Doping: Fünf Antworten zur Wada-Sperre gegen Russland

Der Skandal um staatlich organisiertes Doping in Russland zieht eine vierjährige Sperre nach sich. Die Antworten auf fünf wichtige Fragen zur Russland-Affäre.

Die Wada schliesst Russland wegen staatlich organisiertem Doping für vier Jahre von allen Grossveranstaltungen aus. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Montag verkündete die Wada eine vierjährige Sperre gegen Russland.
  • Diese betrifft alle weltweiten Grossveranstaltungen, nicht aber die Euro 2020.
  • Nau beantwortet die fünf wichtigsten Fragen rund um die Strafe.

Am Montag vermeldete die Wada die Entscheidung in der russischen Staatsdoping-Affäre. Für vier Jahre wird Russland von allen Grossveranstaltungen ausgeschlossen. Russische Sportler stehen unter Generalverdacht, Doping zu betreiben. Nau beantwortet die fünf wichtigsten Fragen rund um die Doping-Sperre.

Warum wurde Russland gesperrt?

Nach den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 verhängte die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) erstmals eine Sperre gegen Russland. Während dieser dreijährigen Sperre durfte Russland nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen. Auch durften einheimische Funktionäre russische Athleten nicht auf Doping testen.

2018 wurde die Sperre wieder aufgehoben und die Russische Anti-Doping-Agentur Rusada wieder zugelassen. Voraussetzung dafür war, dass die Agentur der Wada ihre Datenbanken zum Doping zur Verfügung stellt. An diesen Datenbanken stellte die Wada Manipulationen fest.

Das Logo der Russischen Anti-Doping-Agentur Rusada. - dpa

Tausende von Informationen waren gelöscht oder nachträglich verändert worden. Durch diese Manipulationen sollten mindestens 145 Athleten, die mit Doping in Verbindung gebracht wurden, geschützt werden. Diese Feststellung veranlasste die Wada nun zur Sperre.

Was genau besagt die Sperre?

Die Sperre schliesst Russland von allen sportlichen Grossveranstaltungen auf der ganzen Welt aus. Zudem darf Russland während der vierjährigen Strafe auch selbst keine solchen Grossveranstaltungen ausrichten.

Russische Athleten, die während dieser Zeit an internationalen Grossevents teilnehmen, dürfen dies nicht unter russischer Flagge tun. Bei Siegerehrungen wird zudem auch keine russische Hymne gespielt. Das Konzept der «Olympic Athletes from Russia», das in PyeongChang 2018 zur Anwendung kam, dürfte hier Schule machen.

Bei den Winterspielen 2018 in PyeongChang traten die russischen Vertreter als «Olympic Athlete from Russia» an. - Keystone

Welche Events sind betroffen?

Die ganz grossen Namen sind ohne Zweifel die Olympischen Spiele und die Fussball-WM. Für das Turnier in Katar 2022 hat die Qualifikation für Russland noch gar nicht begonnen. Aktuell ist unklar, ob und in welcher Form Russland an der WM-Quali teilnehmen darf. Denkbar wäre auch hier ein Start unter «neutraler» Bezeichnung.

Die Olympischen Spiele sind sogar doppelt betroffen. Sowohl die Sommerspiele in Tokio 2020 als auch die Winterspiele in Peking 2022 fallen in den Strafzeitraum. Bei beiden Veranstaltungen werden wohl russische Athletinnen und Athleten als Neutrale starten dürfen.

Muss die Formel 1 nun den Russland-GP 2020 absagen? - Keystone

Aber auch eine Vielzahl weiterer Veranstaltungen fällt unter die Sperre. Praktisch jedes Event mit WM-Status – etwa Leichtathletik – wird ohne Russland stattfinden. Unklar ist indes beispielsweise die Zukunft des Formel-1-GP von Russland. Der Motorsport-Weltverband FIA arbeitet mit der Wada zusammen und müsste das Rennen konsequenterweise streichen.

Warum sind EM 2020 und Champions League nicht betroffen?

Ein Kuriosum gestattet Russland nach heutigem Kenntnisstand die Teilnahme und Ausrichtung europäischer Grossevents. Kontinentale Veranstaltungen wie etwa Europameisterschaften fallen nicht unter die Autorität der Wada.

Davon profitiert vor allem die Uefa. Das Champions-League-Finale 2021 soll am 29. Mai in Sankt Petersburg in Russland stattfinden. Bisher deutet nichts darauf hin, dass sich daran etwas ändert.

Die Gazprom-Arena in St. Petersburg wird bei der Euro 2020 als Spielstätte verwendet. Auch das Champions-League-Finale 2021 findet hier statt. - Keystone

Und: Russland ist für die Fussball-Europameisterschaft 2020 qualifiziert. Zudem ist Sankt Petersburg eine der zwölf Ausrichter-Städte. Weil aber die Uefa laut Wada keine «bedeutende Event-Organisation» ist, findet die Euro wie geplant statt.

Wie können russische Athleten ohne Doping teilnehmen?

Für russische Athleten gibt es laut Wada nach wie vor die Möglichkeit, an Grossveranstaltungen teilzunehmen. Allerdings müssen sie mit einer Beweislastumkehr leben, denn sie müssen ihre Unschuld beweisen.

Wada-Präsident Sir Craig Reedie begründet das damit, dass die Strafe vor allem Russland, nicht die Sportler treffen sollte. «Die Wada hat mit den härtestmöglichen Sanktionen reagiert. Wir wollen aber die Rechte russischer Athleten schützen, die beweisen können, dass sie nicht involviert waren.»