Peng Shuai: Männer-Tennisverband zieht bei China-Boykott nicht mit
Die ATP hat es abgelehnt, sich dem China-Boykott der WTA wegen der zeitweise verschwundenen chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai anzuschliessen.
Das Wichtigste in Kürze
- Über zwei Wochen lang fehlte von Peng Shuai jede Spur.
- Die WTA hat daraufhin beschlossen, in China vorerst keine Turniere mehr durchzuführen.
- Die ATP will sich diesem Protest allerdings nicht anschliessen.
ATP-Chef Andrea Gaudenzi sagte am Donnerstag: «Wir wissen, dass der Sport einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben kann». Der Verband sei aber «generell der Meinung, dass wir mit einer globalen Präsenz die besten Chancen haben, Chancen zu schaffen und etwas zu bewirken.»
Die WTA veranstaltet gegen Ende kommenden Jahres vier Turniere in China. Dazu gehört auch ein lukratives Masters-Turnier in Shanghai.
Djokovic lobt China-Boykott der Frauen
Der Weltranglisten-Zweite im Tennis der Männer, Daniil Medwedew, sagte dazu: «Wenn nächste Woche ein Turnier in China stattfände, würde sich niemand wohlfühlen». Das nächste ATP-Turnier sei aber im Herbst.
«In vielen Ländern gibt es Probleme, und doch spielen wir in den meisten von ihnen Tennisturniere», fügte Medwedew hinzu. «Die WTA hat eine starke Entscheidung getroffen, aber ich möchte niemandem die Schuld geben, der nicht die gleiche Entscheidung trifft.»
Anders als Medwedew hatte die Nummer Eins im Tennis der Männer, Novak Djokovic, den China-Boykott der WTA zuvor gelobt: «Ich unterstütze die Position der WTA voll und ganz, weil wir nicht genug Informationen über Shuai Peng haben», sagte er am Vortag.
«Peng Shuai darf nicht frei kommunizieren»
Die WTA hatte wegen des Falls der zeitweise aus der Öffentlichkeit verschwundenen chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai angekündigt, vorerst keine Turniere mehr in China ausrichten. Er könne die Sportler nicht «mit gutem Gewissen» bitten, dort an Turnieren teilzunehmen, hatte Verbandschef Steven Simon am Mittwoch erklärt.
«Peng Shuai darf nicht frei kommunizieren und wurde anscheinend unter Druck gesetzt, um ihre Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs zurückzunehmen.»
Die Doppel-Siegerin in Wimbledon und bei den French Open war mehr als zwei Wochen lang nicht in der Öffentlichkeit gesehen worden, nachdem sie Anfang November im Onlinedienst Weibo Vergewaltigungsvorwürfe gegen den ranghohen kommunistischen Parteifunktionär Zhang Gaoli erhoben hatte. Peng und Zhang hatten über Jahre eine Beziehung mit vielen Unterbrechungen geführt.
Später war die Chinesin dann - Aufnahmen in staatlichen Medien zufolge - erstmals wieder in der Öffentlichkeit gesehen worden und hatte nach Angaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ein Videotelefonat mit dessen Präsident Thomas Bach geführt
Am Donnerstag telefonierte sie erneut mit dem IOC. Die Sportlerin befinde sich offenbar in Sicherheit und es scheine ihr gut zu gehen, «wenn man die schwierige Situation bedenkt, in der sie sich befindet», teilte der IOC danach mit.