Schweizer Nachrichtendienste rechnen mit vermehrten Cyberangriffen
Die Schweizer Nachrichtendienste gehen davon aus, dass künftig mehr Cyberangriffe in der Schweiz stattfinden – besonders in Genf.
Das Wichtigste in Kürze
- Der NDB hat am Montag seinen neusten Lagebericht präsentiert.
- In der Schweiz ist demnach mit mehr Cyberattacken zu rechnen.
- Gerade Genf soll zudem immer mehr im Visier von Spionen stehen.
Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine ist in der Schweiz mit vermehrten Cyberangriffen zu rechnen. Und vor allem Genf könnte mehr im Visier von Spioninnen und Spionen stehen. Das schreibt der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) in seinem neusten Lagebericht.
Mit Cyberaktivitäten sei besonders im Zusammenhang mit Kriegshandlungen zu rechnen, schreibt der NDB in seinem am Montag veröffentlichten Lagebericht. Im April sei die Cyberkriegsführung eskaliert. Russland sei nicht das einzige Land, das Fähigkeiten zu Cyberoperationen entwickele. «Vergleichbare Angriffe werden in den kommenden Jahren zunehmen.»
Digitale Arbeit als Sicherheitsrisiko
Dass Covid-19 die Digitalisierung beschleunigt hat, ist laut Einschätzung der Schweizer Nachrichtendienste ein Sicherheitsrisiko. Rasch mussten in der Pandemie Lösungen her für digitales Arbeiten. Viele dieser rasch und als Provisorien gedachten Lösungen seien fest übernommen worden. Sensible Daten seien schlecht von Zugriffen geschützt.
Im Zentrum der internationalen Spionage-Aktivitäten in der Schweiz steht nach wie vor das internationale Genf. Die Konkurrenz zwischen Gross- und Regionalmächten dürfte steigen. Au der Bedarf an bi- und multilateralen Gespräche auf neutralem Boden dürfte zunehmen. Deshalb soll die Spionage in Genf zunehmen, heisst es im Bericht.
Allerdings habe der NDB keine Veränderung der Bedrohung durch verbotene russische Informationen feststellen können. Das sagte NDB-Chef Christian Dussey gegenüber den Tamedia-Zeitungen. «Wir wissen, dass in Genf in den diplomatischen und konsularischen Vertretungen Russlands mehrere Dutzend Offiziere aktiv sind.»
Im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten hat die Schweiz bisher keine russischen Nachrichtendienst-Offiziere ausgewiesen. Damit die russischen Dienste aus diesem Grund nicht in die Schweiz auswichen, müssten die verfügbaren Mittel ausgeschöpft werden. Damit soll die Einreise russischer Nachrichtendienstoffiziere verhindert werden, so der Bericht.
Schweizer Nachrichtendienste: Terrorbedrohung bleibt erhöht
Die Terrorbedrohung für die Schweiz bleibt nach Einschätzung der Schweizer Nachrichtendienste erhöht. Keine Auswirkungen hatte bisher der Krieg in der Ukraine. Massgeblich für die Terrorbedrohung bleiben IS und Al-Kaida.
Der NDB spricht von einer «diffuseren Bedrohung». Gefahr gehe seit 2020 zunehmend von autonom handelnden Einzelpersonen aus, ohne direkten Bezug zu IS und Al-Kaida.
Extremistische Szenen
Ein «markantes Bedrohungspotenzial» haben laut Lagebericht auch extremistische Szenen. 81 Gewalttaten von 2021 werden der linken Szene zugeordnet und drei der rechten. Im Zusammenhang mit Corona-Extremismus gab es 19 Gewaltvorfälle, so die Schweizer Nachrichtendienste.
Die Szene der Corona-Extremisten habe sich seit der Rückkehr zur Normalität im Frühjahr beruhigt und verkleinert, heisst es im Bericht.