Fussball-Talk: «Haben Schiri-Problem», «FCB-Xhaka kein Verbrecher»
Der Klassiker zwischen dem FCB und dem FCZ endet turbulent. Wie verständlich ist die Reaktion von Bebbi-Captain Taulant Xhaka? Willkommen beim Fussball-Talk.
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SRF Sport - Taulant Xhaka verliert gegen den FCZ die Nerven.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schiedsrichter und Taulant Xhaka stehen beim 2:0-Sieg des FCZ in Basel im Fokus.
- Der Ausraster des FCB-Captain sorgt für Diskussionen – und eine lange Sperre.
- Meister YB gewinnt in St.Gallen und feiert am Sonntag eine verregnete Titelparty.
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Natürlich dreht sich nach diesem Wochenende alles um den «Wildwest»-Klassiker im Joggeli. Wie wars im Stadion, Mischi?
Mischi Wettstein: Mein Kurz-Fazit: Spielerisch war es armselig, emotional jedoch über den Erwartungen.
Christoph Böhlen: Ich fand es vor allem eines: Unwürdig von allen Beteiligten. Weder der Schiedsrichter, noch der VAR oder die beiden Teams haben ein gutes Bild der Super League vermittelt… Das war zum Fremdschämen!
Mischi Wettstein: Wir wünschen uns doch immer Emotionen im Fussball. Aber wenn die mal da sind, sind gleich alle entsetzt. Natürlich hat es gestern am Schluss überbordet, aber man muss auch die Quelle dieser Szenen beachten. Und diese Quelle ist unser Hauptproblem!
Nau.ch: Was ist denn das Problem?
Mischi Wettstein: Wir haben in der Schweiz ein Schiri-Problem! Wie man gestern diesen Penalty zuerst erfinden und dann nicht zurücknehmen kann, ist unverständlich. Es ist eine Respektlosigkeit, den Entscheid nicht mindestens zu überprüfen. In meinen Augen hatte Schiri Alessandro Dudic einen unsicheren Auftritt. Und überspielte das mit seiner Arroganz, sich die Elfmeter-Szene gar nicht erst anzuschauen. Das ist unfassbar! Und das war der Auslöser für das Chaos.
Christoph Böhlen: Natürlich war der Schiri sehr schwach und der VAR wie so häufig keine Hilfe. Wir diskutieren ja jeden Montag über dieses «Hilfsmittel»…. Eine Entschuldigung für das Verhalten der Spieler ist das aber nicht. Was sich vor allem FCB-Captain Taulant Xhaka erlaubt hat, geht gar nicht!
Mischi Wettstein: Jetzt lass mal die Kirche im Dorf! Natürlich will man solche Szenen nicht sehen. Aber man kann nicht gleich jeden anprangern, der in den roten Bereich kommt. Wir kennen die Details nicht und waren nicht auf dem Platz. Was hat zum Beispiel FCZ-Katic zu Xhaka vor dessen Kopfstoss gesagt? Immerhin breitet der Unschuldsengel ja schon vorher seine Arme aus, als wüsste er, was gleich passiert. Das entschuldigt vielleicht das Verhalten nicht, aber es relativiert die Aktion von Taulant ein wenig. Ein Verbrecher ist Tauli nicht, dafür muss er nicht an den Marterpfahl! Die Quittung für seinen Ausraster erhält er durch einige Spielsperren.
Christoph Böhlen: Natürlich sind die anderen Akteure keine Unschuldslämmer. Aber das Verhalten von Xhaka geht trotzdem gar nicht! Er hat eine Vorbildfunktion und nimmt diese überhaupt nicht wahr. Die Liga sperrt ihn für acht Spiele – und das ist absolut in Ordnung so.
Nau.ch: Blicken wir nach vorne: Am Donnerstag geht es für die Bebbi bereits mit dem Highlight in Florenz weiter. Die Vorbereitung ist wohl nicht optimal?
Mischi Wettstein: Das ist ein anderes Kapitel. Ich glaube, es bleibt genügend Zeit bis zum Abflug am Mittwoch, um den Klassiker aufzuarbeiten. Heiko Vogel und sein Team werden und müssen die volle Konzentration für Donnerstag finden. Und wenn die Bebbi ihre Wut in positive Energie umwandeln können, traue ich dem FCB in Florenz ein positives Resultat zu.
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Nau.ch: Der restliche Spieltag ist angesichts des Klassikers eher eine Randnotiz. Was möchtet ihr zur 32. Runde noch loswerden?
Christoph Böhlen: Am Samstag hat YB gezeigt, dass sie die Saison trotz vorzeitigem Titel seriös zu Ende spielen werden. Beim Krisen-Club FCSG (jetzt zehn Liga-Spiele ohne Sieg) revanchieren sich die Young Boys mit einem 2:0 für die Niederlage im Herbst. Dafür musste am Sonntag der Titel in strömendem Regen gefeiert werden. Der Stimmung hat das kaum geschadet, immerhin schaute sogar Club-Legende Guillaume Hoarau in Bern vorbei...
Mischi Wettstein: Ich habe frohe Kunde für das Super-League-Team, das in die Barrage muss. Denn, egal wen es trifft, die Mannschaft kann sich entspannen. Ich war am Freitag beim 0:0 zwischen Aarau und Wil im Brügglifeld. Mir schmerzen heute noch die Augen nach diesem grottenschlechten Kick. Für die Mannschaft aus der Challenge League, die am Schluss auf dem dritten Rang steht und in die Barrage darf, sehe ich keine Chancen auf einen Aufstieg. Es ist einfach zu schwach, was zurzeit von diesen Teams geboten wird.