Fussball-Talk: FCZ-Trainer verpokert sich, YB-Bank ein Pulverfass!
Was für ein Saisonstart: YB fegt den Meister aus Zürich mit 4:0 weg, in Genf fällt das Tor des Jahres und der FCB gibt in Winterthur Punkte ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Der FC Zürich bricht im Wankdorf gegen YB ein, geht zum Saisonstart mit 0:4 unter.
- Der FCB (1:1 in Winterthur) hat ein Problem in der Innenverteidigung.
- Servettes Rodelin erzielt beim 1:0-Sieg über St. Gallen ein Tor aus knapp 50 Metern.
- Nau-Chefredaktor Zbinden und Fussball-Chefreporter Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: YB fertigt Meister FCZ zum Auftakt gleich mit 4:0 ab. Ist das Resultat nicht etwas zu hoch?
Mischi Wettstein: Dieses Resultat kennt der FCZ bestens aus den vergangenen Jahren ... Bis zum verschossenen Elfer von Antonio Marchesano nach einer knappen Stunde war es ein offenes Spiel. Dann hats aber gedreht.
Micha Zbinden: Ja, nach dem Elfer hat das Stadion gebebt. Das war der Knackpunkt. Der beste Spieler auf dem Platz war für mich aber Willy Gnonto: Wirblig, schnell, er macht alles richtig. Erst wenn er lacht und seine Spange zeigt, merkt man, dass Willy erst 18 Jahre alt ist. Er erinnert mich an Mohamed Salah früher beim FCB. Auch Salah war schlicht zu gut und zu schnell für die Super League. Die Schiris müssen Gnonto gut schützen, solange er noch bei uns spielt.
Wettstein: Für mich waren die YB-Stürmer besser! Nur schnell und fleissig sein, ist mir zu wenig. Wer der Beste sein will, muss treffen. Das gilt auch für Gnonto.
Nau.ch: FCZ-Trainer Franco Foda stellte nach dem 0:1 von Dreierabwehr auf Vierkette um. War das ein Fehler?
Wettstein: Der FCZ hat in den Testspielen die Viererkette getestet, weil sie flexibel sein wollen. Im YB-Spiel wurde es aber zum Rohrkrepierer. Gegen ein Top-Team wie YB funktioniert diese Änderung während dem Spiel ganz offensichtlich noch nicht.
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Nau.ch - FCZ-Trainer Franco Foda im Nau.ch-Interview nach dem 0:4 bei YB zum Saisonauftakt.
Zbinden: Foda hat etwas probiert, das ist als Trainer sein gutes Recht. YB war nach dem Elfer aber nicht mehr aufzuhalten. Und es kam zu viel Qualität rein. Also kein Vorwurf an Foda!
Nau.ch: Sind die Young Boys in dieser Form noch aufzuhalten?
Wettstein: Wenn YB so spielt, ist die Meisterschaft sehr früh entschieden. Kann ich bereits auf einen 20-Punkte-Vorsprung wetten?
Zbinden: Warte besser noch. Ich sehe auch Gefahren: Diese YB-Luxusbank kann ein Pulverfass sein! Nsame, Ngamaleu, Ugrinic, Itten, Camara, Rrudhani sassen draussen, Mambimbi war nicht mal in Kader, Lauper und Kevin Rüegg kommen auch noch. Trainer Raphael Wicky und Sportchef Steve von Bergen müssen die Stars gut bei Laune halten. Die grösste Schwierigkeit sehe ich bei Nsame.
Nau.ch: Guter Punkt. Warum spielte Nsame eigentlich nicht von Beginn weg?
Zbinden: Na ja, richtig fit wirkt Nsame noch nicht. Es war ihm anzusehen, dass er nicht gerne draussen sitzt. Da sieht man nur, wie hoch man die Leistung von Fabian Lustenberger einschätzen muss. Auch Lusti hat sich die Achillessehne gerissen, spielt aber im Gegensatz zu Nsame längst wieder.
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Nau.ch: Der FC Basel stolperte beim Aufsteiger in Winterthur. Eure Meinung dazu?
Zbinden: Die FCB-Innenverteidigung ist unerfahren und viel zu löchrig. Viel zu leicht tauchte Wintis Matteo Di Giusto zweimal alleine vor dem Tor auf.
Wettstein: Stand heute hat YB den viel kompakteren Kader als der FCB. Ich habe gehört, dass der FCB noch zwei Innenverteidiger verpflichten will. Sein Debüt beim FCB hat sich Trainer Alex Frei sicher ganz anders vorgestellt. Doch Alex wird die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
Zbinden: In Winterthur stehen die Fans teilweise extrem nahe am Spielfeld, daran muss man sich erstmals gewöhnen. Fussball pur. Was dieser Fan FCB-Stürmer Darian Males wohl beim Corner ins Ohr geflüstert hat?
Wettstein: Ein sehr schönes Bild aus Winti! Eine Szene aus dem ersten Spieltag müssen wir hier noch würdigen und abfeiern: Das Tor von Servette-Spieler Ronny Rodelin gegen St. Gallen war Weltklasse. Rodelin hat die Situation richtig erkannt und aus fast 50 Metern abgezogen (Video unten). Der Treffer ist jetzt schon ein Favorit für das Tor des Jahres.
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SRF - Dieses Traumtor von Ronny Rodelin entscheidet das Spiel zugunsten von Servette.