Brasilien verschärft strenge Abtreibungsgesetze

Die Abtreibungsgesetze in Brasilien wurden weiter verschärft. Neu müssen sich die Frauen den Embryo oder Fötus auf Ultraschallbildern ansehen.

Bolsonaro bei einem Treffen von Katholiken und Abtreibungsgegnern im April - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • In Brasilien wurden die Abtreibungsgesetze weiter verschärft.
  • Die Frauen müssen sich neu den Embryo oder Fötus auf Ultraschallbildern ansehen.
  • Erfreut ab den Verschärfungen zeigt sich die Evangelische Kirche.

Brasilien hat seine strengen Abtreibungsgesetze weiter verschärft. Das Gesundheitsministerium erliess am Freitag neue Vorschriften für Frauen, die nach einer Vergewaltigung abtreiben wollen. Die Ärzte müssen sie nun unter anderem dazu auffordern, sich den Embryo oder Fötus auf Ultraschallbildern anzusehen.

In Brasilien sind Schwangerschaftsabbrüche nach einer Vergewaltigung nicht immer erlaubt. Nur, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist oder der Fötus eine schwere Fehlbildung hat.

Der amtierende Gesundheitsminister Eduardo Pazuello erliess nun weitere strenge Vorschriften für vergewaltigte Frauen. Sie müssen die Vergewaltigung nun der Polizei melden und sind auch gegenüber den Ärzten zu einer «ausführlichen Schilderung» verpflichtet. Ausserdem müssen sie darauf hingewiesen werden, dass sie mit einer Strafe rechnen müssen, wenn sie die Vergewaltigung nicht beweisen können.

Kirchen wollten schön länger eine Verschärfung

In Brasilien kämpfen die mächtigen evangelikalen Kirchen schon seit langem dafür, dass die strengen Abtreibungsgesetze noch weiter verschärft werden. Erst im August waren in der Stadt Recife im Nordosten Brasiliens Evangelikale und Rechtsextreme auf die Strasse gegangen. Sie wollten verhindern, dass ein zehnjähriges Mädchen, das nach einer Vergewaltigung schwanger geworden war, eine Abtreibung vornehmen liess.

Das Mädchen aus dem südöstlichen Bundesstaat Espírito Santo soll von seinem Onkel vergewaltigt worden sein. Weil ihr in ihrem Heimatstaat eine Abtreibung verweigert worden war, reiste sie durch das ganze Land nach Recife. Dort liess sie den Schwangerschaftsabbruch vornehmen. Vor dem Krankenhaus wurde sie jedoch von wütenden Demonstranten empfangen.

Sara Winter gilt als rechte Aktivistin und Anhängerin des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. - twitter/@JotaInfo

Die rechtsgerichtete Aktivistin Sara Winter hatte zuvor in einem Online-Video den Namen des Mädchens und das Krankenhaus genannt. Der Fall hatte in Brasilien für grosse Empörung gesorgt.

Die neuen Vorschriften, die am Freitag im brasilianischen Amtsblatt veröffentlicht wurden, sorgten ebenfalls für Proteste. Jandira Feghali, die linke Parlamentsabgeordnete und Ärztin kündigte einen Gesetzentwurf an, um die Anordnung des Gesundheitsministeriums zu blockieren. Die Anordnung verhindere legale Abtreibungen und führe zu «psychischer Gewalt» gegen Frauen, schrieb sie im Onlinedienst Twitter. 16 Abgeordnete, darunter auch Feghali, schrieben zudem einen Brief an UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet.