Zahlt der Bund nun zu hohe oder zu tiefe Löhne?
SVP-Nationalrat Lars Guggisberg wollte vom Bundesrat wissen, wieso die Löhne der Beamten so hoch seien. Doch Keller-Sutter meint nun, sie seien sogar zu tief.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss einer Studie der Uni Luzern zahlt der Bund höhere Löhne als die Privatwirtschaft.
- Karin Keller-Sutter widerspricht und sagt, das Gegenteil sei der Fall.
- Die Studienautoren verteidigen ihre Ergebnisse gegen die Vorwürfe des Bundesrats.
Der Lohnunterschied zwischen der Bundesverwaltung und der Privatwirtschaft sorgt regelmässig für Gesprächsstoff. Diverse Studien zeigen: Bundesangestellte erhalten nicht den gleichen Lohn wie andere Arbeitnehmende für die gleiche Arbeit.
Gemäss einer Untersuchung des Instituts für Wirtschaftspolitik (IWP) der Universität Luzern verdient der «statistische Zwilling» beim Bund im Schnitt 11,6 Prozent mehr.
Dafür verlangte SVP-Nationalrat Lars Guggisberg im Rahmen der Fragestunde eine Rechtfertigung. Eine Erklärung gibt es von Bundesrätin Karin Keller-Sutter allerdings nicht, denn das stimme schlicht nicht. Sie kritisiert, dass «die in der erwähnten Studie angewandte Methodik für aussagekräftige Lohnvergleiche nicht geeignet ist».
IWP verteidigt eigene Studie – und will jährlich liefern
Einer der Mitautoren der Studie, Ökonom Christoph Schaltegger, verteidigt seine Ergebnisse gegen die Kritik der Bundesrätin. Die Suche nach statistisch relevanten Zwillingspaaren in der Staats- und Privatwirtschaft werde anhand eines etablierten «Matching»-Verfahrens ermittelt. Und just die Bundesverwaltung selbst verwende das gleiche Verfahren auch, etwa zur Ermittlung des «Gender-Wage-Gaps».
Die Daten stammten aus der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) des Bundesamts für Statistik. Das Team um Schaltegger ist weiterhin der Meinung, dass dieser Datensatz für die Ermittlung einer staatlichen Lohnprämie sinnvoll und aussagekräftig sei. Die Lohnstudie soll gar jährlich aktualisiert und erweitert werden.
EPA: «Bundesverwaltung zahlt marktgerechte Löhne»
Keller-Sutter hingegen schreibt, die Aussagen der Lohnvergleichsstudien der Bundesverwaltung seien verlässlicher. Und diese zeigten, dass «gut qualifizierte Funktionen und Führungsfunktionen in vergleichbaren Unternehmen des Privatsektors besser entlöhnt werden als bei der Bundesverwaltung».
Auch das Eidgenössische Personalamt (EPA) widerspricht den Forschenden aus Luzern: «Die Bundesverwaltung zahlt marktgerechte Löhne.» Diese seien nur im tieferen Lohnsegment höher als am freien Markt.
Bund vergleicht sich nur mit grossen Betrieben
Einen Grund für die Differenzen ortet das EPA bei der gewählten Grösse der Vergleichsbetriebe: Die Bundesverwaltung vergleiche sich mit ihren rund 40'000 Mitarbeitenden grundsätzlich mit ähnlich grossen und damit auch komplexen Unternehmen, heisst es auf Anfrage.
Das IWP kontert: Auch unter Berücksichtigung weiterer Faktoren wie der genannten Betriebsgrösse zeige die Studie robuste Ergebnisse. «Das Ergebnis bleibt immer im Bereich einer staatlichen Lohnprämie von 11 bis 13 Prozent».
Dem Bund scheinen die Lohnunterschiede kein allzu grosses Kopfzerbrechen zu bereiten. Die aktuellste Untersuchung liegt bereits neun Jahre zurück, womit die IWP-Studie mit den Daten von 2007 bis 2019 in dieser Kategorie abräumt.
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Und falls die Bundesangestellten bei der nächsten Lohnverhandlung ihre Chefin Keller-Sutter und die tieferen Löhne zitieren sollten, hat man genug Argumente bereit: Der Bund biete im Gegenzug die besseren non-monetären Arbeitsbedingungen. Flexiblere Arbeitsmodelle und mehr Vaterschaftsurlaub gleichen den kleineren Gehaltsscheck also wieder aus.