Tim Cafe: «Alice Robinson kennt keinerlei Angst»
Alice Robinson hat die Skiwelt mit ihrem Sieg in Sölden verzückt. Ehemalige und aktuelle Trainer geraten ob der 17-Jährigen ins Schwärmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Alice Robinson ist der Shooting-Star der Skiszene.
- Der Sieg in Sölden soll nur der Anfang gewesen sein.
- Ehemalige und aktuelle Trainer geraten ins Schwärmen.
Der Sport webt bisweilen ganz besondere Stoffe. Zu diesen zählt nicht erst seit ihrem sensationellen Sieg beim Weltcup-Auftakt 2019 die Neuseeländerin Alice Robinson. 17 Jahre jung ist die Rennfahrerin, die ihre ersten Lebensjahre in Sydney verbracht hat und dann mit der Familie nach Queenstown auf die Südinsel Neuseelands umgezogen ist.
Robinson hat durchaus noch Schwächen
Chris Knight, Cheftrainer der International Ski Racing Academy (ISRA), arbeitete von 2015 bis 2018 mit Lindsey Vonn und davor in diversen Funktionen als Trainer und Coach im amerikanischen Verband. Mit Jeff Fergus als Trainer gewann Vonn 26 Weltcuprennen. Beide sind massgeblich am Erfolg des neuen Shooting-Stars beteiligt.
Alice Robinson habe durchaus noch Schwächen, die sie ausmerzen könne, sagt Fergus gegenüber Nau.ch. «Alice ist 17 Jahre alt, da kann sie noch nicht voll ausgebildet sein. Aber sie kann Inputs und Anpassungen schneller umsetzen und sich neue Fähigkeiten rascher aneignen als die meisten andern. Das ist vielleicht der grösste Unterschied zu anderen jungen Fahrerinnen, mit denen ich gearbeitet habe oder arbeite.»
Stets die Grenzen des Machbaren ausgelotet
Alice sei selten wirklich nervös, sagt Fergus weiter. Es werde interessant sein zu sehen was passiert, wenn die Erwartungen von aussen an sie plötzlich steigen. «Sie ist ein sehr typischer, sehr entspannter Kiwi-Teenager. Und nach dem, was ich von ihr bisher gesehen habe, gehe ich davon aus, dass sie auch neue Drucksituationen ganz gut wird managen können.»
Einer, der die Rennfahrerin Alice Robinson auch bestens kennt, ist Tim Cafe. Ehemals selbst Skirennfahrer und für Neuseeland Teilnehmer an zwei Weltmeisterschaften (2009 und 2011) sowie an den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver, ist der 32-Jährige heute als Trainer tätig.
«Ich war Alice‘ Trainer auf Vereinsebene bei den U14, U16 und in den ersten beiden FIS-Jahren. Sie war schon immer ein sehr entschlossenes und zielgerichtet agierendes Kind, das den sportlichen Wettbewerb gesucht hat», erinnert sich Cafe. Kennengelernt hatte er die gesamte Familie Robinson bei einem Familienurlaub.
«Sie war 10 Jahre alt und schon damals war ich sicher, dass sie die Möglichkeiten mitbringt, um es nach ganz oben schaffen zu können. Sie hat beim Aufkanten der Skies stets die Grenzen des Machbaren ausgelotet und hatte schlicht keine Angst.»
«Sie wird keine Slalom-Fahrerin werden»
Darüber, dass aus Alice Robinson keine Slalom-Königen à la Mikaela Shiffrin wird, sind sich Fergus und Cafe – unabhängig voneinander – einig. Slalom hat Cafe mit der jungen Neuseeländerin einzig trainiert, um die Geschicklichkeit und die Oberkörperstabilität zu fördern. «Aber sie wird keine Slalomfahrerin werden», so Cafe.
«Sie hat körperlich noch etwas aufzuholen und es wird noch etwas dauern, bis sie sich im Speed in allen Situationen wirklich wohl fühlt. Aber wir haben in der Vorbereitung auf diesen Winter mit dem spezifischen Super-G-Training begonnen. Und das hat sich bereits ausbezahlt. Wir werden sehen, wo das hinführt», sagt Fergus kryptisch.
Sieg in Sölden war erst der Anfang
Cafe seinerseits ist überzeugt, dass sie das Zeug zur Speedfahrerin hat. «Sie kann mit dem Gelände spielen und sie fährt die schnellen Kurven wirklich grossartig. Noch hat sie wenig Speed-Erfahrung und sie muss an den Gleitfähigkeiten und an den Sprüngen arbeiten. Aber sie liebt das Tempo und hat keinerlei Angst.»
Das wiederum könnte den Gegnerinnen «Ängste» bereiten. Aktuell drückt Alice Robinson in ihrer Heimat wieder die Schulbank. Bleibt sie bei guter Gesundheit und macht sie die erwarteten Fortschritte, dann wird der Name Alice Robinson in den Siegerinnen-Listen des Weltcups öfter auftauchen. Der Anfang ist mit dem Sieg in Sölden gemacht worden. Aber eben: das war nur der Anfang.