Katalanische Unabhängigkeitsbefürworter treten Mandate als EU-Parlamentarier an

Zwei von der spanischen Justiz verfolgte katalanische Unabhängigkeitsbefürworter haben ihre Mandate als EU-Abgeordnete angetreten.

Puigdemont und Comín kommen im EU-Parlament an - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Puigdemont und Comín könnten Abgeordneten-Immunität bald wieder verlieren.

Der ehemalige katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont und sein einstiger Gesundheitsminister Toni Comín kamen am Montag zur Vollversammlung des EU-Parlaments in Strassburg an. Puigdemont rief die europäischen Institutionen dazu auf, im Katalonien-Konflikt Stellung zu beziehen.

Puigdemont und Comín waren im Mai ins Europaparlament gewählt worden, konnten ihr Mandat zunächst aber nicht antreten, weil die Regierung in Madrid ihre Vereidigung blockierte. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied im Dezember unter Verweis auf die parlamentarische Immunität, dass dies nicht rechtens war. Die Katalanen beantragten daraufhin ihre Akkreditierung als EU-Abgeordnete.

«Die EU muss unbedingt aufhören wegzuschauen», sagte Puigdemont bei seiner Ankunft in Strassburg. Spanien respektiere den Rechtsstaat nicht. Die spanische Justiz geht seit dem ausgesetzten Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien im Oktober 2017 hart gegen die Befürworter der Abspaltung der Region von Spanien vor.

Auch der ehemalige katalanische Vizepräsident Oriol Junqueras war im Mai ins EU-Parlament gewählt worden. Anders als Puigdemont und Comín, die sich der Strafverfolgung entzogen hatten, indem sie ins Exil nach Belgien flohen, war Junqueras verhaftet und vergangenen Oktober zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Mit Verweis auf das rechtskräftige Urteil verweigerten die spanischen Behörden Junqueras trotz des EuGH-Urteils den Antritt seines Parlamentsmandats.

Im Fall von Puigdemont und Comín beantragte Spanien die Aufhebung der Immunität. Das EU-Parlament muss darüber noch entscheiden. Bis auf Weiteres sind die beiden Katalanen aber vollwertige EU-Abgeordnete. Als solche wollen sie sich der Grünen-Fraktion anschliessen, die eine Zusammenarbeit mit der Regionalisten-Partei Europäische Freie Allianz (EFA) unterhält.

Nach Angaben aus Fraktionskreisen soll die Entscheidung über eine Aufnahme der Katalanen bei den Grünen diese Woche getroffen werden.