Mexiko vor der Wahl: Bringt ein Links-Nationalist den Umbruch?

Mexiko steht vor der grössten Wahl seiner Geschichte. Mehr als 3000 politische Ämter sind zu besetzen – und erstmals könnte ein Linkskandidat Präsident werden.

Andres Manuel Lopez Obrador, früherer Bürgermeister von Mexiko-Stadt und linker Präsidentschaftskandidat der Partei Morena. (Archivbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 1. Juli finden in Mexiko die Präsidentschaftswahlen statt.
  • Andrés Manuel López Obrador könnte als erster Linkskandidat Präsident werden.
  • Der 64-Jährige hat beste Chancen, das höchste politische Amt zu erobern.

AMLO wartet, bis die Sonne hinter dem Azteken-Stadion in Mexiko-Stadt untergegangen ist. Unter Konfetti-Regen tritt der 64 Jahre alte Präsidentschaftskandidat bei der Abschlussveranstaltung seiner Wahlkampagne vor Zehntausenden Zuschauern ins strahlende Scheinwerferlicht. Auf Leinwänden prangen die vier Buchstaben, die für viele Mexikaner eine neue Ära bedeuten sollen: AMLO – Andrés Manuel López Obrador. Der Links-Nationalist und Kandidat der von ihm gegründeten Partei Morena hat die besten Chancen, am Sonntag Mexikos höchstes politisches Amt zu erobern.

Der Ex-Bürgermeister von Mexiko-Stadt tritt bereits zum dritten Mal als Präsidentschaftskandidat an. Hauptprobleme der zweitgrössten Volkswirtschaft Lateinamerikas seien die Korruption und die «Macht-Mafia», sagt López Obrador. Und ein grosser Teil der Bevölkerung stimmt dem Langzeit-Kandidaten zu.

Die Menschen seien frustriert von der Regierung unter Enrique Peña Nieto, dessen Partei PRI und der politischen Elite generell, erklärt Mexiko-Experte Christopher Wilson vom US-Forschungszentrum Wilson Center. Und das nutze AMLO jetzt. «Was bei dieser Wahl besonders ist, ist das politische Klima derzeit in Mexiko. Viele sagen «Werft diese Politiker alle raus»», so Wilson. Peña Nietos Rückhalt im Volk ist Anfang des Jahres nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts Mitofsky auf rund 20 Prozent abgestürzt.

Gewalt und Korruption

Korruption und organisierte Kriminalität sind tief in Politik und Wirtschaft verankert. Mit rund 29'000 getöteten Menschen hat die Gewalt in Mexiko im vergangenen Jahr eine traurige Rekordmarke erreicht. Im Wahlkampf wurden in den zurückliegenden zehn Monaten mehr als 120 Politiker ermordet. Und 2018 wurden bisher 45 Journalisten getötet, weil sie ihren Beruf ausübten. «Die mexikanischen Wähler sind wütend über den Status quo und sie wollen eine grosse Veränderung», erklärt Wilson. AMLO biete dafür viele neue Ansätze. Sein Kurs sei jedoch schwer greifbar, so Wilson. «Er ist links, Nationalist, aber auch Populist.»

Mexiko wählt am 1. Juli einen neuen Präsidenten. - dpa

Es solle einen friedlichen und geordneten Wandel hin zu einem ganz neuen Mexiko geben, sagt das Aushängeschild der Morena-Partei. Ohne Gewalt, aber trotzdem radikal. Korruption will er mit harten Mitteln ahnden, in Bildung investieren. Ausserdem hat AMLO eine mögliche Straffreiheit für Handlanger der Drogenkartelle ins Spiel gebracht. Diese Idee machen ihm vor allem seine beiden grössten politischen Gegner zum Vorwurf – der zwar für PRI antretende, aber parteilose Antonio Meade und PAN-Kandidat Ricardo Anaya. Meade war im aktuellen Kabinett Aussen-, Sozial- und Finanzminister. In der Vorgängerregierung des konservativen Präsidenten Felipe Calderón war er bereits Energie- und Finanzminister.

Am 1. Juli wird in Mexiko nicht nur der nächste Präsident für sechs Jahre gewählt. Auch politische Posten in 30 von 32 mexikanischen Bundesstaaten werden neu bestimmt, darunter in der Hauptstadt Mexiko-Stadt. Zudem werden in beiden Kongresskammern 500 Abgeordneten- und 128 Senatorenplätze neu besetzt und acht neue Gouverneure gewählt. Auf lokaler Ebene müssen rund 1600 Bürgermeister bestimmt werden. Insgesamt sind rund 89 Millionen Mexikaner wahlberechtigt.