WM-Skispringen: Mit «Eisei» in die Geschichtsbücher?

Der Abschluss in Seefeld wird das letzte grosse Highlight in der Skisprung-Ära Werner Schuster. Mit dem neuen Doppel-Weltmeister Eisenbichler ist nochmal ein Novum möglich. Allzu viel Wehmut will der Kleinwalsertaler noch nicht aufkommen lassen.

Markus Eisenbichler (r) hat beim letzten Grossereignis unter Trainer Schuster (l) die Chance viermal Gold bei einer Nordischen Ski-WM zu erobern. Foto: Hendrik Schmidt - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Zum Abschluss der goldenen Zeit von Bundestrainer Werner Schuster kann Markus Eisenbichler nochmal für ein Stück Skisprung-Geschichte sorgen.

Der Doppel-Weltmeister aus Bayern hat beim letzten Grossereignis unter Schuster die Chance, als erster Adler überhaupt viermal Gold bei einer Nordischen Ski-WM zu erobern. «Es kann schon eine historische Weltmeisterschaft für den Deutschen Skiverband werden. Ich hoffe, dass wir die zweite Woche auch noch gut gestalten können», sagte Schuster vor dem Einzel bei der WM in Seefeld an diesem Freitag (16.00 Uhr/ZDF und Eurosport).

Das Beispiel Eisenbichler, der ohne einen Weltcup-Sieg beim Saisonhöhepunkt in Tirol abräumt, steht sinnbildlich für die elf Jahre unter dem Trainer aus Österreich, der Ende März freiwillig den DSV verlässt. «Es ist eine tiefe Befriedigung», befand Schuster nach dem Triumph des 27-Jährigen am Bergisel. Vor Eisenbichler hatte der Trainer auch Severin Freund, Richard Freitag und Andreas Wellinger zu Siegspringern geformt und das Trio so auf die Grossevents getrimmt, dass sie heute alle Weltmeister sind und zahlreiche Medaillen zu Hause hängen haben.

Schuster hat für die nähere Zukunft mehrere Optionen, genauso der DSV. Bei dem 49-Jährigen kommt eine Auszeit genauso in Frage wie eine andere Tätigkeit beim deutschen Verband oder ein Job im Schi-Gymnasium von Stams, seiner früheren österreichischen Heimat. Der DSV hält sich in der Frage über einen Nachfolger derzeit noch bedeckt. Top-Favorit Stefan Horngacher will erst die WM mit den Polen zu Ende bringen, andere Anwärter wie Martin Schmitt oder Frauen-Coach Andreas Bauer haben eher geringes Interesse signalisiert.

Doch Schuster ist es ohnehin zu früh für abrechnende Bilanzen oder Abschlussinterviews. «Ich habe noch genug Zeit, sentimental zu werden», sagte der Trainer bei Eurosport. Er freut sich auf das grosse Finale mit zwei weiteren Medaillenchancen (Einzel und Mixed am Samstag) sowie den Weltcup-Endspurt in Norwegen und im slowenischen Planica. «Ich bin total froh, dass ich das noch erleben darf», sagte Schuster.

Sein neuer Top-Athlet Eisenbichler, der am Freitag in Seefeld neben Japans Ryoyu Kobayashi und dem Polen Kamil Stoch zu den Top-Favoriten zählt, würde dem Langzeit-Chef gerne ein goldenes Abschiedsgeschenk machen. «Uns braucht man nicht einzufangen. Wir sind Profi genug. Wir wissen, dass wir dafür trainieren, damit wir bei einer WM sein können oder bei Olympia. Das ist unser Leben, das ist unsere Leidenschaft», sagte Eisenbichler.

Das stets hohe Niveau der DSV-Adler bei Weltmeisterschaften und Olympia wird auch Druck auf den nächsten deutschen Skisprung-Trainer ausüben. «Das kann sein, dass das für meinen Nachfolger nicht so leicht ist», sagte Schuster, dessen vielseitiges Team seit Sotschi 2014 beständig Medaillen gewonnen hat. Der scheidende Coach hält das Gerüst aber für eine sehr gute Basis: «Mit dieser Mannschaft muss es niemandem angst und bange sein. Man kann nicht immer Gold gewinnen, aber die Mannschaft hat Perspektiven - ob mit mir oder ohne mich.»