DFB-Boss Keller: Stadionbesuche mit Massentests ermöglichen

Kommt es ab September zu einer Teilöffnung der Stadien? Präventivtests könnten dabei eine Lösung des Problems sein. Für Bundesgesundheitsminister Spahn könnte das Konzept des Fussballs Signalwirkung haben.

DFB-Präsident Fritz Keller will ein Konzept zur Rückkehr von Fans erarbeiten. Foto: Boris Roessler/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Massenhafte Präventivtests könnten die Lösung für die Rückkehr der Zuschauer in die Fussball-Stadien sein.

So stellt es sich jedenfalls Fritz Keller vor.

«Es muss einen Weg geben, über Tests wieder eine gewisse Normalität zu erlangen», sagte der Präsident des Deutschen Fussball-Bundes der «Badischen Zeitung» und hofft für das Länderspiel gegen Spanien Anfang September in Stuttgart auf eine Teilöffnung der Arena.

Wohlwollend werden die Bemühungen des Fussballs auf dem Weg zurück zu ein wenig Normalität im Zuge der Corona-Krise in der Politik aufgenommen. «Die Frage, wie Fussballspiele stattfinden mit Zuschauern, ist ein wichtiges Signal auch für alle anderen Grossveranstaltungen. Da müssen die Regeln passen», sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei einer Wahlkampfveranstaltung in Köln. Das Konzept der Deutschen Fussball Liga sei für sich genommen überzeugend, befand Spahn.

Verhaltener äusserte sich indes Baden-Württembergs Sportministerin Susanne Eisenmann. Sie könne den Wunsch von Keller nachvollziehen, «aber bei aller Liebe zum Fussball: Während einer Pandemie gibt es wesentlich Wichtigeres als ein volles Stadion», sagte sie. Eisenmann fügte hinzu: «Weitere Lockerungen für Stadionbesuche mit möglichst vielen Zuschauern kommen für mich Anfang September allerdings eindeutig zu früh.» Superspreader-Events könne man sich auf gar keinen Fall erlauben.

Die Bundesliga und die 2. Bundesliga starten am 18. September in die Spielzeit 2020/21. Eine Woche zuvor findet die erste Runde im DFB-Pokal statt. DFB und Deutsche Fussball Liga (DFL) hatten zuletzt einen Leitfaden für die Rückkehr von Zuschauern vorgelegt. Dieser soll nicht nur bei der Erarbeitung standort-individueller Konzepte helfen, sondern auch das Vorgehen in der 3. Liga, im DFB-Pokal, bei der Nationalmannschaft und in der Frauen-Bundesliga regeln.

Der DFB arbeite mit Experten und Wissenschaftlern aus vielen Bereichen an einem System, das Stadionbesuche wieder ermöglichen soll, betonte Keller. Mögliche Kritik an einer Sonderrolle des Fussballs wies er zurück. «Die Präventivtests kommen nicht dem Fussball zugute, sondern allen», sagte der DFB-Chef.

Mit der Infrastruktur seiner 25.000 Vereine könne der DFB der Gesellschaft helfen. «Wenn von 7,1 Millionen Mitgliedern im Idealfall jedes fünf bis zehn Menschen aus seinem Verein zum Testen bewegt, kann man sich ausrechnen, wie viel wir erreichen könnten», sagte Keller. In jedem Verein gebe es jemanden mit medizinischer Erfahrung, der die Selbsttests anleiten könne. Schon am Morgen nach dem Test könne man das Ergebnis auf dem Handy haben.

Bei einem negativen Testresultat sei Keller zufolge ein Stadionbesuch unbedenklich. «Da Wissenschaftler davon ausgehen, dass man bis zu 48 Stunden nach einem Test mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit niemand anderen anstecken kann, ist es möglich, innerhalb dieses Zeitraums ein Höchstmass an Sicherheit für andere zu gewährleisten», erklärte der 63-Jährige.

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hatte sich bereits zuvor in der «Bild am Sonntag» dafür offen gezeigt. «Wenn ein gutes Hygienekonzept vorliegt und Abstand zwischen den Besuchern gewährleistet ist, können Veranstaltungen stattfinden - auch mit einer grösseren Zahl an Zuschauern.»

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte am Montag, grundsätzlich müssten die einzelnen Fussballclubs eigenständige Hygienekonzepte vorlegen, die von den örtlichen Gesundheitsämtern abgenommen werden müssten. «Aber entscheidend ist nicht auf dem Papier, entscheidend ist auf dem Platz, oder in diesem Falle im Stadion. Deswegen ist es wichtig, dass die jeweiligen Vereine mit ihren Gesundheitsämtern vor Ort die Konzepte so anpassen, dass das auch umgesetzt wird. Und mir ist wichtig, dass das auch genau eingehalten wird», betonte Spahn. Dabei gehe es auch um die Nachvollziehbarkeit, wer hat wo gesessen. «Wobei ich sehr dafür werbe, den Mindestabstand von 1,50 Metern im Stadion auch einzuhalten», betonte der Minister.