Nigeria wählt neuen Staatschef für Kampf gegen Korruption und Armut

In westafrikanischen Vielvölkerstaat Nigeria werden am Samstag ein neuer Präsident sowie ein neues Parlament gewählt.

Präsident Buhari (l.) gibt Rivale Abubakar die Hand - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • 84 Millionen Bürger zur Wahl aufgerufen - Buhari strebt zweite Amtszeit an.

Eine Rekordzahl von 84 Millionen Wahlberechtigten ist aufgerufen, sich zwischen insgesamt 73 Kandidaten für das Amt des Staatschefs zu entscheiden. Der amtierende Präsident Muhammadu Buhari bewirbt sich für eine zweite Amtszeit in Afrikas bevölkerungs- und ölreichstem Staat. Sein grösster Rivale ist der ehemalige Vizepräsident Atiku Abubakar, der bereits das vierte Mal antritt.

Die Regierungspartei All Progressive Congress (APC) zeigt sich optimistisch, dass ihr Kandidat Buhari ein zweites Mal gewinnen wird. Beobachter gehen jedoch von einem engen Rennen gegen Abubakar und seine Peoples Democratic Party (PDP) aus. Vor vier Jahren war Buhari mit dem Versprechen angetreten, die brutale Dschihadistenmiliz Boko Haram zu besiegen und die Korruption zu bekämpfen. Ob die Nigerianer seine Bemühungen anerkennen, wird sich am Samstag zeigen.

Zwei wichtige Faktoren vergangener Wahlen spielen in diesem Zweikampf kaum eine Rolle: Herkunft und Religion. Buhari und Abubakar sind beide Muslime und gehören der Fulani-Volksgruppe an. Experten hoffen, dass es den Wählern diesmal vor allem um politische Programme geht. Buhari positioniere sich als Befürworter eines starken Staates, während Abubakar als Wirtschaftskandidat auftrete, erklärt der nigerianische Politik-Analyst Cheta Nwanze.

Nigeria, das die grössten Öl- und Erdgasreserven des Kontinents besitzt, kämpft mit den Folgen einer wirtschaftlichen Rezession. Schätzungen zufolge leben 87 Millionen der 190 Millionen Einwohner von weniger als 1,90 Dollar (1,68 Euro) am Tag. Grassierende Korruption und rasantes Bevölkerungswachstum erschweren den Kampf gegen die Armut.

Ausser den beiden Favoriten bewerben sich noch 71 weitere Nigerianer um das höchste Amt im Staat, darunter sieben Frauen. Parallel zum Präsidenten wird auch ein neues Parlament gewählt. 6483 Kandidaten bewerben sich um 109 Sitze im Senat und 360 Sitze im Abgeordnetenhaus. Am 2. März folgen dann Wahlen in den 29 Bundesstaaten.

2015 waren die Wahlen wegen des Kampfes gegen die Islamistenmiliz Boko Haram um sechs Wochen verschoben worden. Für diese Wahl hat die nationale Wahlkommission (Inec) trotz mehrerer Brände in ihren Büros, die Wahlmaterialien zerstörten, grünes Licht gegeben. Dennoch wird die Abstimmung eine logistische Herausforderung. Rund 1,8 Millionen Menschen im Nordosten des Landes sind wegen Boko Harams Gewalt nach wie vor ohne festen Wohnsitz.

Zudem gibt es schon vor der Wahl Betrugsvorwürfe gegen APC und PDP. Beide Parteien sollen versucht haben, massenweise Wahlbenachrichtigungen und Ausweise aufzukaufen. Präsident Buhari wird zudem vorgeworfen, den Anti-Korruptionskampf für das Ausschalten unliebsamer Gegner zu instrumentalisieren.

Im Januar hatte er den Vorsitzenden Richter des Obersten Gerichts suspendiert, am Mittwoch wurde seine Verhaftung wegen angeblicher Finanzdelikte beantragt. Das Gericht ist zuständig, sollte es bei der anstehenden Wahl Streit um das Ergebnis geben.

Um gewaltsame Auseinandersetzungen zu vermeiden, haben dutzende Kandidaten vor der Wahl einen «Friedenspakt» unterzeichnet.

Bisher ist unklar, wann die Ergebnisse der aktuellen Wahl bekannt gegeben werden. 2015 dauerte es rund 48 Stunden, nachdem die Wahllokale geschlossen hatten.