Vaterschaftsurlaub teurer als bisher erwartet
Das Bundesamt für Wirtschaft hat neu gerechnet und kommt bei den Kosten auf über eine Milliarde Franken. Somit ist der Vaterschaftsurlaub teurer als erwartet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Vaterschaftsurlaubsinitiative fordert vier Wochen, der Gegenvorschlag zwei Wochen.
- Letzterer würde Kosten von 224 Millionen Franken verursachen.
- Das Seco hat nun nachgerechnet: Es würde 1,1 Milliarden Franken kosten.
14 Tage für 1,1 Milliarden Franken. Das klingt nach teuren Ferien. Genauer gesagt keine Ferien, sondern Vaterschaftsurlaub. Zwei Wochen schlägt die Sozialkommission des Ständerats vor, als Gegenvorschlag zum von der Volksinitiative geforderten vierwöchigen Papi-Urlaub.
Dem Bundesrat waren die Kosten bei vier Wochen zu hoch: 420 Millionen Franken würde das kosten, rechnete er aus. Für zwei Wochen steigen die Kosten gemäss Bundesamt für Sozialversicherungen lediglich auf 224 Millionen Franken.
Vaterschaftsurlaub teurer als gedacht
Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco hat nun aber nachgerechnet. Mit eingerechnet wurden dieses Mal auch die indirekten Kosten, die der Wirtschaft entstehen, wenn Väter am Arbeitsplatz fehlen. Und dann ist der Vaterschaftsurlaub teurer als erwartet. Und zwar würde es 1,1 Milliarden Franken kosten.
In der Kalkulation des Seco wurden auch Organisationsaufwand, Kosten für eine Ersatzlösung und Überstunden anderer Mitarbeiter einbezogen. Das Seco steht unter der Führung von SVP-Bundesrat Guy Parmelin. Dieser ist gegen einen Vaterschaftsurlaub.
Vaterschaftsurlaub zementiert altes Rollenbild
Für SP-Nationalrat Adrian Wüthrich, Präsident des Vereins «Vaterschaftsurlaub jetzt», sind die Zahlen wenig stichhaltig. «Mit den indirekten Kosten argumentieren dieselben Kreise, die sagen, Väter könnten Ferien nehmen und selber für einen Urlaub sorgen. Da würden genau die gleichen indirekten Kosten entstehen», sagt Wüthrich gegenüber dem «Tagesanzeiger».
Die Wirtschaft werde ohnehin laufend entlastet, weil Armeeangehörige weniger Diensttage leisten müssen. Für KMU sei die heutige Situation zudem ein Nachteil. «Viele Grossunternehmen bieten heute einen Urlaub und damit attraktive Arbeitsbedingungen, die Gewerbebetriebe nicht selbst finanzieren können.» Ein gesetzlicher Papi-Urlaub sei darum fair.
Nächstes Jahr vors Volk
Kritiker des Vaterschaftsurlaubs glauben den Seco-Schätzungen. Wenn den Vätern zwei Wochen fest zugeteilt werden, zementieren dies ein altes Rollenmodell. Und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde nicht verbessert.
Der Gegenvorschlag könnte im Ständerat durchkommen, glaubt Wüthrich. Dies jedoch nur, falls die Initiative zurückgezogen oder abgelehnt wird. Nächstes Jahr dürfte die Vaterschaftsurlaubsinitiative vors Volks kommen