Sommaruga kritisch: SP will Billig-Halbtax und günstiges Tages-GA
Seit das «Monats-GA» 9 Euro kostet, fahren Deutsche wie wild Zug. SP-Mann Matthias Aebischer möchte Ähnliches auch in der Schweiz, läuft aber bei Sommaruga auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland hat für den Sommer das «9-Euro-Ticket» für den landesweiten ÖV eingeführt.
- In der Schweiz dürften solche Dumpingpreise für SBB-Ticket keine Chance haben.
- Verkehrsministerin Sommaruga beantwortet eine Anfrage von Genosse Aebischer deutlich.
- Die SP lanciert nun diverse Vorstösse für einen günstigeren ÖV.
In der kleinen Schweiz kostet ein Generalabonnement fast 4'000 Franken pro Jahr. Im wesentlich grösseren Deutschland hingegen kann jede und jeder für 9 Euro einen ganzen Monat durchs Land reisen.
Mit dieser Massnahme will die deutsche Regierung der Bevölkerung entgegenkommen, die mit steigenden Lebenskosten zu kämpfen hat. Der Plan funktioniert – allerdings fast ein bisschen zu gut. Übers Wochenende machten Bilder von völlig überfüllten Zügen und Bahnhöfen die Runde.
Gemäss «Spiegel» kam es über das Pfingst-Wochenende zu 400 überfüllten Zügen, viele Passagiere mussten gar abgewiesen werden. 700 Meldungen über Störungen, Überlastung oder Problemen von Passagieren gingen pro Tag ein. Für Schlagzeilen sorgten auch Punks, welche die Ferieninsel Sylt in Beschlag nahmen.
SP-Aebischer möchte «solche Aktion» auch in der Schweiz
Dennoch starten linke Schweizer Politiker auch hierzulande die grosse ÖV-Initiative. SP-Nationalrat Matthias Aebischer wollte vom Bundesrat wissen, was er unternehme, damit «eine solche oder ähnliche zeitlich beschränkte Aktion» in der Schweiz stattfinden könne.
Denn: Ein praktisch verschenktes Monats-GA würde «das Portemonnaie von Jugendlichen, Familien, Sozialhilfebeziehenden oder Rentnerinnen und Rentner entlasten», argumentiert er. Ausserdem könne eine solche Aktion das Umsteigen vom Auto in den Zug fördern.
Sommaruga: «Riskieren hässige Pendler»
Die zuständige Bundesrätin Simonetta Sommaruga (SP) beantwortete die Frage ihres Genossen am Dienstag in der Fragestunde relativ deutlich. «Das Kosten-Nutzen-Verhältnis rechtfertigt die Einführung eines solchen Tickets in der Schweiz nicht», so die Verkehrsministerin in ihrer schriftlichen Antwort.
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Bereits heute sei der ÖV in der Schweiz gut bis sehr gut frequentiert. Mit einem 9-Euro-Ticket riskiere man, Busse und Züge zu überfüllen und so Pendler «unzufrieden» zu machen. «Es besteht die Gefahr, dass die bestehende Kundschaft aufgrund des überfüllten ÖVs zumindest während der Aktionsphase auf das Auto umsteigt.»
So drohe der SBB ein Imageverlust. Sommaruga glaubt zudem nicht, dass die durch die Aktion angeworbenen Neukunden weiter Zug fahren würden, wenn sie wieder die normalen SBB-Preise bezahlen müssen.
SP will SBB erschwinglicher machen
Die SP gibt aber nicht auf und lanciert im Bundeshaus eine ganze Reihe von Vorstössen, wie Aebischer gegenüber Nau.ch verrät. So sollen etwa Familien von Mega-Rabatten profitieren.
Eine Tageskarte für die ganze Familie könne demnach eine gewisse Zeit lang 20 Franken kosten. Ein Tages-GA für Einzelpersonen soll derweil bei 10 Franken zu liegen kommen, so Aebischer, der in der Motion als Sprecher aufgeführt ist.
In einem weiteren Vorstoss verlangen die Sozialdemokraten, namentlich Nationalrat Jon Pult, dass das Halbtax-Abonnement künftig nur noch 100 Franken kostet wie zuletzt 1987. Das sei angesichts der steigenden Mobilitätskosten nötig und ein Akt der Solidarität.
Alle SPler argumentieren in den Vorstössen: Statt Steuern auf Benzin zu senken, soll der Bevölkerung der ÖV schmackhaft gemacht werden, indem direkt ihr Portemonnaie entlastet wird.
Was «ihre» Bundesrätin Simonetta Sommaruga zu den etwas weniger extremen Vorschlägen meint, ist noch nicht bekannt. Sicher ist: Bis die Preise purzeln, dürfte noch ziemlich viel Zeit vergehen.