National League: Ein Klassiker, ein Derby und viel Spannung

Heute Abend stehen die ersten Playoff-Viertelfinals der National League auf dem Programm. Für viel Spannung dürfte in den vier Paarungen gesorgt sein.

Dürfen die Spieler des SCB auch im Playoff-Viertelfinal gegen den Kantonsrivalen Biel jubeln? - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ab heute kämpfen acht Teams um ein Ticket im Playoff-Halbfinal.
  • Los geht es mit den Partien Servette–Lugano und Biel–Bern.
  • Morgen Mittwoch trifft der ZSC auf Davos und Rappi empfängt Zug.

Im Fussball gelten sie als verschmäht, im Eishockey als die schönste Zeit im Jahr: die Playoffs. Am Dienstag beginnt in der National League mit den Viertelfinals die entscheidende Phase der Meisterschaft. Das Meisterrennen präsentiert sich so offen wie nie.

Emotionen, Kampfgeist, Dramen, volle Stadien und ganze Regionen im Ausnahmezustand: Die Playoffs bieten seit jeher, was das Fan-Herz begehrt. Die Duelle zwischen zwei Teams, in denen es um das sportliche Sein oder Nichtsein geht, faszinieren. Auch deshalb, weil sie den Hauptdarstellern auf dem Eis, den Spielern, alles abverlangen.

Nur wer es schafft, an seine körperlichen Grenzen und darüber hinauszugehen, kann in diesem Kampf bestehen. Talent alleine genügt dabei nicht, es geht viel mehr um Aufopferung, mannschaftliche Geschlossenheit und mentale Bereitschaft.

Tabelle

National League - Regular Season (20.10.2024) Sp Tore Pkt
1. EV Zug 52 177:127 100
2. Fribourg-Gottéron 50 159:124 94
3. ZSC Lions 52 169:130 96
4. SCRJ Lakers 52 164:135 94
5. Davos 51 148:125 88
6. EHC Biel-Bienne 51 154:128 87
7. Lausanne 51 155:143 87
8. Genève-Servette 52 151:130 88
9. HC Lugano 52 160:158 76
10. HC Ambri-Piotta 52 131:145 66
11. SC Bern 52 136:148 65
12. SCL Tigers 50 129:205 35
13. Ajoie 51 89:224 26

Streng betrachtet sind die 52 Runden der Qualifikation eine Art Vorbereitung auf das, was jetzt kommt. Auch wegen der Erhöhung der Ausländerzahl präsentiert sich die Ausgangslage vor den diesjährigen Playoff-Viertelfinals so spannend wie wohl nie zuvor.

Mit Genf-Servette, dem EHC Biel und den Rapperswil-Jona Lakers schlossen drei Teams die Qualifikation auf den Rängen 1, 2 und 3 ab, die seit Beginn der Playoff-Ära (1985/86) zuvor weder Qualifikationssieger noch Meister geworden sind. Nun macht sich das Trio auf, die «Grossen» zu ärgern.

Denn das Playoff-Tableau komplettieren jene fünf Klubs, die sich seit 1997 die Meistertitel untereinander aufgeteilt haben: die ZSC Lions (sechs), Davos (sechs), Zug (drei), Bern (sieben) und Lugano (drei). Wobei der HCD das einzige Team aus dem Quintett ist, das sich in der Qualifikation nicht unter Wert geschlagen hat. Alle anderen haben etwas gutzumachen.

Umfrage

Wer wird Schweizer Meister 2022/23?

ZSC Lions.
18%
EV Zug.
13%
Genf-Servette.
12%
SC Bern.
24%
EHC Biel.
18%
Ein anderes Team.
16%

Playoff-Klassiker

Im Fall der ZSC Lions gilt das ganz speziell. Die Zürcher, im Herbst der meistgenannte Titelfavorit, wollen auch die Playoff-Schmach vom letzten Frühling vergessen machen, als sie im Final gegen Zug einen 3:0-Vorsprung und damit bei der Dernière im Hallenstadion ihren zehnten Meistertitel (den ersten seit 2018) hergeschenkt haben. Doch seit dem Umzug in die neue Arena versprühte das stark besetzte Zürcher Ensemble nur selten den Glanz, den man von ihm hätte erwarten dürfen. Den Lions fehlte es in Qualifikation schlicht an Konstanz.

Im Playoff-Duell der National League zwischen dem HCD und den ZSC Lions dürfte es heiss zu und her gehen. - keystone

Im Duell Vierter gegen Fünften wartet mit dem HC Davos im Viertelfinal eine Art Lieblingsgegner. 16 der letzten 17 Duelle endeten mit einem Sieg des ZSC. Die Affiche gilt als Playoff-Klassiker, treffen die beiden Klubs in diesem Jahrtausend doch schon zum zehnten Mal in der finalen Phase aufeinander. Zuletzt war dies 2015 der Fall, als der Rekordmeister aus dem Bündnerland mit einem 4:1 im Final den 31. und bislang letzten Titel der Vereinsgeschichte gewann. Der ZSC-Trainer damals wie heute: Marc Crawford.

Hattrick-Aspirant

Erst zwei Jahre ist es her, seit dem der EV Zug auf dem Weg zu seinem zweiten Meistertitel nach 1998 im Playoff-Halbfinal mit einem 3:1 den Lauf der Rapperswil-Jona Lakers gestoppt hat. Die St. Galler hatten damals bei ihrer ersten Playoff-Teilnahme nach 13 Jahren als Tabellenzehnte via Pre-Playoffs den Sprung unter die letzten vier geschafft.

Seither haben die Lakers ihren Aufwärtstrend kontinuierlich fortgesetzt und in diesem Jahr entgegen aller Prognosen ihren 4. Platz aus der letztjährigen Qualifikation sogar noch getoppt.

In der Affiche zwischen dem EV Zug und den Rapperswil-Jona Lakers ist kein klarer Favorit auszumachen. - keystone

Die Zuger hingegen weckten in den vergangenen Monaten nur sehr selten Erinnerungen an ihre Überlegenheit aus den beiden Meistersaisons. Nur dank eines starken Finishs (drei Siege am Stück) schaffte das Team von Dan Tagnes die direkte Playoff-Qualifikation auf den letzten Drücker noch.

Der EVZ hat zweifelsohne das Zeug dazu, nach Lugano (1986 bis 1988) und Kloten (1993 bis 1996) als drittes Team in der Playoff-Ära den Meistertitel mehr als zweimal nacheinander zu gewinnen. Dafür müssen die Zuger aber ihr enormes Potential konstant abrufen.

Das lange Warten der Westschweizer

Mit dem Qualifikationssieger Genf-Servette und dem punktgleichen EHC Biel schicken sich zwei Klubs ins Titelrennen, die nicht nur die eigenen Farben, sondern auch die der Westschweiz vertreten. Seit dem Bieler Titelgewinn 1983 ist es nämlich keinem welschen Vertreter mehr gelungen, den Meisterpokal in seinen Besitz zu bringen.

Dass man sich mit dem guten Abschneiden in der Qualifikation nichts kaufen kann, weiss Servette-Trainer Jan Cadieux nur zu gut. Als Spieler startete er drei Mal (2000 und 2001 mit Lugano sowie 2013 mit Fribourg-Gottéron) aus der Pole-Position in die Playoffs, verlor danach aber jeweils den Final. «Uns ist klar, dass es in den Playoffs nochmals mehr braucht. Man muss nochmals alles um zehn Prozent besser machen, sonst reicht es nicht», stellt Cadieux fest.

Im Playoff-Viertelfinal kommt es zur Begegnung Servette gegen Lugano. - keystone

Die Genfer sind vor dem Viertelfinal-Duell mit Lugano gewarnt, nach dem sie sich vor einem Jahr dem gleichen Gegner im Achtelfinal 0:2 geschlagen geben mussten. Die Tessiner stellten mit einem 2:0 gegen Fribourg-Gottéron die Viertelfinal-Qualifikation auch heuer über die Pre-Playoffs sicher. Sie sind bereits voll im Rhythmus und werden kaum Anlaufzeit benötigen.

Klare Favoritenrolle im Berner Derby

Das gilt auch für den SC Bern im Derby gegen den EHC Biel. Für den stolzen Klub aus der Hauptstadt scheint in den nächsten Wochen vom schnellstmöglichen Ausscheiden gegen den Kantonsrivalen bis zum grossen Playoff-Märchen alles drin

Zu verlieren hat der SCB nach einer erneut enttäuschend verlaufenen Qualifikation und dem 2:1 im Achtelfinal gegen Aufsteiger Kloten nichts mehr, Biel hingegen schon.

Wer behält im Duell zwischen dem SCB und dem EHC Biel die Oberhand? - keystone

Und: die Seeländer sind in den letzten Jahren mehr als einmal in entscheidenden Momenten gescheitert. Doch dieses Jahr soll es besser werden. Dafür spricht eine sehr ausgeglichene Mannschaft mit vier starken Linien und der finnische Weltmeister und Olympiasieger Harri Säteri im Tor. Emotionen sind in diesem Hammerduell zwischen dem Zweiten und Achten garantiert.