Mindestens 37 Tote bei Bombenanschlag auf Sicherheitskräfte in Kaschmir
Beim tödlichsten Anschlag auf Regierungstruppen im indischen Teil der Kaschmir-Region seit 2002 sind am Donnerstag mindestens 37 Menschen getötet worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Schlimmstes Attentat auf Regierungstruppen seit 2002.
Das Bombenattentat habe sich gegen einen Konvoi einer paramilitärischen Truppe mit fast 80 Fahrzeugen gerichtet, teilte die Polizei mit. Die indische Nachrichtenagentur PTI sprach von mindestens 39 Toten, in anderen Berichten war von mehr als 40 Toten die Rede. Der Anschlag dürfte zu neuen Spannungen zwischen den Erzfeinden Indien und Pakistan führen.
Die Bombe zerstörte nach Angaben der Polizei zwei Busse mit jeweils rund 35 Insassen. In dem Konvoi waren demnach insgesamt rund 2500 Mitglieder der Zentralen Reserve-Polizei (CRPF) in 78 Fahrzeugen von der Stadt Srinagar in Richtung Jammu unterwegs. «Angesichts des Zustands der getroffenen Fahrzeuge könnte sich die Opferzahl noch deutlich erhöhen», sagte ein hochrangiger Polizeibeamter, der nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP.
Während die Polizei von einer selbstgebauten Bombe sprach, wurde der Anschlag laut CRPF mit einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug verübt. Mehrere Medien berichteten, ein mit Sprengstoff bepacktes Fahrzeug sei in den Konvoi gesteuert worden. Demnach wurden rund 350 Kilogramm Sprengstoff verwendet. «Es war eine gewaltige Explosion», sagte CRPF-Sprecher Sanjay Kumar AFP.
Örtlichen Medienberichten zufolge bekannte sich die im Nachbarland Pakistan ansässige Islamistengruppe Jaish-e-Mohammed zu der Tat. Ein Sprecher der Gruppe sagte einer örtlichen Nachrichtenagentur, der «Selbstmordanschlag» sei von dem berüchtigten Kämpfer Aadil Ahmad alias Waqas Commando verübt worden.
Indiens Regierungschef Narendra Modi verurteilte den Anschlag als «feigen Angriff». «Die Opfer unseres mutigen Sicherheitsapparats werden nicht umsonst sein», schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter. «Die gesamte Nation steht Seite an Seite mit den Familien der mutigen Märtyrer.»
Das indische Aussenministerium sprach von einem «feigen und verabscheuungswürdigen» Anschlag und forderte das Nachbarland Pakistan auf, seine Unterstützung für «Terroristen und Terrorgruppen» zu beenden.
Pakistan wies die Vorwürfe scharf zurück. Das Aussenministerium in Islamabad sprach von «Unterstellungen» von indischen Medien und Regierungsvertretern, um einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und Pakistan herzustellen.
Nach dem Anschlag riegelten hunderte Sicherheitskräfte rund 15 Dörfer in der Gegend ab, aus der der Angreifer gekommen, und begannen mit Hausdurchsuchungen, wie ein Polizist und Augenzeugen sagten.
Indien hat in der unruhigen Kaschmir-Region Schätzungen zufolge rund 500.000 Soldaten stationiert. Seit einem Krieg 1947 ist die Region zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan geteilt, wird aber bis heute von beiden Staaten zur Gänze beansprucht. Seit 1989 kämpfen mehrere muslimische Rebellengruppen teils für die Unabhängigkeit Kaschmirs, teils für den Anschluss der Region an Pakistan.
2016 waren bei einem Anschlag in Kaschmir 19 Soldaten getötet worden. Beim schlimmsten Anschlag auf indische Sicherheitskräfte in Kaschmir starben im Mai 2002 in einer Kaserne in Jammu 34 Menschen, darunter auch Angehörige von Soldaten. 2001 rissen drei Selbstmordattentäter von Jaish-e-Mohammed bei einem Anschlag auf das Regionalparlament in Srinagar 37 Menschen mit in den Tod.