Namibia werden 23 Artefakte aus Kolonialzeit zurückgegeben
Am Montag hat Deutschland Namibia 23 antike Artefakte zurückgegeben. Deutsche Kolonialherren hatten diese aus dem Land geraubt.
Das Wichtigste in Kürze
- Namibia erhält 23 antike Artefakte von Deutschland zurück.
- Deutsche Kolonialherren hatten die Objekte im 19. Jahrhundert geraubt.
- Ausserdem werden dem südafrikanischen Land mehr als eine Milliarde Euro bezahlt.
Deutschland hat am vergangenen Montag 23 antike Artefakte nach Namibia zurückgeschickt. Im 19. Jahrhundert waren diese von deutschen Kolonialherren geklaut worden.
«Diese Objekte werden in Namibia bleiben», versicherte der Präsident der Stiftung Preussischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, bei der Übergabe. Die Rückgabe der Kunstwerke, Werkzeuge und Schmuckstücke ist Teil eines Annäherungsversuchs zwischen beiden Ländern.
Artefakte werden dauerhaft geliehen
Das Ethnologische Museum Berlin mit Sitz im Humboldt-Forum überantwortete die Objekte als Dauerleihgabe an das Nationalmuseum in der namibischen Hauptstadt. Namibische Aktivisten kritisierten die Entscheidung und forderten stattdessen eine endgültige Übergabe.
Zu den 23 Objekten gehören ein mit drei Schädeln verziertes Gefäss, eine Puppe im traditionellen Gewand, Schmuck und Speere. Namibische Experten hatten die Objekte wegen ihrer historischen, kulturellen und ästhetischen Bedeutung ausgewählt. Sie wurden umgehend öffentlich ausgestellt und stehen namibischen Wissenschaftlern zu Forschungszwecken zur Verfügung.
Deutschland besitzt noch weitere Artefakte
«Sämtliche Objekte wurden während der deutschen Kolonialzeit bei unterschiedlichen namibischen Gemeinschaften gesammelt.» Dies erklärte Hilma Kautondokwa, Präsidentin des namibischen Museumsverbands, bei der Übergabezeremonie in Windhoek. Vermutlich sei das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschehen.
Hunderte weitere Objekte aus Namibia sind noch in deutschem Besitz. Das Ethnologische Museum Berlin diskutiert seit drei Jahren mit dem südafrikanischen Land über den Umgang mit ihnen.
2019 hatte Deutschland Namibia eine Bibel und eine Peitsche übergeben, die dem namibischen Nationalhelden Kaptein Hendrik Witbooi gehört hatte. Witbooi war ein wichtiger Vertreter des namibischen Widerstands gegen die deutschen Kolonialherren. 2018 hatte Deutschland Schädel, Gebeine und weitere menschliche Überreste nach Namibia zurückgebracht. Diese waren während der Kolonialzeit für «wissenschaftliche Experimente» entwendet worden.
Namibia war 31 Jahre lang deutsche Kolonie
Das heutige Namibia war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie. Zwischen 1904 und 1908 wurden zehntausende Angehörige der Herero und Nama von Truppen des deutschen Kaiserreichs getötet.
Im Mai vergangenen Jahres war eine Einigung der damaligen Bundesregierung und der namibischen Regierung auf ein Versöhnungsabkommen bekannt gegeben geworden. Sie sieht als Wiedergutmachung für die deutschen Kolonialverbrechen im heutigen Namibia Wiederaufbauhilfen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro vor.
Im Abkommen werden die Verbrechen an den Herero und Nama im historischen, nicht aber im völkerrechtlichen Sinne als «Völkermord» anerkannt. Der Rechtsbegriff «Reparationen» wird deshalb nicht verwendet.
Die deutsch-namibische Einigung wurde unter anderem von der Opposition in Namibia und Vertretern der Herero und Nama heftig kritisiert. Sie beklagen eine fehlende Beteiligung von Opfervertretern bei den Verhandlungen mit Deutschland. Ausserdem bestehen sie auf eine offizielle Anerkennung des Völkermords auch im völkerrechtlichen Sinne.