Färöer-Inseln wählen neues Parlament - möglicher Regierungswechsel
Die kleinen Färöer-Inseln wählen vorzeitig ein neues Parlament. Nach dem Zusammenbruch der Koalition des liberalen Regierungschefs Bárdur á Steig Nielsen sind die Wahlberechtigten unter den rund 54 000 Färingerinnen und Färingern am Donnerstag dazu aufgerufen, ihre politischen Vertreter neu zu bestimmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Geöffnet sind die Wahllokale bis zum Abend (21.00 Uhr MEZ), direkt im Anschluss wird ausgezählt.
Ein Wahlergebnis steht normalerweise gegen Mitternacht fest. Bewahrheiten sich die Umfragen, könnte es einen Regierungswechsel in der Hauptstadt Tórshavn geben.
Die Färöer liegen im Nordatlantik zwischen Island und Schottland. Sie gehören offiziell zum Königreich Dänemark, sind aber weitgehend autonom. International geraten die 18 Inseln meist nur dann in die Schlagzeilen, wenn dort Wale oder Delfine getötet werden oder ihre Fussball-Nationalmannschaft überraschende Siege gegen weitaus grössere Nationen einfährt. Zuletzt hatte die Inselgruppe Aufmerksamkeit erhalten, weil sie ein seit Jahrzehnten bestehendes Fischereiabkommen mit Russland verlängert hatte – trotz des Ukraine-Kriegs.
Gewählt wird auf den Färöern in der Regel alle vier Jahre, diesmal aber schon etwa neun Monate früher. Die seit 2019 regierende Drei-Parteien-Koalition war vor rund einem Monat an einem Streit um die Rechte homosexueller Eltern und ihrer Kinder zerbrochen.
Seitdem haben die Färinger einen aussergewöhnlich intensiven Wahlkampf erlebt, wie die Politikwissenschaftlerin Hallbera West von der Universität der Färöer-Inseln in Tórshavn berichtet. Der generell wichtige Fischfang sei diesmal kein so grosses Thema wie normal gewesen, dafür sei es unter anderem um Finanz-, Sozial- und Arbeitsmarktfragen gegangen. Angesichts einer wachsenden Bevölkerung habe auch die Wohnraumknappheit eine wichtige Rolle gespielt.
Sieben Parteien ringen um die 33 Sitze im Parlament, dem Løgting. Einer jüngsten Umfrage zufolge könnten die derzeit oppositionellen Sozialdemokraten um Ex-Regierungschef Aksel V. Johannesen stärkste Kraft werden. Die liberale Unionspartei von Amtsinhaber Nielsen könnte mit ihnen eine Koalition eingehen, die dann aber wohl einen weiteren Juniorpartner für eine Mehrheit benötigen könnte, so West.