SCB und YB wenden sich mit offenem Brief an Berner Regierung
Das Verbot von Grossveranstaltungen im Kanton Bern sorgt für rote Köpfe bei den Sportclubs. Der SCB und YB wenden sich mit einem offenen Brief an die Regierung.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Bern verbietet ab sofort Grossevents ab 1'000 Personen.
- Das hat enorme finanzielle Auswirkungen auf die Berner Sportclubs.
- Diese wenden sich nun mit einem offenen Brief an die Regierung.
Seit gestern ist bekannt: Alle Grossanlässe mit mehr als 1'000 Personen sind im Kanton Bern ab Montag verboten. Dies teilte die Gesundheitsdirektion von Pierre-Alain Schnegg (SVP) am Sonntag mit.
SCB und YB mit offenem Brief
Dieser Entscheid ist ein Schock für die Sportclubs. Der SCB und YB haben schon kurze Zeit nach der Bekanntgabe ihren Unmut geäussert. Am Montag wenden sich die Geschäftsleitungen der Vereine mit einem offenen Brief an die Regierung. Und nehmen dabei kein Blatt vor den Mund.
«Wir sind nach wie vor bestürzt, wir sind verärgert und enttäuscht», heisst es. Man habe sich alle erdenkliche Mühe gegeben und keine Kosten gescheut, um wirkungsvolle Schutzkonzepte zu erarbeiten. «Und dann kommt Ihr, liebe Kantonsregierung, mit dem Verbot von Grossveranstaltungen mit über 1'000 Personen.»
Man habe sich ein bisschen Vorlaufszeit erhofft und sich gerne die Argumente angehört. «Für den Sport ist Euer Entscheid ein Frontalangriff. Für die Menschen, die sich für Sport interessieren und in die Stadien kommen möchten, ist dies ein verordneter Entzug.»
Das, was die Kantonsregierung entschieden hat, helfe nicht. «Das Wohlbefinden, nicht zuletzt auch die Gesundheit der Bevölkerung, hängt auch vom gesellschaftlichen Leben ab.» Deshalb hoffe man beim SCB und bei YB, dass die Behörden dies in ihre Überlegungen einfliessen lassen würden.
EHC Biel bangt um Existenz
Und auch bei den anderen grossen Sportvereinen des Kantons sorgt der Beschluss für rote Köpfe. Beim EHC Biel findet man klare Worte.
Der Entscheid sei mit Befremden entgegengenommen worden, sagt Daniel Villard, CEO der Bieler, zu Nau.ch. «Es zeugt von einer Panikaktion seitens Regierungsrat.»
Offensichtlich sei das Contact Tracing im Kanton Bern bereits jetzt komplett überfordert. «Warum das so ist und weshalb nicht über den Sommer viel mehr Ressourcen geschaffen wurden, ist eine andere Frage.»
Bei Biel fürchtet man sich vor den Konsequenzen. Die Auswirkungen seien «enorm gross». «Unsere Organisation ist längerfristig in der Existenz bedroht, sollte diese Einschränkung für eine längere Zeit gelten.»
«Es gibt nur Verlierer»
Weshalb der Kanton Bern diesen Schnellschuss mache, sei für den EHC Biel schwierig nachzuvollziehen. «Wir wurden wenige Minuten vor der Veröffentlichung der Pressemitteilung informiert. Aktuell prüfen wir alle unsere Möglichkeiten, gegen diesen Entscheid vorzugehen.»
Auch bei den SCL Tigers ist der Frust gross. Der zeitliche Ablauf der Kommunikation sei nur schwer nachvollziehbar. «Wir wurden überrascht», sagt Dario Langenegger, Leiter Marketing und Kommunikation, auf Anfrage von Nau.ch.
Man könne die Situation nur mit grossem Unverständnis akzeptieren. «Es gibt eigentlich nur Verlierer. Wir haben keinen Handlungsspielraum, um für unsere zahlenden Kunden eine faire Lösung umzusetzen.» Dies im Hinblick auf das Heimspiel vom kommenden Dienstag.
Dominoeffekt?
Swiss Olympic, der Dachverband des Schweizer Sports, nimmt den Entscheid mit «Erstaunen und Unverständnis» zur Kenntnis.
«Der Sport kann und will ein Vorbild sein, wie die Gesellschaft lernen kann, mit dem Virus umzugehen. Im Kanton Bern ist das unter den neuen Voraussetzungen leider nicht möglich», heisst es in einer Medienmitteilung. Deshalb hoffe man, dass der Entscheid im Kanton Bern keine Signalwirkung auf andere Kantonsregierungen habe.