Lula und Bolsonaro liefern sich letzten Schlagabtausch vor Stichwahl

Am Sonntag findet in Brasilien die Stichwahl um das Präsidentenamt statt. Nun haben sich Lula und Bolsonaro ein letztes TV-Duell geliefert.

Bolsonaro und Lula im TV-Duell - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • In Brasilien findet am Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt statt.
  • Am Freitagabend lieferten sich die beiden Kandidaten Lula und Bolsonaro ein letztes Duell.
  • Dabei beschuldigten sich die beiden vor allem gegenseitig der Lüge.

Vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Brasilien am Sonntag haben sich der rechtsextreme Amtsinhaber Jair Bolsonaro und sein linksgerichteter Herausforderer Luiz Inácio Lula da Silva in einer Fernsehdebatte einen letzten Schlagabtausch geliefert.

In dem gut zweistündigen Fernsehduell auf dem Sender TV Globo beschuldigten sich die beiden Kandidaten am Freitagabend vor allem gegenseitig der Lüge.

Lula, der von 2003 bis 2011 Präsident Brasiliens war, nannte Bolsonaro den «grössten Lügner in der Geschichte Brasiliens» und warf ihm vor, «unausgeglichen» zu sein. Bolsonaro seinerseits sagte, sein Gegner müsse sich die Lügen austreiben lassen.

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Bolsonaro nannte Lula zudem einen «Banditen», der sich für den Anwalt der Armen halte – Lula verbrachte wegen seiner Verwicklung in den Korruptionsskandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobras 2018 und 2019 insgesamt 18 Monate im Gefängnis. Vergangenes Jahr wurden die gegen ihn verhängten Urteile vom Obersten Gerichtshof Brasiliens aus formalen Gründen aufgehoben.

Angriff wegen Aussenpolitik Bolsonaros

Lula griff seinen Gegner wegen seiner Aussenpolitik an – ein Thema, das in den vorangegangenen Fernsehdebatten so gut wie nie angesprochen worden war. «Unter deiner Regierung ist Brasilien zu einem Paria geworden. Niemand will dich empfangen und niemand kommt hierher», warf er Bolsonaro vor.

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Der Politik-Kolumnist Octavio Guedes nannte den Schlagabtausch «eine Anti-Debatte ohne jede Neuigkeit», welche die Situation hätte verändern könnte.

Lula liegt vorne

Lula konnte seinen Vorsprung laut der jüngsten am Donnerstag veröffentlichten Umfrage leicht ausbauen: 53 Prozent der Stimmen würden demnach an ihn gehen, 47 Prozent an den rechtsextremen Amtsinhaber.

Der ohnehin schon zuvor von Schmutzkampagnen und aggressiven verbalen Auseinandersetzungen geprägte Wahlkampf in Brasilien gleicht seit der ersten Wahlrunde zunehmend einer Schlammschlacht. Im ersten Wahlgang am 2. Oktober hatte Lula 48 Prozent der Stimmen erzielt, Bolsonaro kam auf 43 Prozent. Umfragen hatten einen deutlich grösseren Vorsprung Lulas vorausgesagt. Am Sonntag treten die beiden Kandidaten in einer Stichwahl gegeneinander an.