Domenico Lucano wird schuldig gesprochen
Der Ex-Bürgermeister vom italienischen Riace Domenico Lucano wurde wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung zu mehr als 13 Jahren Haft verurteilt.
Das Wichtigste in Kürze
- Lucano wird Beihilfe zur illegalen Einwanderung, Amtsmissbrauch und Betrug vorgeworfen.
- Er soll Scheinehen zur illegalen Einbürgerung von Flüchtlingen organisiert haben.
- Nun muss der Ex-Bürgermeister 13 Jahre hinter Gitter.
Der für seine Integrationsbemühungen bekannt gewordene Ex-Bürgermeister des süditalienischen Dorfes Riace ist zu mehr als 13 Jahren Haft verurteilt worden. Domenico Lucano wurde wegen Aufnahme von Flüchtlingen europaweit bekannt.
Dem 63-jährigen Domenico Lucano wurde unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung, Amtsmissbrauch, Betrug und Erpressung zur Last gelegt. Domenico, der bis 2018 Bürgermeister war, hatte in dem von Landflucht betroffenen kalabrischen Dorf Migranten willkommen geheissen. So wollte er die Wirtschaft wieder anzukurbeln.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von sieben Jahren und elf Monaten gefordert. Das Gericht hat ihn nun in vielen Anklagepunkten für schuldig befunden und ihm 13 Jahre und zwei Monate Haft aufgedonnert. Medienberichten zufolge hat das Gericht Lucano auch zur Rückzahlung von EU-Geldern in Höhe von 500.000 Euro verurteilt, die er für das «Riace-Modell» bekam.
Auch Scheinehen organisiert
Lucano soll unter anderem Scheinehen organisiert haben, um Frauen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, den Aufenthalt in Italien zu ermöglichen. Ihm wurde auch vorgeworfen, dass er die Abfallentsorgung in dem 1800-Einwohner-Dorf nicht öffentlich ausgeschrieben hat. Stattdessen habe er die Aufträge an Genossenschaften für die Migranten vergeben.
Das harte Urteil löste bei Anhängern des Bürgermeisters sowie linken Politikern Empörung aus. «Es ist eine überzogene Verurteilung, die völlig im Widerspruch zu den Beweisen steht», sagte der Anwalt Giuliano Pisapia.
Das Urteil sei «völlig unverständlich und ungerechtfertigt», wurde er von italienischen Medien zitiert. Lucano lebe in Armut und habe keine finanziellen oder anderweitigen Vorteile aus seiner Tätigkeit als Bürgermeister von Riace gezogen. Lucano werde in Berufung gehen, erklärten die Anwälte.
«Ich habe mein Leben damit verbracht, Anti-Mafia-Ideale zu verfolgen. Als ich Bürgermeister wurde, habe ich mich auf die Seite der Schwächsten gestellt, auf die Seite der Flüchtlinge.» Dies sagte Domenico Lucano laut der Zeitung «Repubblica», als er das Gericht verliess. Er halte es für «unwahrscheinlich, dass Mafia-Verbrechen mit solchen Strafen belegt werden».
Inhaftierung sorgte für Aufregung
Die Festnahme des Bürgermeisters im Jahr 2018 hatte italien- und europaweit für Aufsehen gesorgt. In Europa wurde das «Riace-Modell» als einfache, aber effektive Methode zur Unterbringung von Asylbewerbern gepriesen.
Es wurde mit italienischen und EU-Geldern unterstützt. Im Rahmen des Programms wurden verlassene Häuser restauriert und Handwerksbetriebe in Riace wiedereröffnet. Dies lockte Touristen an und wurde von vielen als Vorbild für Integration gelobt.
Domenico Lucano schaffte es 2016 in die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des «Fortune»-Magazins. 2010 wurde er als drittbester Bürgermeister der Welt ausgezeichnet und diente auch als Inspiration für einen Film von Wim Wenders.