GFL: Stadt Bern soll sich stärker für Velohauptrouten einsetzen
Am 14. März 2024 tauscht sich der Berner Stadtrat über eine höhere Priorisierung der Velohauptrouten aus. Michael Ruefer (GFL) teilt die Anliegen des Postulats.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Postulat im Berner Stadtrat will den Bau von Velohauptrouten höher priorisieren.
- Michael Ruefer (GFL) fordert ebenfalls weitere Förderungsmassnahmen.
- Beispielsweise brauche es an verschiedenen Orten Standards für die Veloinfrastruktur.
Der Berner Stadtrat bespricht am 14. März eine höhere Priorisierung der Velohauptrouten. Dies wird in einem Postulat vom Grünen Bündnis von 2020 gefordert. Der Gemeinderat hat das Postulat beantwortet.
Nau.ch hat mit Michael Ruefer (GFL) über die Forderung gesprochen. Die GFL-Fraktion teile die Anliegen des Postulats und fordere weitere Fördermassnahmen, sagt er im Interview.
Nau.ch: Fordern Sie eine höhere Priorisierung der Velohauptrouten?
Michael Ruefer: Wir teilen das Anliegen des Postulats, wonach sich die Stadt Bern noch stärker für die Umsetzung der Velohauptrouten gemäss Masterplan Veloinfrastruktur einsetzen soll. Allerdings stammt der Vorstoss aus dem Coronajahr 2020, wo Velofahren, insbesondere auch Velopendeln, gerade Hochkonjunktur hatte. Die Velohauptrouten, wie jene nach Bern-Brünnen oder durch die Länggasse, die in Umsetzung ist, werden in Bern nach und nach realisiert.
Deren Umsetzung besteht aus zahlreichen Einzelmassnahmen wie Markierungen, Belagssanierungen oder neuen Beleuchtungen. Aufgrund der laufenden Sparmassnahmen mussten einige Realisierungen zurückgestellt werden. Dafür ist aktuell der Masterplan Veloinfrastruktur, der Grundlage der Velohauptrouten ist, in der Vernehmlassung.
«Viele Velohauptrouten sind Kompromisse»
Nau.ch: Welche Lehren ziehen Sie aus den bestehenden Velohauptrouten, welche Sie bei künftigen Projekten anders angehen wollen?
Ruefer: Als Stadtrat setzen wir die Velohauptrouten ja nicht selbst um, das erledigt das Tiefbauamt, zusammen mit der Verkehrsplanung. Was auffällt: Viele Velohauptrouten sind trotz vorgegebener Standards im Masterplan Veloinfrastruktur «Kompromisse» – es gilt viele Hindernisse wie Bushaltekanten, Haltebuchten, Tramschienen, Abzweiger zu bewältigen.
Und die Umsetzung muss meist mit einer Strassen- oder Leitungssanierung verknüpft werden, weil auch in den Belag eingegriffen werden muss. Die Massnahmen für eine zusammenhängende Route sind meist aufwendiger als viele sich vorstellen können. Bei ÖV-Projekten, wie der Anpassung der Haltekanten für den 10er-Bus nach Köniz oder der Gleissanierung Fischermätteli, gehen Verbesserungen für Velofahrende heute noch oft vergessen. So konnten die Standards aus dem Masterplan für die Schwarzenburgstrasse nicht umgesetzt werden, eine verpasste Chance.
«Velo-Anteil am Gesamtverkehr hat sich in Bern in 10 Jahren verdoppelt»
Nau.ch: Bis 2030 soll gemäss Postulat ein Velo-Anteil von 30 Prozent (das offizielle Ziel der Stadt Bern sind 20 Prozent, Anm. d. Red.) am Gesamtverkehr der Stadtbevölkerung erreicht werden (heute rund 20 Prozent). Sehen Sie die angestrebten 30 Prozent als realistisch?
Ruefer: Ich hatte im Kopf, das Ziel seien 20 Prozent bis 2030 und das Ziel dadurch schon erreicht. Jedenfalls: Der Velo-Anteil am Gesamtverkehr hat sich in Bern in 10 Jahren verdoppelt. Nun braucht es weitere Fördermassnahmen, um das Velofahren in der Stadt und das Pendeln mit dem Velo in die Stadt angenehmer, «fägiger» und sicherer zu machen.
Nau.ch: Wo sind zukünftige weitere Velohauptrouten geplant und welche davon erachten Sie als besonders sinnvoll?
Ruefer: Es gibt noch einiges zu tun in den nächsten Jahren: Keine guten Standards für Velofahrende gibt's auf der Thunstrasse, über die Monbijoubrücke, im Neufeld, auf der Schlossstrasse, Richtung Ostermundigen, und entlang des Bahnhofs zum Beispiel auf der Lorrainebrücke. Besonders für die Thunstrasse und Richtung Ostermundigen, dort wird die neue Tramlinie gebaut, erhoffe ich mir bald Verbesserungen.
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Soll der Bau von Velohauptrouten in der Stadt Bern höher priorisiert werden?
Nau.ch: Welche sonstigen Massnahmen schlagen Sie vor, um die Verkehrssituation in Bern zu verbessern?
Ruefer: Neben den erwähnten, wichtigen Standards für die Veloinfrastruktur arbeitet die Stadt auch an Lösungen zur Veloparkierung rund um den Bahnhof. Es gibt erstmals eine 24h-Gratisparkierung im Untergrund und auf dem Weg ist auch die Realisierung einer Velostation im Bahnhof, von der man direkt aufs Gleis gelangen kann, ein Micro-Hub sozusagen.
Stichwort Bahnhof: Da wird aktuell an Verbesserungen für die Schauplatzgasse, für den Bahnhofplatz gearbeitet inklusive dem bereits beschlossenen Umbau des Hirschengrabens. Der Bahnhof ist heute für manche Velorouten eine Netzlücke, nicht selten muss man das Velo schieben.
Zur Person: Michael Ruefer (37) sitzt für die Grüne Freie Liste im Berner Stadtrat. Er ist Vorstandsmitglied des VCS Region Bern-Mittelland sowie Fachspezialist bei der BLS Cargo und wohnt in Bern.