Zürcher Gemeinderat will Dächer zur Hitzeminderung nicht weisseln

Der Zürcher Gemeinderat lehnt den Vorschlag ab, die Hitze mit weissen Dächern zu reduzieren. Er lehnte am Mittwochabend ein entsprechendes Postulat ab.

Viele Dächer in Zürich sind dunkel, was zur Aufheizung der Stadt beiträgt. Der Gemeinderat diskutierte, ob weisse Farbe eine Lösung sein könnte. - keystone

Im Kampf gegen die zunehmende Hitze in der Stadt Zürich setzt der Gemeinderat nicht auf weisse Farbe: Er hat am Mittwochabend ein Postulat von Mitte und FDP klar abgelehnt, das ein Umfärben der Dächer angeregt hatte.

Weiss gestrichene Dächer würden mehr von der einfallenden Sonnenstrahlung reflektieren – im Hinblick auf die Hitzeminderung wäre dies anzustreben, hielten David Ondraschek (Mitte) und Sebastian Vogel (FDP) in ihrem Vorstoss fest.

Weisse Dächer würden einen grösseren Teil der einfallenden Sonnenstrahlen reflektieren, so David Ondraschek (Mitte) und Sebastian Vogel (FDP) in ihrem Vorstoss. - Foto: Die Mitte Stadt Zürich

Der Stadtrat solle deshalb prüfen, ob Dächer, die weder für Photovoltaikanlagen noch für Begrünungen geeignet seien, umgefärbt werden können. In ihrem Postulat wiesen sie dabei nicht nur auf den Einsatz von weisser Farbe hin: Tauben, schrieben sie, könnten durch ihre Exkremente einen wesentlichen Beitrag leisten.

Die Stadt habe also fleissige Helfer, entgegnete der zuständige Stadtrat André Odermatt (SP) schmunzelnd. Jede der 16'000 Tauben würde täglich 20 Gramm Kot produzieren. Doch sei dies keine langfristige Lösung – der Regen wasche dieses Weiss wieder weg.

Taubenkot als temporäre Lösung?

Der Vorstoss sorgte für ein paar weitere launige Wortmeldungen. Dass er unter dem Motto «mehr Griechenland für Zürich» stehe, hiess es unter anderem. Und es war etwa die Rede davon, dass das Postulat wohl im Strandurlaub auf Santorini entstanden sei.

Der Rat befasste sich auch kurz ernsthaft mit dem Anliegen – und lehnte es mit 26 Ja- zu 78 Neinstimmen ab. Die SVP erwähnte unter anderem, dass helle Dächer die Niederschlagsmenge reduzieren könnten, was sich auf Stadtklima und Wasserversorgung auswirke.

Die GLP wies darauf hin, dass am Ende gar nicht viele Standorte fürs Weisseln übrig blieben: Die Stossrichtung müsse doch sein, möglichst viele Dächer mit Photovoltaikanlagen auszurüsten. Ein weisses Dach in 20 Metern Höhe führe unten im Strassenraum zu keiner Abkühlung, hielt die SP fest.

Photovoltaik statt Farbe

Dachbegründungen und Solarzellen brächten mehr. Hochbauvorstand Odermatt verwies darauf, dass die Stadt mit der 200-seitigen Fachplanung Hitzeminderung auf ein ganzes Bündel verschiedener Massnahmen setze. Der Einsatz von hellen Farben und Materialien komme dabei auch vor.

Es sei weder nötig noch sinnvoll, alles nochmals zu prüfen, die Stadt unternehme schon viel. «Also lieber den Spaten in der Hand als die Taube auf dem Dach».