Wegen Coronavirus: Bundesrat streicht Hälfte seiner Schulreise

Das traditionelle Bundesrats-Reisli zum Auftakt der Sommerpause wird Opfer der Corona-Krise. Ein bisschen an die frische Luft kommt die Regierung dennoch.

Der damalige Bundespräsident Alain Berset, Bundesrat Guy Parmelin und Bundesrätin Simonetta Sommaruga während der Bundesratsreise am Donnerstag, 5. Juli 2018 in Charmey im Kanton Freiburg. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch die traditionelle Bundesratsreise wird Opfer der Corona-Krise.
  • Sie findet zwar statt, aber in zwei Teilen.
  • Nach einem Ausflug in die Gantrisch-Region soll es dann erst im Herbst weitergehen.

Es steht nirgends festgeschrieben und taucht trotzdem jedes Jahr kurzfristig wieder im Veranstaltungskalender der Schweizerischen Eidgenossenschaft auf: Das Bundesrats-Reisli. Inoffiziell als «Schulreise» herabgewürdigt, offiziell als «Bundesratsausflug» protokolliert, der Termin bleibt sich gleich.

Bundesrat Ueli Maurer macht mit einem Mann ein Selfie während der traditionellen Bundesratsreise, am 06. Juli 2017, in Lenzburg. - Keystone

Seit 1957 stets der gleiche Ablauf. Am Donnerstag und Freitag nach der letzten Bundesratssitzung vor der Sommerpause heisst es reisen, wandern, aperölen. Zu siebt oder mit der Bevölkerung. Aber dann kam das Coronavirus – und der Bundesrat selbst schränkte solcherlei Ansinnen ein.

Bundesratsausflug in zwei Teilen

Lange war unklar, ob und wenn ja wie das Bundesrats-Reisli überhaupt stattfinden kann. Noch Ende Mai gab es keine Informationen dazu, obwohl die Corona-Fallzahlen schon deutlich im Sinken begriffen waren. Doch jetzt, nachdem der Bundesrat verschiedene Lockerungsschritte beschlossen hat, herrscht Klarheit. Es gibt eine Bundesratsreise, aber «anders als gewohnt», teilt die Bundeskanzlei auf Anfrage mit.

Die Bundesratsreise als Gelegenheit, die Seele baumeln zu lassen und weniger förmlich aufzutreten: Gruppenbild der Landesregierung vor der Kirche Abländschen in Saanen BE während der Bundesratsreise am Freitag, 8. Juli 2016. - Keystone

Nach der letzten Sitzung vor den Ferien am Mittwoch 1. Juli will der Bundesrat zuerst grad noch mal eine Sitzung machen. Am Donnerstag heisst es drum: «Klausur zum Thema Corona-Krise».

Die Bundesrätinnen Karin Keller-Sutter, links, und Viola Amherd, Mitte rechts, anlässlich des Apero mit der Bevölkerung des Kanton Nidwalden, während der Bundesratsreise in die Zentralschweiz, am Freitag, 5. Juli 2019, in Stans. - Keystone

Erst am Abend geht es dann los. Rucksäcke geschnallt, auf in die Gantrisch-Region. Immerhin diese Tradition bleibt erhalten: Der Naturpark Gantrisch liegt grösstenteils im Berner Oberland. Die Reise geht also wie gewohnt in den Heimatkanton der Bundespräsidentin.

Doch schon am Freitagvormittag ist wieder Schluss mit lustig. Simonetta Sommaruga und ihre sechs konkordanten Kolleginnen und Kollegen schliessen ihre Reise schon wieder ab.

Der zweite Streich folgt nicht sogleich

2020 nicht per se verboten, aber es wäre nicht gerade vorbildlich: Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, rechts, wird von einem in Bellinzona lebenden Cousin umarmt, während der zweitägigen Bundesratsreise, am Freitag, 3. Juli 2015, in Magadino, Locarno im Kanton Tessin. - Keystone

Immerhin offenbar eine Übernachtung, aber nur einen statt zwei volle Tage den Alltag hinter sich lassen und Team Building betreiben. Denn: «Der zweite Teil der Reise findet im Herbst statt», stellt die Bundeskanzlei klar. Die Planung sei noch nicht abgeschlossen.

Ob es im Kanton Bern weitergeht oder in Sommarugas zweitem Heimatkanton, dem Tessin, wer weiss. Genau wie beim ersten Teil der Bundesratsreise hängt wohl vieles erneut vom Coronavirus ab. Auch ein Treffen mit der Lokalbevölkerung inklusive Smalltalk und Selfies wäre ohne besondere Vorkehrungen heikel.