Ansturm auf Wahllokale in den USA hält an
Lange Schlangen, stundenlanges Warten: Mehr als 17,8 Millionen US-Bürger haben ihren Stimmzettel für die Präsidentschaftswahlen 2020 bereits abgegeben.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 3. November finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt.
- Schon 17,8 Millionen US-Bürger haben ihre Stimmzettel abgegeben.
- Aus mehreren Bundesstaaten wurden Rekordzahlen abgegebener Stimmen gemeldet.
Weniger als drei Wochen vor dem eigentlichen Termin der US-Präsidentschaftswahl hält der Ansturm auf die Wahllokale an. Inzwischen haben mehr als 17,8 Millionen US-Bürger von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihren Stimmzettel schon vor dem 3. November abzugeben, wie es am Donnerstag auf der spezialisierten Internetseite US Elections Project hiess.
Die tatsächliche Zahl dürfte noch viel höher liegen: Nicht alle Bundesstaaten machen Daten zur laufenden Stimmabgabe publik.
Die meisten US-Bundesstaaten erlauben ihren Bürgern, ihre Wahlzettel schon vor dem eigentlichen Wahltermin persönlich oder per Post abzugeben. In dieser Woche öffneten unter anderem in Texas und Georgia die Wahlbüros. An vielen Orten bildeten sich lange Schlangen, Wähler warteten teilweise mehr als zehn Stunden.
Mehrere Bundesstaaten melden Rekordzahlen
«Ich will sichergehen, dass meine Stimme gezählt wird, bevor irgendetwas zwischen jetzt und dem Wahltag passieren kann.» Dies sagte die Krankenschwester Solmaz Afshar, die vor einem Wahllokal in der texanischen Grossstadt Houston wartete, der Nachrichtenagentur AFP. Der Finanzberater Charles Hawkins betonte, die Wahl sei «sehr wichtig»: «Die Zukunft unseres Landes steht auf dem Spiel, und ich will meinen Beitrag leisten.»
Aus mehreren Bundesstaaten wurden Rekordzahlen abgegebener Stimmen gemeldet. Im umkämpften Schlüsselstaat Florida haben bereits rund 2,1 Millionen Menschen gewählt. In Texas 1,65 Millionen Menschen und in Kalifornien 1,69 Millionen Menschen. Dies laut dem vom Politikprofessor Michael McDonald betriebenen US Elections Project.
Aus den Zahlen geht hervor, dass vor allem Anhänger des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden im Vorfeld ihre Stimmen abgeben. «Die Zahlen sind sehr gut für Biden», sagte Politikprofessor McDonald. «Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass Republikaner (am 3. November) in grosser Zahl persönlich ihre Stimme abgeben werden.»
Angst vor Chaos bei Briefwahlen
Umfragen zeigten, dass angesichts der Corona-Pandemie besonders viele demokratische Wähler per Briefwahl abstimmen wollen, um am 3. November den Gang ins Wahllokal zu vermeiden. Medienberichten zufolge haben viele Wähler sich aber umentschieden und geben jetzt ihre Stimme persönlich ab. Hintergrund sind Befürchtungen vor einem chaotischen Verlauf der Briefwahlen angesichts der erwarteten massiven Zunahme der Stimmabgabe per Post.
Präsident Donald Trump schürt seit Monaten Zweifel an den Briefwahlen und bezeichnet sie als Einfallstor für massiven Wahlbetrug. Experten widersprechen dem entschieden. Beobachter fürchten, dass Trump sich mit dem Vorwurf des Wahlbetrugs weigern könnte, eine mögliche Wahlniederlage anzuerkennen.
Der Amtsinhaber liegt in Umfragen weniger als drei Wochen vor der Wahl teilweise deutlich hinter seinem Herausforderer Biden. Die beiden Rivalen hätten am Donnerstagabend eigentlich bei ihrem zweiten TV-Duell gegeneinander antreten sollen. Die Debatte wurde aber nach Trumps Corona-Infektion gestrichen.
NCB Town-Hall-Veranstaltung mit Trump in Kritik
Stattdessen wollten sich die beiden Kandidaten in zeitgleichen Interviews den Fragen von Bürgern stellen. NBC legte das Trump-Interview auf den selben Tag und Uhrzeit wie der Sender ABC das Interview mit Biden. Dies sorgte im Vorfeld für scharfe Kritik.
Hollywood-Stars wie Barbra Streisand, Ben Stiller, Julia Louis-Dreyfus und J.J. Abrams schrieben in einem Brief an NBCUniversal, die Town-Hall-Veranstaltung mit Trump sei wie ein «Gegenprogramm» zu Bidens ABC-Interview angelegt.
«Dadurch ermöglichen Sie das schlechte Verhalten des Präsidenten.» NBC müsse den Termin verschieben, damit die Wähler beide Kandidaten verfolgen könnten.