausgerechnet scharfe Worte von einem Freisinnigen.
Das WEF ein Treffen von Selbstdarstellern
Kurt Fluri, seit über 16 Jahren Nationalrat für die FDP, zieht nach dem diesjährigen WEF eine ernüchternde Bilanz. «Das ursprüngliche ‹Wirtschafts›-Forum ist zu einem Treffen politischen Selbstdarsteller verkommen», schreibt er auf Twitter.
Allen voran US-Präsident Donald Trump habe ausschliesslich Wahlkampf betrieben und «seine Egomanie» befriedigt. «Ausser Davos und gewissen Wirtschaftszweigen bringt diese Popanz keinem etwas», kritisiert er.
Schützenhilfe erhält Fluri von Nationalratskollege Gerhard Pfister. Der CVP-Präsident fährt eine Breitseite gegen den treuen WEF-Besucher Prinz Charles. Dieser verteidigt seine drei Privatjet-Flüge innert elf Tagen mit seiner offiziellen Rolle als Vertreter des Vereinten Königreichs im Ausland – am WEF hielt er dann eine Rede über den Klimawandel, traf sich mit Greta Thunberg und fuhr Tesla.
Petra Gössi verteidigt die Plattform
Für Gerhard Pfister nicht überzeugend. «Für mich sind er und all die WEF-Groupies durchaus ‹ausweichlich›. Aber es gibt auch viele Schweizer Parlamentarier, die sich als ‹unausweichlich› am WEF fühlen», giftelt der CVP-Nationalrat.
Die «Chefin» von Kurt Fluri, FDP-Parteipräsidentin Petra Gössi, will nicht in den Klagechor einstimmen. Sie sagt: «Das WEF ist eine hervorragende Plattform, wo sich die Leader aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft informell treffen können.»
Nirgendwo sonst seien die Wege so kurz, um gemeinsam über Probleme und Lösungen zu sprechen, sagt Gössi. «Davon profitiert die Schweiz als Gaststaat. Ich finde aber, Bundespräsidentin Sommaruga hätte die Vorteile der Schweiz viel stärker verkaufen müssen.»
Ebenfalls wohlwollende Worte fand Grünen-Nationalrat Bastien Girod. Der neue Präsident der nationalrätlichen Umweltkommission fand spannend, «wie am WEF 2020 die Kreislaufwirtschaft und das Klima-Thema omnipräsent waren. Auch die Einsicht, dass es klare politische Massnahmen braucht, war weit verbreitet», schrieb Girod auf Twitter. Für die Rettung der Erde würden die guten Worte allein aber nicht ausreichen, mahnte er.