Coronavirus-Epidemie beeinträchtigt öffentliches Leben und Reiseverkehr in Europa
Die Coronavirus-Epidemie sorgt in weiten Teilen Europas für massive Einschränkungen des Reiseverkehrs und des öffentlichen Lebens.
Das Wichtigste in Kürze
- Österreich und Slowenien schränken Einreise aus Italien ein.
Während Italien sich am Dienstag als erstes Land der Welt in eine Art Sperrgebiet verwandelte, untersagte Österreich jegliche Einreisen aus Italien ohne Gesundheitsattest. Auch Slowenien schloss seine 232 Kilometer lange Grenze zum Nachbarland. Weitere Länder wie Tschechien und Spanien schränkten den Reiseverkehr ein und untersagten Grossveranstaltungen.
Die italienische Regierung weitete die zunächst für grosse Teile Norditaliens verhängten Reisebeschränkungen auf das ganze Land mit seinen rund 60 Millionen Einwohnern aus. In ganz Italien müssen nun alle Reisen vermieden werden, die nicht aus beruflichen, gesundheitlichen oder sonstigen wichtigen Gründen gerechtfertigt seien. Auch das Auswärtige Amt weitete seine Reisewarnung nun offiziell auf ganz Italien aus.
Ein landesweites Versammlungsverbot in Italien betrifft auch Sportveranstaltungen und führte zur Absage von allen Spielen der ersten Fussball-Liga Serie A. Die Schliessung aller Schulen und Universitäten wurde bis zum 3. April verlängert. Auch alle Wintersportanlagen sind geschlossen. Die Restriktionen lösten vielerorts Hamsterkäufe aus. Italien ist mit mehr als 10.000 Infektionen und 631 Toten das am schlimmsten von der Coronavirus-Epidemie betroffene Land Europas.
Österreichs Kanzler Sebastian Kurz verkündete, aus Italien dürfe niemand mehr einreisen, der nicht mit einem ärztlichen Gesundheitsattest nachweisen könne, dass er nicht mit dem neuartigen Erreger infiziert ist.
Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als hundert sowie Freiluft-Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern sind in Österreich ab Montag untersagt. Auch Universitäten und weitere Bildungseinrichtungen sollen ihren Lehrbetrieb aussetzen.
Slowenien kündigte an, die Grenze zu Italien zu schliessen. «Es ist keine hermetische Abriegelung», teilte der scheidende Ministerpräsident Marjan Sarec mit. «Es ist ein notwendiger Schritt, wenn wir die Ausbreitung des Virus eindämmen wollen, damit nichts ausser Kontrolle gerät.»
Auch in Tschechien wurden Veranstaltungen untersagt, alle Grundschulen und weiterführenden Schulen werden ab Mittwoch geschlossen. Griechenland meldete eine zweiwöchige Schliessung aller Krippen, Schulen und Universitäten.
Auch Polen untersagte Massenveranstaltungen und weitete Gesundheitskontrollen an den Grenzen zu Deutschland, Tschechien, Litauen, Weissrussland sowie zur Ukraine aus. Laut polnischem Verteidigungsministerium wurde der polnische General Jaroslaw Mika nach einem Aufenthalt in Deutschland positiv auf das Virus getestet. Fast alle der 21 Menschen, bei denen in Polen eine Infektion nachgewiesen wurde, sollen zuvor in Deutschland gewesen sein.
Frankreich verzeichnete mit mehr als 370 neuen Fällen die bislang höchste Zahl von Neuinfektionen binnen 24 Stunden, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. 1800 Menschen steckten sich dort insgesamt mit dem Virus an, 33 Menschen starben. Alle Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern sind verboten.
Auch der gemeinsame Krisenstab des Bundesgesundheits- und Innenministeriums empfahl am Dienstag die Absage von Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern. Mehrere Bundesliga-Spiele sollen ohne Publikum stattfinden. Hierzulande gibt es knapp 1300 bestätigte Infektionsfälle, alle 16 Bundesländer sind mittlerweile betroffen. Damit gehört Deutschland zu den am schwersten betroffenen Staaten in Europa. Am Montag waren die ersten zwei Todesopfer in Deutschland gemeldet worden.
Die spanische Regierung untersagte am Dienstag alle Flüge aus Italien für zwei Wochen. Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair strich wegen der Corona-Krise bis zum 8. April sämtliche Italien-Flüge. Auch bei Air France-KLM fallen zahlreiche Flüge aus, British Airways sagte kurzfristig für Dienstag alle Flüge nach Italien ab. Die britische Fluggesellschaft Easyjet will ebenfalls ihre Flüge nach Italien bis Anfang April aussetzen.
Der Vatikan verfügte am Dienstag die Schliessung von Petersplatz und Petersdom für Touristen bis zum 3. April. Papst Franziskus rief allerdings Priester auf, mit dem Coronavirus Infizierte zu besuchen. Die jordanischen Behörden verhängten derweil ein Einreiseverbot für alle Reisenden aus Deutschland, Frankreich und Italien.
In ganz Europa wurden bislang mehr als 15.000 Fälle bestätigt, mehr als 500 Menschen starben europaweit an der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19.