GB fordert Verlagerung des Verkehrs auf umweltfreundlichere Formen

Berner Velohauptrouten sollen höher priorisiert werden, fordert ein Postulat, welches im Stadtrat behandelt wird. Katharina Gallizzi (GB) ist klar dafür.

Ein Vorstoss im Stadtrat von Bern will die Velohauptrouten höher priorisieren. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Berner Stadtrat bespricht am 14. März eine höhere Priorisierung der Velohauptrouten.
  • Dies fordert ein Postulat, welches vom Grünen Bündnis 2020 eingereicht wurde.
  • Die nötige Verlagerung des Verkehrs werde so unterstützt, sagt Gallizzi (GB) im Interview.

Am 14. März sind die Velohauptrouten von Bern im Stadtrat Thema. Ein Postulat aus dem Jahr 2020 forderte nämlich eine höhere Priorisierung beim Bau solcher Routen.

Michael Ruefer (GFL) hat sich bereits zum Thema geäussert und stimmt dem Anliegen zu. Auch Katharina Gallizzi (GB) fordert im Nau.ch-Interview eine höhere Priorisierung der Velohauptrouten.

Nau.ch: Fordern Sie eine höhere Priorisierung der Velohauptrouten?

Katharina Gallizzi: Ja, ganz klar. Damit die Ziele des Klimareglements eingehalten werden können, muss der Verkehr auf umweltfreundliche Formen, wie das Velo, verlagert werden. Dazu braucht es die nötige Infrastruktur, also beispielsweise Velohauptrouten.

Katharina Gallizzi sitzt seit 2015 für das Grüne Bündnis im Berner Stadtrat. - zVg

Nau.ch: Welche Lehren ziehen Sie aus den bestehenden Velohauptrouten, welche Sie bei künftigen Projekten anders angehen wollen?

Gallizzi: Es ist wichtig, dass die Hauptrouten durchgängig sind und nicht an schwierigen Stellen Lücken aufweisen. Eine Hauptroute ist nur so gut, wie ihre schwächste Stelle. Vor allem bei grossen Kreuzungen muss darauf geachtet werden, dass die Velos eine sichere und wo möglich baulich abgetrennte Spur zur Verfügung haben.

«Alle Menschen von 8 bis 80 müssen sich auf dem Velo wohlfühlen»

Nau.ch: Bis 2030 soll gemäss Postulat ein Velo-Anteil von 30 Prozent (das offizielle Ziel der Stadt Bern sind 20 Prozent, Anm. d. Red.) am Gesamtverkehr der Stadtbevölkerung erreicht werden (heute rund 20 Prozent). Sehen Sie die angestrebten 30 Prozent als realistisch?

Gallizzi: Das Ziel ist hochgesteckt, aber es kann erreicht werden. Jedoch braucht es dazu Investitionen und eine konsequente Priorisierung des Veloverkehrs gegenüber dem Autoverkehr. Alle Menschen von 8 bis 80, wie es die Stadt proklamiert, müssen sich auf dem Velo wohlfühlen. Dafür braucht es sichere und direkte Veloverbindungen.

Katharina Gallizzi fordert im Interview eine höhere Priorisierung des Veloverkehrs gegenüber des Autoverkehrs. - keystone

Bei jeder Planung sollte man sich fragen, ob einem 8-jährigen Kind diese Route bedenkenlos zugemutet werden kann. Ist dies nicht der Fall, muss der Platz, der dem Velo zur Verfügung steht, vergrössert und der Platz für die Autos reduziert werden. Zudem müssen auch überall genug Velo-Abstellplätze in guter Qualität vorhanden sein. Nur so wird es gelingen, den angestrebten Velo-Anteil auch zu erreichen.

«Wichtig ist, dass die Velohauptrouten nicht an der Gemeindegrenze haltmachen»

Nau.ch: Wo sind zukünftige weitere Velohauptrouten geplant und welche davon erachten Sie als besonders sinnvoll?

Gallizzi: In Planung sind beispielsweise die Velohauptrouten in den Westen nach Bethlehem-Brünnen und Bümpliz-Niederwangen. Grundsätzlich sind alle von der Stadt geplanten Hautrouten sinnvoll und nötig. Nur wenn ein durchgehendes, gut ausgebautes Netz besteht, ist das Velofahren wirklich attraktiv.

Wichtig ist auch, dass die Velohauptrouten nicht an der Gemeindegrenze haltmachen, sondern die der Agglomeration weitergeführt werden, damit das Potenzial der Velos auch für den Pendler*innenverkehr ausgeschöpft werden kann.

Umfrage

Soll der Bau von Velohauptrouten in der Stadt Bern höher priorisiert werden?

Ja, so kann der Verkehr entlastet werden.
25%
Nein, andere Massnahmen wären sinnvoller.
75%

Nau.ch: Welche sonstigen Massnahmen schlagen Sie vor, um die Verkehrssituation in Bern zu verbessern?

Gallizzi: Grundsätzlich sollte bei den Planungen im Strassenraum von den Fassaden her gedacht werden. Zuerst kommt das Trottoir, dann ein guter Velostreifen und was noch übrig ist, kann für den Autoverkehr genutzt werden.

Heute macht man es meist umgekehrt: Man beginnt in der Mitte mit dem Platz, den die Autos brauchen und was danach noch vom Strassenraum übrig ist, müssen sich die Zufussgehenden und Velofahrenden teilen. Da führt in der Regel zu schmalen Trottoirs oder fehlenden Velostreifen. Zudem sollte flächendeckend Tempo 30 eingeführt werden, das verringert die Lärmemissionen und senkt das Unfallrisiko enorm.

Zur Person: Katharina Gallizzi (47) sitzt seit 2015 für das Grüne Bündnis im Stadtrat. Sie war Mitglied in mehreren Kommissionen, darunter für 4,5 Jahre in der Kommission für Planung, Verkehr und Stadtgrün. Sie ist Biologin, arbeitet als Bereichsleiterin im Bundesamt für Statistik und wohnt in Bern-Bümpliz.