Videoclip mit KZ-Bezug von Rammstein löst Irritationen aus

Eine kurze Videosequenz der international bekannten deutschen Rockband Rammstein mit Bezug zu NS-Verbrechen hat am Donnerstag Irritationen ausgelöst.

Rammstein-Sänger Till Lindemann bei einem Konzert. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • PR-Aktion für neue Single - Band kündigt Album für Mai an.

Darin sind Bandmitglieder in der gestreiften Kleidung von KZ-Insassen zu sehen, wie sie mit Stricken um den Hals an einem Galgen stehen. Unter anderem der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung reagierte empört. Rammstein reagierte nicht auf die Kritik; am Donnerstagabend stellte sich heraus, dass die Sequenz im Video der Band zu ihrer neuen Single «Deutschland» zu sehen ist.

Die etwa 30 Sekunden lange Videosequenz mit den Bandmitgliedern in KZ-Häftlingskleidung war am Dienstag auf der Facebook-Seite der Band veröffentlicht. Einer der Musiker trägt darin einen gelben Stern, ein anderer ein rosa Dreieck. Mit gelben Sternen markierten die Nazis Juden, sogenannte rosa Winkel wiesen in Konzentrationslagern auf Homosexuelle hin.

Am Donnerstagabend veröffentlichte Rammstein dann auf YouTube und der Band-Website das vollständige Video. In dem aufwändig produzierten Film spielen unter anderem Darsteller in Rüstungen aus römischer Zeit, es gibt Verweise auf die 1920er Jahre und die DDR.

Auch die KZ-Szene ist erneut zu sehen. Eine spätere Sequenz zeigt die Häftlinge, wie sie mehrere Nazis erschiessen. In dem Lied im typischen Rammstein-Sound heisst es über Deutschland: «Will dich lieben und verdammen» sowie «man kann dich lieben und will dich hassen». Zusammen mit der Veröffentlichung der Single kündigte die Band für Mitte Mai ein neues, unbetiteltes Album an.

Der kurze Clip mit der KZ-Hinrichtungsszene hatte für Unmut gesorgt. Eine etwaige Instrumentalisierung zu Werbezwecken wäre «äusserst verwerflich», erklärte Karl Freller, Direktor der Stiftung bayerischer Gedenkstätten, in München.

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisierte das Video. «Die Instrumentalisierung und Verharmlosung des Holocaust, die sich in den Bildern zeigen, sind unverantwortlich», sagte er der «Bild»-Zeitung vom Donnerstag. Die Band habe «eine Grenze überschritten».

Der Antisemitismusbeauftragte der Regierung, Felix Klein, äusserte sich ähnlich. Die Inszenierung todgeweihter KZ-Häftlinge stelle für ihn die «Überschreitung einer roten Linie dar», sagte er der Zeitung

Die 1994 in Berlin gegründete Band Rammstein ist für aufwändige Konzertinszenierungen sowie provokante Musikvideos und Liedtexte bekannt. Diese wurden schon öfter kontrovers diskutiert. Die Gruppe gehört zu den weltweit erfolgreichsten deutschen Bands.