Hat auch die Schweizer Super League ein Homophobie-Problem?
Zwei Homophobie-Vorfälle in Frankreich sorgen für Spielunterbrüche. Wäre dies auch in der Schweizer Super League vorstellbar?
Das Wichtigste in Kürze
- In den obersten Ligen Frankreichs kam es kürzlich zu Homophobie-Eklats.
- Die Schiedsrichter unterbrachen zwei Fussballspiele für mehrere Minuten.
- Nau fragt nach, ob dies auch in der Schweiz passieren könnte.
Vor zwei Wochen wurde in Frankreichs Ligue 2 eine Partie aufgrund homophober Fan-Gesänge vom Schiedsrichter unterbrochen. Am vergangenen Mittwoch der nächste Eklat: Im Spiel zwischen Nizza und Marseille spielten sich fast identische Szenen ab. Auch in dieser Partie liess der Unparteiische das sportliche Geschehen für einige Minuten ruhen.
«Diskriminierendes Verhalten in Kurven verschwand»
Diskriminierende Äusserungen sind in Fussball-Stadien kein Novum. In den vergangenen Wochen sorgten gleich mehrere Vorfälle für viel Aufsehen. So mussten beispielsweise die Premier-League-Spieler Paul Pogba und Tammy Abraham rassistische Anfeindung über sich ergehen lassen.
Hat auch die Super League solche problematischen Situationen während Spielen zu bewältigen? Auf Anfrage von Nau verneint die Fanarbeit Schweiz: «In unserer Beobachtung haben wir betreffend diskriminierendem Verhalten in der Schweiz eine sehr gute Situation. Mit der Stärkung der Ultrakultur verschwand vermehrt diskriminierendes Verhalten in den Kurven.»
Auch Schweizer Schiris könnten Spiele unterbrechen
Die meisten Fankurven würden sich betreffend Diskriminierung bewusst unpolitisch aufführen, heisst es von Seiten der Fanarbeit weiter. «In der Schweiz gibt es zur Zeit keinen Anlass dazu, dass Mittel zur Bekämpfung von Diskriminierung eingeführt werden müssten.»
Die Weisungen der Uefa machen Unterbrechungen wie in Frankreich jederzeit möglich. Bedeutet: Auch in der Schweizer Super League hätten die Schiedsrichter die Möglichkeiten, bei diskriminierenden Vorfällen das Spiel zu unterbrechen.
YB setzt Zeichen gegen Diskriminierung
Im Jahr 2014 hat sich der BSC Young Boys gemeinsam mit FARE (Football Against Racism in Europe) gegen Homophobie eingesetzt. Dafür wurden im Meisterschaftsspiel gegen den FC Basel die Cornerfahnen durch Regenbogenfahnen ersetzt. Damit waren die Berner erst das dritte Team nach Malmö und St. Pauli, das sich auf diese Art gegen Homophobie im Sport stark machte.
Unter dem Namen «Queer Football Fanclubs» (QFF) gibt es übrigens in der Schweiz seit Jahren ein Netzwerk schwul-lesbischer Fussball Fanclubs. Hierzulande ist die Organisation besonders stark in Bern, Basel und Zürich vertreten. Auch in England und den Niederlanden kämpft QFF gegen Homophobie im Fussball.