EU-Skeptiker Farage ruft Johnson zu Pro-Brexit-Allianz im Wahlkampf auf
Zum Auftakt seines Wahlkampfes hat der EU-Gegner Nigel Farage dem britischen Premierminister Boris Johnson eine Pro-Brexit-Allianz vorgeschlagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Chef der Brexit-Partei erhält Unterstützung durch US-Präsident Trump.
Johnson solle den mit Brüssel ausgehandelten Austrittsvertrag fallenlassen und mit der Brexit-Partei Wahlkampf für einen EU-Austritt ohne Abkommen machen, forderte er. Rückenwind bekam Farage durch US-Präsident Donald Trump, der in einer Radiosendung Farages ausführlich zu Wort kam.
Trump forderte Johnson und seinen «Freund» Farage zur Zusammenarbeit bei den vorgezogenen Parlamentswahlen in Grossbritannien im Dezember auf. Wenn Farage und Johnson sich zusammenschliessen würden zu einer «unaufhaltbaren Macht», könne etwas «Wunderbares» dabei herauskommen, sagte Trump in der Sendung des Radiosenders LBC am Donnerstag.
Der US-Präsident warnte den Premierminister zugleich, sein Brexit-Deal mache «in gewisser Hinsicht» den Abschluss eines Handelsabkommens zwischen den USA und Grossbritannien unmöglich. Die britische Regierung wies die Idee einer Allianz mit Farage sowie die Warnungen Trumps zurück. «Wir sind nicht interessiert an irgendeinem Pakt mit der Brexit-Partei oder mit irgendjemand anderem», sagte Kabinettsminister Robert Jenrick dem Rundfunksender BBC.
Mit dem Brexit-Abkommen als Grundlage werde Grossbritannien «rund um die Welt eigene Freihandelsabkommen» abschliessen können, erklärte ein Sprecher Johnsons. Dies werde «für jeden Teil des Vereinigten Königreichs von Vorteil sein».
Bei Wahlkampfauftritten am Freitag verwies Farage immer wieder auf Trump. Wenn Johnson sich im Wahlkampf mit ihm zusammenschliesse, werde «Boris Johnson wirklich eine grosse Mehrheit bekommen», sagte Farage. «Tatsächlich, um einen Freund von mir zu zitieren, wir würden eine unaufhaltbare Macht.» Johnson hat die Idee eines offiziellen Bündnisses mit Farage öffentlich zurückgewiesen.
Die Brexit-Partei will erreichen, dass Grossbritannien die Europäische Union ohne jedes Abkommen verlässt. Farage sagte in seiner täglichen Radiosendung, er könne Johnson nur unterstützen, wenn der Premierminister sein «fürchterliches» Brexit-Abkommen aufgebe. Wenn der Premier nicht auf seinen harten Kurs einschwenke, werde die Brexit-Partei «in jedem Wahlkreis Englands, Schottlands und Wales'» eigene Kandidaten aufstellen, drohte er.
Trump habe die «Wahrheit» über Johnsons Brexit-Abkommen gesagt, griff Farage das Thema am Freitag wieder auf. Er appellierte an den Premier, das Abkommen «um Himmels Willen» fallen zu lassen. Wenn Johnsons Brexit-Deal mit der EU wirklich in Kraft träte, sei fraglich, ob Grossbritannien «selbst 2023» ein eigenes Handelsabkommen mit den USA abschliessen könne.
Trump hat sich schon mehrfach in den Brexit-Streit eingemischt und sich dabei meist hinter Johnson gestellt. Im September sagte er, die USA und Grossbritannien arbeiteten bereits an einem «grossartigen Handelsabkommen» für die Zeit nach dem Brexit. Im August lobte er Johnson als «grossartig» und bezeichnete ihn als «richtigen Mann» zur Umsetzung des Brexit.
Für den 12. Dezember sind in Grossbritannien Neuwahlen angesetzt. In den Umfragen liegen Johnsons konservative Tories mit rund 35 Prozent deutlich vor der oppositionellen Labour-Partei mit 25 Prozent. Farages Brexit-Partei steht im Moment in der Wählergunst bei rund zehn Prozent.