China fordert USA zur Zusammenarbeit in Corona-Krise auf

Nach zunehmenden Spannungen zwischen China und den USA im Zuge der Corona-Krise haben beide Seiten nun versöhnlichere Töne angeschlagen.

China fordert USA zur Zusammenarbeit auf - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Kanada protestiert gegen mögliche Verlegung von US-Soldaten an gemeinsame Grenze.

Die beiden Länder sollten sich im Kampf gegen die Pandemie zusammentun, sagte Chinas Präsident Xi Jinping laut Staatsmedien in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump am Freitag. Trump sprach von einem «sehr guten Gespräch». Unterdessen protestierte Kanada gegen die mögliche Entsendung von US-Soldaten an die gemeinsame Grenze als Massnahme gegen die Pandemie.

Seit Beginn der Pandemie waren die Spannungen zwischen China und den USA zunächst gewachsen. Beide Staaten stritten über die Herkunft des neuartigen Coronavirus. Trump bezeichnete den Erreger wiederholt als «China-Virus» oder «chinesisches Virus». Gleichzeitig verbreiteten chinesische Behördenvertreter Verschwörungstheorien, wonach die Pandemie in Wahrheit nicht in der zentralchinesischen Provinz Hubei ihren Ausgang genommen habe, sondern US-Soldaten das Virus nach China eingeschleppt hätten.

Trump warf China daraufhin das Verbreiten von Falschinformationen vor. Zudem warf er China wiederholt einen Mangel an Transparenz und einen anfangs zögerlichen Umgang mit dem Virus-Ausbruch vor. Zuletzt vermied Trump allerdings die Bezeichnung «chinesisches Virus», was als Zeichen abnehmender Spannungen zwischen den beiden Weltmächten gedeutet wurde.

Die bilateralen Beziehungen befänden sich an einem «kritischen Punkt», sagte Xi dem staatlichen Sender CCTV zufolge in dem Telefonat mit Trump am Freitag. Eine Zusammenarbeit sei für beide Seiten vorteilhaft und «die einzig richtige Wahl», betonte er. Er hoffe, die USA würden «substanzielle Schritte zur Verbesserung der US-chinesischen Beziehungen unternehmen».

Xi betonte auch, sein Land habe während der gesamten Krise «zeitnah» Informationen an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere Länder, darunter auch die USA, weitergegeben. «Infektionskrankheiten sind der gemeinsame Feind der Menschheit und machen nicht vor Grenzen oder Ethnien halt», sagte Xi. China wolle «weiterhin alle Informationen und Erfahrungen mit den USA teilen». Einige chinesische Provinzen, Städte und Unternehmen hätten den USA medizinische Ausrüstung und Unterstützung zur Verfügung gestellt, fügte Xi hinzu.

Trump schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, China habe «viel durchgemacht und sich umfassendes Wissen über das Virus» angeeignet. «Wir arbeiten eng zusammen», ergänzte er. «Viel Respekt.»

Die USA haben China inzwischen bei der Zahl der Infektionsfälle überholt. Laut der Johns Hopkins Universität haben sich bereits rund 86.000 Menschen in den USA mit dem Coronavirus infiziert. Damit weist das Land weltweit die meisten Infektionen auf. 1300 Menschen starben dort bereits an den Folgen des Virus.

Die Krise sorgt zugleich bereits für einen steilen Anstieg der Arbeitslosenzahlen: In der vergangenen Woche meldeten sich 3,28 Millionen Menschen zusätzlich arbeitslos, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Das ist der höchste Zahl an Neumeldungen seit Beginn dieser Statistik. Der bisherige Rekord lag bei 695.000 Neumeldungen im Oktober 1982.

Im Kampf gegen die Pandemie erwägt Washington überdies womöglich die Verlegung von US-Soldaten an die Grenze zu Kanada. Nach Informationen des kanadischen Senders Global News wird im Weissen Haus über die Entsendung von weniger als tausend Soldaten in Grenzgebiete zu Kanada nachgedacht. Sie sollten diesen Überlegungen zufolge mittels Sensortechnik Menschen aufspüren, die illegal die Grenze überqueren. Die USA und Kanada hatten wegen der Pandemie die gemeinsame Grenze bereits vorübergehend geschlossen.

Kanada reagierte ablehnend auf die mögliche US-Truppenentsendung. Es sei im gemeinsamen Interesse beider Länder, dass die Grenze «entmilitarisiert» bleibe, sagte der kanadische Regierungschef Justin Trudeau. Schärfer äusserte sich Aussenministerin Chrystia Freeland: Die Entsendung von US-Truppen wäre ein «völlig unnötiger Schritt, der aus unserer Sicht unsere Beziehungen beschädigen würde». Laut Freeland hat die US-Regierung aber noch keine Entscheidung über die mögliche Truppenentsendung getroffen.